Eine kleine Unachtsamkeit nur, und mein wunderschönes Windlicht – zartrosa mit weißen Blumenranken – scheppert zu Boden und zerbricht in unzählige Stücke. Betroffen blicke ich auf den Scherbenhaufen und kehre die zerbrochenen Glasteile traurig zusammen. Ich liebe dieses Windlicht. Nun muss ich es schweren Herzens entsorgen. Doch das bringe ich im ersten Moment nicht übers Herz, und so lege ich die Scherben in der Küche auf die Theke.
„Weshalb leimst du dieses Windlicht nicht wieder zusammen?“, höre ich eine leise Stimme in mir. „Auch ein zerbrochenes Gefäß ist wunderschön und kostbar und strahlt hell im warmen Licht der Kerze.“
Bewegt halte ich inne. Gott spricht wie so oft inmitten des Alltags zu meinem Herzen. Mit zittrigen Händen beginne ich das vor mir liegende Scherbenpuzzle zusammenzusetzen. Es ist ein aufwändiges Unterfangen, die Scherben in der richtigen Reihenfolge aneinanderzukleben. Nicht jedes Stück passt noch genau auf das andere. Als ich fertig bin, betrachte ich mein Werk. Das Windlicht weist unzählige Risse und Löcher auf. Diese Spuren erzählen von seinem großen Fall. Doch es ist so weit wiederhergestellt, dass es seinen Zweck erfüllen kann. Behutsam lege ich eine neue Kerze hinein. Das Kerzenlicht leuchtet hell durch das mit Rissen versehene Glas.
Nachdenklich blicke ich in das flackernde Kerzenlicht. Auch ich bin ein zerbrechliches Gefäß. Die Bibel spricht an mehreren Stellen davon. „Wie ein zerbrochenes Gefäßbin ich, das achtlos weggeworfen wurde“, klagt David in Psalm 31,13. Und Paulus schreibt: „Denn so wie Gott einmal befahl: ,Licht soll aus der Dunkelheit hervorbrechen!´, so hat sein Licht auch unsere Herzen erhellt ... Diesen kostbaren Schatz tragen wir in uns, obwohl wir nur zerbrechliche Gefäße sind. So wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst. Die Schwierigkeiten bedrängen uns von allen Seiten, und doch werden wir nicht von ihnen überwältigt. Wir sind oft ratlos, aber wir verzweifeln nicht“ (2. Korinther 4,6–8).
Mir ist, als spiegle dieses zerbrochene Windlicht mein Leben wider. Wie viel Zerbruch habe ich bereits erlebt? Oft am Rande der Verzweiflung habe ich nach Sinn und Ziel im Leben gerungen. Mein Leben ist ein zerbrechliches Gefäß, das Spuren von Rissen und Narben aufweist, die von Wunden und Wundern erzählen.Mehr noch: von Widerherstellung und Heilung. Einmal mehr berührt mich die unergründliche, unfassbare Liebe tief, mit der Jesus mich umworben, gesucht, gefunden, errettet, wiederhergestellt und geheilt hat.
In Psalm 147,3 ist dies bildlich beschrieben: „Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“ Ich muss kein makelloses Gefäß sein, damit Gott durch mich wirken kann. Denn ich trage einen kostbaren Schatz in mir. Sein helles, warmes, heilsames Licht leuchtet auch durch ein zerbrechliches Gefäß – mitten in diese dunkle, von Schmerzen gezeichnete Welt.
4 Antworten
Wie wunderbar und so tröstlich formuliert. DANKE von Herzen, liebe Irene.
Vielen Dank <3
Das ist ein wunderbares Bild, das ich mir (hoffentlich) gut merken kann. 💔❤️🩹💚
So oft sehe ich mich als völlig unzulänglich an, und hoffe einfach nur, dass Gott meine schwächlichen Versuche, das Richtige zu tun, Gutes für das Reich Gottes zu tun, nimmt, und vervollständigt.
IHM traue ich das zu.
Da können wir doch nur außerordentlich froh und dankbar sein, dass es solche Menschen, solche Lichtpunkte, die für andere Menschen scheinen und sichtbar sind, noch gibt in dieser dunklen von Schmerzen gezeichneten Welt!
Ich möchte dazugehören und Licht für Andere auf dem Weg sein - mit Gottes Hilfe.
Danke, liebe Frau Bircher, für diesen hoffnungsvollen Beitrag.