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Montag, 27.03.2023

Zu schwer

zum Fliegen?

Es sind nur noch wenige Meter, dann habe ich den kleinen See umrundet. Ein undefinierbares Geräusch zieht plötzlich meinen Blick auf die Wasserfläche. Es klingt nach heftig aufgewirbeltem Wasser, nach einem kräftig plätschernden Brunnen oder wild um sich spritzenden Freibadkindern. Und dann sehe ich die Krachmacher: Es sind die zwei Schwäne, die ich auf der anderen Seite des Ufers schon bewundert habe. Mit ihren langen Hälsen hatten sie sich nach den Blättern eines Strauches ausgestreckt, dessen Zweige über das Wasser reichten. Ein bisschen rupfen, ein bisschen knabbern, und weiter zogen sie, die zwei weißen Prachtkerle. Jetzt waren sie dabei, sich mit mächtigen Flügelschlägen aus dem Wasser aufzurichten und zu erheben.

Das dauert! Doch dann laufen sie los. Wie auf der Startbahn eines Wasserflughafens. Jetzt wird es aber knapp! Wenn sie nicht endlich abheben, gibt es ein Unglück in den Bäumen. Doch sie finden eine Schneise mit niederem Gestrüpp und ziehen rechtzeitig nach oben. Mit rauschenden Flügeln fliegen sie an mir vorbei, während ich den Kopf ein bisschen einziehe. Was für ein Wunder! Diese dicken, gefiederten Tiere in der Luft.

Unwillkürlich wandern meine Gedanken zu den Lasten meiner Seele, die mir das Aufschwingen zu Lob und Anbetung oft erschweren. Sorgen, die unüberwindbar erscheinen. Menschen, die mir am Herzen liegen. Oder Menschen, die mir Mühe machen. Angst vor Aufgaben, die mir zwei Nummern zu groß erscheinen. Die Not im Kleinen und Großen, die mich umgibt. Alles in allem das mangelnde Vertrauen, dass mir mein himmlischer Vater die Kraft zum Fliegen geben wird. Heute ist es die seit Wochen anhaltende kleine Kraft, die mich körperlich lahmlegt. Ob ich es schaffe, meine Flügel zu schwingen, mich aufzurichten und den Blick auf Jesus zu richten? Ob ich es schaffe, loszulaufen auf der Startbahn des Dankens, um mich von Gottes Frieden und Freude einhüllen zu lassen? Abzuheben, und mich in den Himmel der Anbetung aufzuschwingen, und im Anblick seiner Liebe, seiner Macht und Größe zu staunen und neu Vertrauen zu fassen? Zu fliegen, erhaben über allem „Klein-mal-Klein“ meines Lebens?

Was für ein Geschenk, dass ich Flügel habe. Flügel mit Kraft, die auch in Schwachheit stark ist, weil sie aus der Ewigkeit kommt (2. Korinther12,9). In Jesaja 40,31 steht: „Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“

Kraft, um meinen Kopf nicht hängen zu lassen, sondern zu erheben. Zu Lob und Dank. König David sagt: „Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein“ (Psalm 34,2). Er kannte das Geheimnis des Lobens: „Loben zieht nach oben. Danken schützt vor Wanken!“ Loben, um Gottes Ehre willen. Aber auch um meinetwillen.

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8 Antworten

  1. Danke, brauche ich gerade heute.
    Diese Ermutigung trifft mich mitten in meinen Alltag hinein der mir heute so beschwerlich erscheint.

  2. Liebe Dorothea Kerner,
    wie oft geht es mir wie Ihnen. Ja, ich kann diesen Zustand nachfühlen, in dem man sich manchmal befindet, körperlich oder seelisch gesehen. Oft möchte eine bleierne Müdigkeit mich lähmen angesichts der verschiedenen Sorgen. Von wo kommt mir Hilfe ? Immer mehr, je älter ich werde, suche ich Zuflucht bei dem, der mich gemacht hat und dem ich vor vielen Jahren mein Leben anvertraut habe, bei Gott.

    Heute früh hörte ich mir durch einen Hinweis ein neues Lied auf einem abonnierten YouTube Kanal an mit dem Titel „Ein Vogel ohne Flügel“. Am Ende des Liedes ploppte der Hinweis auf die Montagsgedanken auf meinem Tablet auf: „Zu schwer zum Fliegen ?“. Nun war mein Interesse um so mehr  geweckt, diese zu lesen.

    Wie tröstlich sind Ihre Gedanken und tun mir gut. Danke dafür.
    Und ich werde an Psalm 139 Vers 9 und 10 erinnert:
    "Nähme ich die Flügel der Morgenröte oder wohnte am äußersten Meer, würde deine Hand mich auch dort führen und dein starker Arm mich halten."
    Ja, da stimme ich Ihnen zu: was für ein Geschenk, Flügel zu haben. Ich nenne die Flügel Glaube und Vertrauen.

  3. Liebe Dorothea,
    Dein Text hat mich wirklich abgeholt. Gleich zwei meiner Lieblingsbibelstellen aus Jesaja und Psalm 34. Es war so, als hätte Jesus persönlich mir Kraft zu gesprochen. Auch meine Kraft, insbesondere die körperliche, ist im Moment viel zu klein. Aber dieser Zuspruch hat mich sehr getröstet und beruhigt.
    Herzlichen Dank

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