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Montag, 27.08.2018

Gnadenzeit

Ich war im Stress und am Ende meiner Kräfte: drei Kinder in der Pubertät, das alte Haus im Umbau, überall Kisten und Chaos, Malerkübel und Umzugskartons. Da kam das Angebot, mit einer Freundin auszureiten, gerade recht. Mir einmal etwas Gutes tun, ja, das war jetzt genau das Richtige.
Wir hatten Spaß und galoppierten an den spätsommerlichen Maisfeldern entlang. Da machte mein Pferd plötzlich einen Satz zur Seite, ich spürte einen Ruck und schon krachte ich hart auf den Boden. Ein stechender Schmerz durchzuckte mich und ich wusste sofort: Da ist was nicht mehr so, wie es sein soll.
Meine Freundin stieg vom Pferd und wollte mir aufhelfen, doch ich konnte nicht aufstehen, es tat zu weh. So rief sie den Krankenwagen. Ich wurde ins Krankenhaus gebracht und schon bald sagte man mir, mein Becken sei gebrochen und ich müsste sechs Wochen im Bett liegen.
Ich bekam Panik. Wie sollte das gehen? Die Kinder, die Baustelle, der Umzug einer Tochter, nicht zu vergessen mein Mann, der einen stressigen Job hatte und den ich versorgen wollte. Ich fing an zu weinen und zu schimpfen. Zu Gott sagte ich: „Herr, warum hast du es zugelassen, dass ich mich so verletze? Du weißt doch, was ich alles um die Ohren habe und dass ich jetzt schon völlig fertig bin! Warum auch noch das? Ich kann jetzt nicht krank sein, schon gar nicht sechs Wochen lang im Bett liegen. Wie soll das gehen?“ Ich haderte mit mir, mit der Welt und mit Gott.
Dann nahm ich die Bibel zur Hand und dachte: Ich lese ein bisschen, dann tue ich wenigstens etwas Vernünftiges. Ich schlug einfach irgendwo auf, und was da stand, verschlug mir die Sprache: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit“ (2. Korinther 12,9). Sollte dieser Unfall zu irgendetwas gut sein?
Ich griff nach der Aidlinger Bibellese und schlug sie auf. Nun bekam ich eine Gänsehaut. Denn auch dort stand: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“ Was wollte Gott mir damit sagen? Das konnte doch kein Zufall sein.
Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. In den nächsten Tagen brachten mir die Frauen aus meinem Hauskreis ein Kästchen. Darin hatten sie für die sechs Wochen Bibelverse gesammelt – für jeden Tag einen, nur einer war doppelt: 2. Korinther 12,9!
Ich begann die Ruhe, die mir verordnet war, anzunehmen und zu genießen. Die Kinder mussten selbst aktiv werden, Familie und Freunde halfen, wo es nötig war, und auch mein Mann verhungerte nicht. Am Ende der sechs Wochen war diese Zeit zu einer Gnadenzeit geworden. Ich selbst hätte mir nie so eine lange Auszeit gegönnt und hatte sie doch so nötig gehabt.
So konnte ich danach gut erholt, körperlich und geistig gestärkt, wieder in den Alltag starten. Ich lobte Gott, dankte ihm für diese unfreiwillige Gnadenzeit und wusste fortan: Gott sorgt für uns.

"Danke" an die Autorin

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4 Antworten

  1. Der Herr sorgt für uns.
    Das habe ich auch erlebt,das durch ungeplante Ruhezeiten seine Fürsorge sichtbar wird,auch wenn es für uns völlig unverständlich scheint.

  2. Liebe Andrea,
    dies ist wirklich eine wunderbare Geschichte wie unser Gott uns führt und hindurchträgt und ich danke Gott und freue mich mit dir über dieses schöne Erlebnis. Beim Lesen dieser Montagsgedanken hat man (frau) den Eindruck, als ob deine Schmerzen und all das Schwere dieses Erlebnisses völlig in den Hintergrund gedrängt werden.
    Gottes Segen weiterhin für dich und deine Familie

  3. Wir Menschen wollen nicht Schwachsein. Wir alle kennen das. Und doch scheint sich Gott genau dort, oft auch am tiefsten Punkt, am meisten zu offenbaren, so zumindest nach der Erfahrung vieler und Gottes Zusage.
    Ich möchte gerne meine Haltung auch schon in den Zeiten in denen es mir gut geht verändern und damit rechnen, dass Gott sich mir in meiner nächsten Schwachheit, die mit Sicherheit kommen wird, zeigt.

  4. Danke liebe Andrea,
    das ist sehr ermutigend. Ich sitze gerade auf Arbeit in der Pause. Nach drei Wochen Urlaub der erste Arbeitstag. Deine Geschichte motiviert mich jetzt sehr für den Alltag.
    Wie Gott uns doch wunderbar führt.

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