Krach! Diese Tür war zu. Und auch die nächste. Wir haben gerade mit dem Frühstück begonnen. Vielleicht zu spät. Wenn er hungrig ist, ist mein Vorschuljunge wie ich: leicht reizbar, schlecht gelaunt, schnell angepiekt. So kam es wegen einer Kleinigkeit zum Streit. Dann stand er unvermittelt auf und ging zur Tür. Als ich ihn beim Rausgehen fragte, wo er hinwolle, explodierte er fast. „Auf die Toilette natürlich, Mama, das kannst du dir doch denken!“
Nun ist die Tür zur Küche also zu. Die Badezimmertür auch. Und ich kämpfe mit dem Drang, hinter ihm herzulaufen und ihn zur Rede zu stellen. Aber nicht, während er auf der Toilette sitzt. Diese Situation will ich uns beiden ersparen. Ich ringe trotzdem mit mir. Das kann ich ihm doch nicht durchgehen lassen!, denke ich.
Da spüre ich den Heiligen Geist an meiner Seele zupfen und seine leise Ermutigung beruhigt mich. Mir wird klar: Ich darf, nein, muss ihn selbst zur Besinnung kommen lassen. Das ist viel effektiver und nachhaltiger, als wenn ich laut werde und ihm meinen Ärger überstülpe. Mein Herz klammert sich an Gott – ich brauche seine Hilfe, diesem Impuls Raum zu geben und nicht doch zu ihm zu gehen.
Die Minuten verstreichen und werden zäh. Ich höre ihn aus dem Bad kommen, aber er kommt nicht direkt in die Küche. Wo geht er hin? Was macht er? „Sollte ich nicht doch zu ihm gehen, Jesus?“
Ich bleibe sitzen und warte. Ein wenig später wird vorsichtig die Türklinke heruntergedrückt. Zerknirscht kommt er herein und sagt: „Es tut mir leid, Mama, dass ich so zu dir war.“ Erleichtert atmet mein Herz auf. Ich gehe sofort zu ihm und nehme ihn in den Arm. Erkläre ihm, dass unfreundliches Verhalten nicht okay ist. Aber zwischen uns ist nun alles wieder okay.
Ich bin so froh, dass Jesus nicht nur ihm, sondern auch mir geholfen hat, zur Besinnung zu kommen. Ohne ihn, der meine Seele beruhigt hat, hätte ich es nicht geschafft, mich zu beherrschen. Die überstandene Situation geht mir nach und mir wird bewusst: So ist Gott – er gibt uns Raum, unserem Ärger Luft zu machen. Er hält das aus. Bleibt freundlich, auch wenn wir unfreundlich werden. Gibt uns Zeit, zur Besinnung zu kommen. Und empfängt uns wieder mit offenen Armen. „Danke, Jesus!“
7 Antworten
Ist das schön,wie ich mich da auch wieder erkenne.Mir steht eine Aussprache mit meinen Kindern bevor,der Kontakt ist fast auf null,ich habe mich nach über 20 Jahren von meinem Mann getrennt und die Kinder sind da geblieben,sie sind dort aufgewachsen und haben sich zurück gezogen,sie schützen sich selbst aber sind inmitten von tausend Meinungen von Menschen die gar nicht wissen wie weit ich am Ende war und warum ich diese Entscheidung treffen musste.Nun hoffe ich das sie auch kommen und sich anhören was ich zu sagen habe das es auch für mich schmerzhaft ist,ich war immer für sie da und nun muss auch ich einen neuen Weg finden.Ich hoffe das wir im Schutz des heiligen Geistes stehen und es Heilung gibt ,denn auch sie sind verletzt.
Vielen Dank, das war ein sehr wertvoller Impuls!
Danke für diesen Montagsgedanken. Er inspiriert mich gerade im Umgang mit unserem Jüngsten.
Danke für den Impuls. Ich habe gerade zu Mittag gegessen und es lehrt mich, mich zu entschuldigen, wenn ich zur Besinnung komme. Manchmal wird mir erst geraume Zeit später etwas bewusst, was ich falsch gemacht habe. Und habe mich dann nicht entschuldigt oder darüber mit dem Betreffenden gesprochen. Sondern das mit mir alleine abgemacht. Aber der andere muss es wissen, was mir leid tut, damit er es auch vergeben kann und unsere Beziehung das nicht mehr belastet.
Ich bete für dich, Kathrin.
Beim Lesen fühlte ich mich ca 10 Jahre zurückversetzt.... mit unserem Jüngsten habe ich damals öfters solche Situationen "durchmachen" müssen.
Auch ich musste jedesmal zur Besinnung durch Gottes Zuwendung kommen.
Danke Carine