Kontakt & Service

Montag, 23.03.2020

Mit kleinen Dingen Gutes tun

Ein anstrengender zwölfstündiger Nachtdienst in der Notaufnahme lag vor mir, in der ich als Krankenschwester arbeite. Die letzten Wochen auf der Arbeit waren herausfordernd gewesen. Wir waren dauerhaft unterbesetzt, neues Personal musste eingearbeitet werden, das Krankenhaus war überbelegt und eine Flutwelle von Patienten folgte der nächsten. Es gab so viel zu tun und ich wusste oft nicht, wie ich alles bewältigen sollte.
Auch dieser Nachtdienst versprach nichts anderes. So versorgte ich im Eiltempo meine großen und kleinen Patienten. Auf dem Weg zur Pause hielt mich eine Patientin auf und meinte: „Ich kenne Sie doch!“ Ich überlegte krampfhaft, wo ich sie schon einmal gesehen hatte. Aber das Gesicht kam mir nicht bekannt vor. Etwas verlegen gab ich zu, dass ich mich nicht an sie erinnern konnte. Da fragte mich die Dame, ob ich schon vor vier Jahren hier gearbeitet habe. Ich bejahte. Nun wollte sie sich bei mir bedanken, denn sie werde nie vergessen, was ich in jener Nacht für ihre Nachbarin getan hatte. Ihre Nachbarin lag damals im Sterben und als sie in die Notaufnahme kam, war ich da und nahm mir die Zeit, ihrer Nachbarin die Hand zu halten. Mit Tränen in den Augen bedankte sie sich noch einmal und meinte, diese kleine Geste hätte einen großen Unterschied für sie beide gemacht. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging mir die Arbeit in dieser Nacht viel leichter von der Hand.
Diese kleine Begebenheit stimmte mich nachdenklich. Oft sind es die kleinen Taten, die einen großen Unterschied im Leben anderer machen können. Ein Lächeln, ein Wort der Ermutigung, anteilnehmende Worte oder eine tröstende Geste in einer turbulenten Nacht in der Notaufnahme. Für diesen einen Menschen macht es einen Unterschied.

Daniela Merkert

"Danke" an die Autorin

Der Beitrag hat Ihnen gefallen? Sagen Sie „Danke!“ mit einem Kommentar.

Artikel teilen?

Was denken Sie?

Teilen Sie Ihre Gedanke mit uns und anderen Lesern! Wir freuen uns über Ihren Beitrag.

> Kommentieren

10 Antworten

  1. Manchmal stimmt es mich traurig, dass wir in der heutigen Zeit, für ein Hände halten DANKE sagen "müssen". Und dies, weil es so selten geworden ist, dass wir Menschen Zeit für andere haben, auch wenn es nur ein Hände halten ist.

  2. Mehr denn je, ist unser Gebet, unser Bibel lesen gefragt.

    Einfach damit wir Christen vorbereitet sind, Salz zu sein. Licht zu sein. Der Bericht oben, zeigt es uns. Danke dafür.

    Vor ein paar Tagen, sahen wir uns den Film Hacksow Ridge an ...
    Die Entscheidung. ( da war Corona noch nicht im Land )

    Ein Soldat musste viele kleine Entscheidungen treffen und Gott stand ihm bei. Am Ende des Films kamen einige Männer zu Wort.
    Ich war sprachlos.

    Herr, ich danke dir, was Du heute wieder tun wirst ... für jeden Menschen, den Du heute retten wirst.... für den Trost, den DU geben wirst, denn Du hast versprochen, das zu tun. .... und wenn Du mich dazu gebrauchen willst: hier bin ich, Herr

    Das ist mein Gebet für uns Christen.... mit Psalm 91 .... den ich die nächsten Tage, auswendig lernen möchte....

  3. Ja,die bedürftigen,meist einsamen Menschen freuen sich so sehr über zwischenmenschliche Wärme und ein großes Herz....Danken es einem,so dass so schöne Agape-Liebe fliesst- und somit Patient und mich glücklich macht!
    Leider sehen das die Chefs anders .
    Ich bin gerade etwas geknickt ...musste mir sagen lassen,ich sollte nicht so viel Zeit mit den Patienten verbringen...schneller sein....

  4. Herzlichen Dank, dass Sie diese Begebenheit teilen! Ich selber arbeite als Pflegefachrau, nicht in einer Notaufnahme, sondern in der ambulanten Pflege bei den Klienten zu Hause. Ganz so turbulent ist es bei uns nicht, wie in der Notaufnahme, aber auch wir nüssen den Zeitplan möglichst einhalten und manchmal fällt es mir schwer, eine Klientin/einen Klienten in ihrem Mitteilungsbedürfnis zu unterbrechen, weil ich dringend weiter muss. Auch ich mache immer mal wieder die Erfahrung, dass ich von ihnen selber oder von einer Arbeitskollegin/kollegen, die mir das ausrichten, ein Feedback bekomme, dass sie dies oder jenes sehr geschätzt haben. Ja, so eine Anerkennung bewirkt, dass einem dann die Arbeit leicht von der Hand geht, obwohl die Zeit nicht langsamer läuft.

  5. Wer im Krankenhaus arbeitet, weiß dass Hände halten eher die Seltenheit ist, weil das System es nicht hergibt. Und trotzdem gibt es immer wieder Engel wie sie, die es schaffen, dieses System zu durchbrechen. Ich kann die Freude dieser Berufskollegin und ihr Erleben im Nachtdienst gut nachempfinden.

  6. Vielleicht birgt dieser schreckliche Virus die Chance für uns, wieder bewusster miteinander umzugehen und eben nicht alles für selbstverständlich zu nehmen.
    Wir sind in vielen Bereichen so übersättigt, dass wir uns darüber aufregen, wenn es nicht glatt und zu unserer persönlichen Zufriedenheit läuft.
    All das, was derzeit über uns wegrollt, mag uns den Blick öffnen für nette Gesten, den Wert der Mitmenschlichkeit und des Miteinanders; und uns auch die Herzen öffnen, dass wir netter und nachsichtiger mit anderen umgehen.
    Dass wir nicht Danken "müssen", sondern es mit Freude tun - Freude für uns und Freude für unser Gegenüber.

  7. Einerseits ist es schrecklich mitzuerleben, was so ein Virus anrichten kann. ABER in der Geschichte und den Kommentaren wird deutlich, wir rücken näher als sonst zusammen.
    Obwohl wir Abstand wahren. Ich danke Allen. Macht es doch für mich deutlich, dass GOTT am Wirken ist. ER ist immer noch Größer. Halleluja Seid alle von IHM gesegnet

  8. Kurz vor der Coronakrise machten wir im Seniorenheim einen Geburtstagsbesuch. Vor dem Mittagessen sah ich, dass am Nebentisch eine alte Dame ganz tief in ihren Rollstuhl gerutscht war. Nun kam die Pflegerin und zog sie hoch, damit sie gut am Tisch sitzen konnte. Die Dame war dement und begann zu jammern. Ich dachte:"Sie versteht nicht, warum sie jetzt anders sitzt, darum klagt sie durch Jammern." Ich fuhr leise mit meinem Rollator zu ihr und sagte:"Wie schön, dass die Schwester sie wieder grade hingesetzt hat, nun können sie doch schön in ihren Teller schauen. Ich bin so klein geworden, dass ich jetzt immer auf einem ganz dicken Kissen sitzen muß, um in meinen Teller sehen zu können." Da lächelte sie, nahm leise meine Hand vom Rollator, führte sie sachte zu ihrem Mund und gab mir ein Handküsschen. Ich war berührt von so viel zärtlicher Liebe.

  9. Danke für diesen ermutigenden Bericht. Ja, so ist es wirklich. Die Verkäuferin an der Kasse anlächeln, anderen die Tür aufhalten oder ihnen Vortritt gewähren. All diese Kleinigkeiten sind Wärme und Liebe Gottes, die wir weitergeben, und sei es noch so eine kleine Geste. Die Menschlichkeit, die Liebe ist in vielen erkaltet, wie es die Bibel ihr sagt für die Zeiten gegen Ende. So ist es gut, wenn wir über unserem eigenen Stress, Ärger, vielleicht auch Ängsten und Sorgen dennoch diese kleinen Gesten nicht vergessen; letztendlich sind wir als Kinder Gottes, die Einzigen, die noch Licht in die immer dunkler werdende Dunkelheit bringen können. Wenn ich auf Intensivstation in der Pflege am Patienten arbeite, streiche ich den Patienten gerne ein paarmal über die Stirn und das Haar, das hat irgendwie etwas Tröstendes und vermittelt dem Patienten, dass er für mich nicht nur „Arbeit“ ist, sondern mein Herz mit ihm fühlt.
    Es hat sich zumindest noch niemand darüber beschwert 😉

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Keinen Montag verpassen?
Unser Impuls zum Wochenstart jeden Montag im Postfach 

> NEWSLETTER ANMELDEN

Mehr Montage

Als sie von einer Bewahrung hört, ist Nicole Sturm betroffen – und fragt sich, ob da ein Wunder im Spiel ist.

Von Nicole Sturm

Was wäre, wenn? Sina Hottenbacher wagt das Gedankenexperiment, was geschehen würde, wenn sie sich und andere mit Gottes Augen sehen könnte.

Von Sina Hottenbacher

Von klein auf ist Brot für Dorothea Kerner ein wichtiger Teil ihres Lebens. Doch hat es damit noch mehr auf sich, als nur den Hunger zu stillen?

Von Dorothea Kerner

Was Jesus an Ostern erlitten hat, das gilt für jeden Menschen. Aber auch ganz persönlich für dich und mich. Da ist sich Monika Schlagmüller sicher.

Von Monika Schlagmüller

Ein Jahr volle Montage?

52 Impulse zum Wochenbeginn. Damit Montage zu Lieblingstagen werden.

> JETZT ALS E-BOOK BESTELLEN