Das darf doch nicht wahr sein! Da haben diese Handwerker doch tatsächlich die Raufaser-Tapete mit der falschen Seite aufgeklebt. In der gesamten Einliegerwohnung! Das Zeug muss nochmals runter und richtig an die Wand. Wozu haben wir Fachleute angestellt?!
Doch so einfach ist das nicht. Schließlich sind die Handwerker auch auf anderen Baustellen zugange. Und unsere Baustelle hat ihren Zeitplan. So kommt es, dass sich mein Mann bereiterklärt, die Tapete selbst abzumachen. Glücklicherweise hat er gerade Urlaub. Natürlich hätte er jede Menge anderes rund um die Baustelle zu tun. Ich habe meinen freien Tag und hatte auch anderes vor als Abtapezieren. Jetzt stehen wir beide bei strahlendem Sonnenschein mit Walze und Eimer in unseren Kellerräumen und weichen die Tapete ein, um sie dann mühsam von der Wand zu kratzen. Was für ein Tagesprogramm! Ich bringe meinen Unmut darüber deutlich zum Ausdruck und bruddle vor mich hin.
Da steht auf einmal ein Bibelwort vor meinem inneren Auge: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn“ (Kolosser 3,23). Alles. Was. Ihr. Tut. Alles!!! Auch diese sowas von überflüssige Arbeit? Ja, auch diese vermeintlich unnötige Sache! Es ist, als ob mein „himmlischer Chef“ mich zurückgepfiffen hätte: „So nicht, meine liebe Doro! So tust du weder dir noch mir etwas Gutes. Entscheide dich. Leg den Ärger und dein vermeintliches Recht auf diesen Ärger weg. Tu es von Herzen! Für mich.“
Etwas widerwillig lasse ich mich darauf ein. Lege den Ärger auf die Handwerker beiseite. Auch meinen ursprünglichen Tagesplan. Und entscheide mich dafür, meinem Mann eine gute „Baustellen-Kameradin“ zu sein. Ohne Jammern und Mosern.
Der Start ist mühsam. Die Arbeit ein Berg. Doch langsam stellt sich der erste sichtbare Erfolg ein: Die erste Wand ist frei. Es liegen noch viele Wände vor uns. Doch es geht vorwärts. Eigentlich ist es ein befriedigendes Gefühl, so miteinander zu arbeiten. Über mein Handy läuft ein Vortrag, dessen Thema ansprechend und wertvoll ist und der mich zuweilen sogar zum Lachen bringt. Und ich denke: Ja, Jesus. Es ist sowas von besser, alles mit dir und für dich zu tun, anstatt allein vor mich hinzugrummeln. Danke für deine liebevolle Ermahnung! Am Abend sind die Wände wie geschleckt, und zwei müde Laien-Handwerker schauen dankbar auf den Tag mit seiner Plage zurück. Geschafft! Zusammen!
Es gibt so vieles, was uns unnötig oder bedeutungslos erscheint. Im Laufe eines Tages. Auch im Rückblick auf manche Lebensabschnitte. Ich bin so dankbar, dass es in meinem Leben viel weniger um das Was geht als um das Wie. Nicht um das Geschaffte, Geleistete, um meine Lebensprodukte oder Tageswerke. Es geht vielmehr um mein Sein. Um meine Haltung und Herzenseinstellung. Wie ich Aufgaben erledige. Wie ich Menschen begegne. Wie ich mit mir selbst umgehe. Jesus möchte mein Wesen verwandeln. Das ist sein eigentliches Lebensprojekt mit mir. Mit jedem von uns.
Ich möchte es mir zu Herzen nehmen: Alles, jeden Moment im Laufe des Tages, mit und für Gott! Und das möglichst ohne Bruddeln.
5 Antworten
Das passt ganz gut, mein Tagesplan wurde heute auch durchgewirbelt und da bin auch selten gut gelaunt...
Liebe Dorothea,
danke dir von Herzen für deinen Impuls, der mich sehr ermutigt hat!
Herzlichst,
deine Anne
Puh, ich hab nur durch das Lesen „einen Hals“ auf die Handwerker bekommen 🤬😅
Umso herasfordernder und gleichermaßen ermutigender der nachfolgende Text …
Da muss ich mir vielleicht mal ein bisschen fester an die Nase packen 😉
Danke für‘s Teilen des -echten Lebens-
im Licht des Wortes und der Liebe des HERRN 🙏🏼💝
Oh ja...
diese Haltung ist im Alltag überlebenswichtig. Es kommt so oft anders als man es sich wünscht oder geplant hat!
Gerade heute ist der Wunschplan gesundheitlich nicht möglich. Die Ermutigung das positiv zu sehen, weil Gott mit mir einen anderen Plan hat, tut mit sehr gut.
Danke