Montag, 20.01.2020

Ein bisschen bei der Kerze sitzen

Wenn ich morgens um sechs Uhr in die Küche komme, ist es noch dunkel. Ich zünde das Teelicht auf dem Tisch an. Koche Tee und Kaffee und setze mich. Ich höre dicke Regentropfen an die Fensterscheiben klatschen. Schmuddelwetter.
Ich schaue auf die kleine Kerze vor mir. Eine Insel auf meinem Küchentisch, die meiner müden, lichthungrigen Seele an diesem Morgen so gut tut. Die dem Grau und der Kälte dieser Jahreszeit entgegentrotzt.
Ich denke an den kommenden Tag. An die Woche, die vor mir liegt. Ich denke an das, was mich jetzt schon stresst. An das, worauf ich mich heute schon freue. Ich denke, dass ich in dieser Woche viel Kraft brauchen werde. Zwei Kinder sind immer noch erkältet. Mein Mann ist auf einer Dienstreise und ich werde an drei Tagen und Nächten mit den Kindern allein sein. Einige sehr aufdringliche und dringende Termine stehen im Kalender. Ich sehe jetzt schon zu wenig Freiräume. Zu viel „Muss“ und viel zu wenig „Kann“.
Dabei möchte ich doch so gerne brennen. Nicht nur zaghaft flackernd, sondern mit Leidenschaft: für meinen Alltag, meine Ehe, meine Kinder, meine Ideen und Träume.
Ich schaue auf meine kleine Kerze. Und ich weiß: In dieser Woche will ich mein Licht sorgsam hüten. Ich will weise mit meinen Kräften umgehen. Ich will mir Zeiten für Ruhe einplanen. Für Gebet. Für unbeschwerte Stunden. Für ein Gespräch mit einer Freundin. Ich will ein Buch lesen. Sport machen und vernünftig essen. Viel schlafen.
Vielleicht sind das die wirklich wichtigen Dinge. Die, die so unaufdringlich daherkommen. Die, die nicht in meinem Kalender stehen. Die, die nicht von sich aus auf sich aufmerksam machen. Und deshalb so leicht in Vergessenheit geraten.
Ich schaue auf meine Kerze und weiß: Damit ich in dieser Woche keinen Schaden nehme, mein inneres Feuer nicht dem Frust und der Unzufriedenheit weicht, hüte ich mein Licht. Ganz sorgsam.

Irene Röttger

"Danke" an die Autorin

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10 Antworten

  1. Herzlichen Dank. Das spricht heute voll in meine Situation hinein. Und wie gut, dass Jesus unser Licht ist und wir nicht aus eigener Kraft leuchten müssen.
    Elisabeth Malessa

  2. Es ist Montag und obwohl die neue Woche erst beginnt, fühle ich mich schon erschöpft. Ich schaue auf meinen Terminkalender und wünsche mir, es wäre schon wieder Wochenende. Danke für diesen Text, der mich daran erinnert, auch im Alltagsstress mal innezuhalten und das eigene Licht zu (be-)hüten.

  3. Das spricht mir wirklich aus der Seele. Beim Lesen sehe ich genau meine Situation. Vielen Dank der Schreiberin für diese ermutigenden Worte.

  4. Ja, die wichtigen Dinge kommen oft unaufdringlich daher. Hetzen uns nicht; wir dürfen wählen. Kein Zwang, kein Druck. Der sanften Stimme im Innern sollten wir doch viel mehr Gehör schenken... .

  5. Manchmal kann man dem Stress nicht entgehen, dann muss man durch. Aber die anderen Zeiten sind so wichtig, dass man zur Ruhe kommt und auch was Schönes für sich selbst tut. Dafür kann und soll man sich mit gutem Gewissen (!) Zeit nehmen. Genau solche Zeiten geben mir die Kraft, Motivation und Ideen für meine Arbeit, Aufgaben und andere Menschen.

  6. Man fühlt sich so verstanden und das baut mich dann gleich auf.
    Mir geht es nicht allein so und es gibt Hoffnung, es muss nicht immer so bleiben.
    Jesus mein Rettungsanker im Alltag.

  7. Danke, gerade habe ich mich unterhalten das ich von zuviel "Muss" und wenig "Kann" gesteuert bin! Tröstlich wenn es Anderern auch so geht! Wenn ich nun Morgens meine Kerze (auch ich habe in der Früh ein Licht brennen) anzünde werde ich an Ihren Beitrag denken! Danke

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