Es hielt mich nicht länger im Haus. Die Sonne schien so strahlend, dass sie die schneebedeckten Bäume, Büsche und Felder zum Glitzern brachte. Ein Spaziergang wäre jetzt genau das Richtige, am liebsten in netter Begleitung.
Mir war sowieso schon die Decke auf den Kopf gefallen! Hoffnungsvoll rief ich eine Freundin an. Sie war nicht zu Hause. Eine andere auch nicht. Nach drei vergeblichen Anrufen versuchte ich es bei der Nachbarin. Wir hatten uns schon lange nicht mehr gesehen, geschweige denn über unser Befinden ausgetauscht. Im Winter finden eben kaum jene Gespräche am Gartenzaun statt, die sich in der warmen Jahreszeit ganz von selbst ergeben. Aber auch hier: Niemand zu Hause.
Ein bisschen ratlos kehrte ich um. Dabei fiel mein Blick auf die Blumentöpfe, die noch vom letzten Herbst auf meinem Fensterbrett standen. Aus einem ragten verdorrte Zweige hervor. Sie gaben zwar ein apartes Bild ab, aber es war wohl an der Zeit, die offensichtlich erfrorene Pflanze auf den Kompost zu werfen. Schade, sie hatte so schön geblüht! Eigentlich hatte ich sie über den Winter retten wollen, hatte es aber versäumt, sie vor dem Frost in den Keller zu holen. Na ja, der Gärtner würde sich freuen, wenn ich ihm etwas Neues abkaufte.
Aber was war denn das? Als ich die Pflanze aus dem Topf löste, entdeckte ich: Sie war gar nicht eingegangen, nein, sie hatte bereits neu getrieben! Äußerlich waren zwar nur die Reste vom Vorjahr zu sehen, braun und dürr, aber der Wurzelstock lebte noch und spürte bereits den Frühling.
„Danke, Jesus!“ Meine Freude flog zum Himmel. Nun hatte er mich persönlich aus dem Trübsinn geholt. Anstelle einer Freundin redete Gott selbst mit mir. Er zeigte mir, dass der äußere Schein oftmals täuscht. Neues bahnt sich meist im Verborgenen an, und auch momentane Schwierigkeiten müssen es nicht erdrücken.
Weist nicht jeder Frühling neu auf diese hoffnungsvolle Tatsache hin? Für mich war diese Entdeckung im Blumentopf wie ein liebevoller Gruß meines Vaters im Himmel. Als Schöpfer aller Dinge lässt er nicht nur Pflanzen neu austreiben. Er wird auch in meinem Leben immer wieder neue Blüten schenken.
Mirjam Fisch-Köhler
4 Antworten
Liebe Mirjam
Wie wunderabr deine Geschichte. Vielen Dank Sie ist so passend für die heutige Zeit. Wenn wir die Hoffnung nicht aufgeben begegnet uns die Liebe Gottes an einem unscheinbaren Ort den wir schon aufgegeben hatten. Ja seine Lieb erweist sich immer wieer dort wo wir es nicht für möglich betrachten. einen gesegneten Frühling mit neuer Freude über die Liebe Gottes im Alltag.
Elisabeth
Danke für den tollen Beitrag.
Es hat mich sehr angesprochen. Unser Familienleben ist zur im starken Umbruch und man sieht nur das Schlimme um sich herum. Aber Gott bereitet schon was Neues für uns vor und darauf freue ich mich.
Halleluja
Vielen Dank für diese "Übersetzung" von Gottes Liebe in die Alltagssprache. Dieser Text hat mir heute gut getan - obwohl schon Dienstag ist, ;-).
Genau wie bei " Keller" ist auch unsere Familie starken Umbrüchen, negativ besetzt, ausgesetzt , und trotzdem darf ich auf neue Blüten unter den alten vertrockneten Stengeln hoffen, denn Gott hat einen Plan und weiss, warum wir gerade jetzt durch eine schlimme Zeit gehen .
LG Marina