Ich lebe als Single in einer Einzimmerwohnung. Ziemlich still ist es hier. Oft bin ich mit meinen Gedanken allein. Darum war es für mich eine Art Kulturschock, als ich kürzlich für ein paar Tage meine Schwester mit einem Baby und einem Kleinkind besuchte. Meistens schlief ich mit ihr und dem Baby in einem Zimmer. Ich war umringt von Bilderbüchern, Schnullern und Spielzeugautos. Meine Tage bestanden aus den Wörtern „Oh“ und „Brrruummm“ und aus Gesprächen mit Mamas. Eines, was völlig wegfiel, war die Musik. Die Kinder wollten bespaßt, das Essen gekocht und die Wohnung gesaugt werden. So kam es, dass ich stolz war, keine Zeit mehr für mein Handy zu haben, ohne zu merken, dass damit auch die Musik aus meinem Leben verschwand. Ich dachte, es wäre gut, mich nicht immer „bedudeln“ zu lassen. Zeit für Gedanken über mich selbst gab es einfach nicht. Alle Fragen? Verdrängt. Alle Zweifel? Keine Zeit. Alles Traurige? Ich kann gerade nicht. Aber waren sie deshalb weg? Keineswegs.
Erst viele Wochen später, als ich krank wurde, kam ich auf die Idee, wieder Musik anzumachen. Es war das Lied „Komm, vertrau mir noch mal“ von Sefora Nelson. Viele Fragen plagten mich gerade jetzt, wo ich kraftlos den ganzen Tag nur im Bett liegen konnte. Ich hatte versucht, so beschäftigt weiterzuleben, damit die Fragen und Ängste in meinem Kopf nicht so laut wurden. Da hörte ich Sefora singen von Trost und Vertrauen und dass Gott mich nie verlassen wird.
Der Schriftsteller Victor Hugo sagte einmal: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ Da war so viel Unausgesprochenes in mir. So viel Verdrängtes, auch ein zaghafter Glaube, den ich nicht wagte, laut auszusprechen. Durch den Nebel des Alltags hindurch erreichte Gott mit dieser Musik mein Herz. So zärtlich, so tröstend, so ermutigend, so nah. Die Tränen begannen zu laufen. Jemand hatte mein Herz berührt und mich innerlich aufgerichtet. In der Musik erlebte ich, was ich lange vermisst hatte: Frieden und Gesehen-Werden.
Über König Salomo wird gesagt: „Er verfasste … tausendundfünf Lieder“ (1. Könige 5,12). Wozu braucht ein König Lieder? Um ein Volk zu führen? Gott sagt uns, dass Musik wichtig ist: „Lasst euch stattdessen vom Heiligen Geist erfüllen. Singt miteinander … geistliche Lieder, und in euren Herzen wird Musik sein zum Lob Gottes“ (Epheser 5,18–19) Ich fühlte, wie der Geist Gottes durch die Musik in meinem Leben Raum einnahm: Zuversicht, Vertrauen, Mut, Geduld, Sanftmut fielen mir plötzlich leichter. Steine in meinem Herz bekamen Flügel.
Eine Freundin von mir, deren Eltern nicht gläubig sind, hat als Kind den Glauben durch Hörspiele und Lieder kennengelernt. Musik ist mächtig. Gott will uns durch sie stärken. Darum wünsche ich mir heute ein Lied auf den Lippen, das von einem wunderbaren Gott singt und meinen Blick über den Alltag hinaus zu Gott hebt.
4 Antworten
Durch die Musik spricht Gott zu mir. Wenn ich auf Spotify meine Musik höre, werde ich sehr oft von den Texten so angesprochen, dass ich das Gefühl habe, Gott meint gerade mich. Lieder sind eine wertvolle Art, Gottes Liebe zu uns zu zeigen.
Vielen lieben Dank für die wunderbaren Gedanken. Auch ich habe schon erlebt und erlebe es noch, wie mich Musik getröstet hat und zu zur Ruhe kommen ließ . Ich muss mich nur öfter darauf einlassen.
Danke für die ehrlichen und ermutigenden Montagsgedanken. Sie sprechen mich sehr an und auch mir geht es oft ähnlich, so viel unausgesprochenes und verdrängtes holt Lobpreismusik aus der Versenkung meiner überforderten Seele. Dass tut einfach nur gut und Gott begegnet mir wieder neu und ergreift tröstlich meine Hand und erfüllt mein Herz mit Zuversicht. Liebe Grüße und Gottes Segen! Dorothee
Liebe Ronja,
danke für Deine Offenheit! Ja, es ist so wichtig der Seele Raum zu geben. Musik ist sehr hilfreich und wenn die Möglichkeit da ist auch selber musizieren. Ich habe das für mich in den letzten Jahren als wichtiges Ventil entdenkt. Ich finde Halt und tiefe Verbindung zu anderen Menschen.