Montag, 31.12.2018

Die Sehnsucht der Weihnachtszeit

In den weihnachtlichen Tagen wird in uns eine besondere Sehnsucht geweckt. Ich würde sie als Ursehnsucht des Menschen bezeichnen, die tief in jedem ein Zuhause hat. Leider wird sie kaum beachtet oder wahrgenommen, doch in der außergewöhnlichen Weihnachtsatmosphäre bekommt diese Sehnsucht einen Raum und macht sich in uns bemerkbar. Sie legt dabei unseren größten Wunsch, geliebt zu werden, frei – und die Möglichkeit, auch selbst zu lieben. Was für eine kraftvolle Botschaft!
Doch leider klappt dies unter uns Menschen meist nicht so gut, zu viel steht dabei im Weg. Aber gerade in der Weihnachtszeit wird das Liebesangebot Gottes wieder zum Thema und lässt so manchen von uns nachdenklich werden.
So ist es auch mir ergangen, als ich mit zwei zehnjährigen syrischen Mädchen in der weihnachtlich geschmückten Stadt unterwegs war. Nach dem Besuch in der Bücherei hatten wir noch ein wenig Zeit und ich fragte die beiden, ob sie noch einen Wunsch hätten. Sofort kam die Antwort: Sie wollten die große Kirche besuchen, die, vor der der große Weihnachtsbaum mit den vielen Lichtern stand. Ich verstand sofort, dass es sich um den Dom handelte, doch ich war mir nicht sicher, ob die Eltern der beiden damit einverstanden wären. Nach einer kurzen Diskussion entschloss ich mich, mit ihnen den Dom zu besuchen.
Die Augen weit geöffnet, traten sie ehrfürchtig in die große Kirche ein. Sie sahen sich um und hatten viele Fragen. Mir wurde dabei bewusst, dass ich an vielen Symbolen achtlos vorüberging. Nun machte ich mir wieder ganz neu Gedanken dazu.
Am allermeisten begutachteten sie Jesus in der Krippe und am Kreuz. Sie kannten die Geschichten dazu, hatten aber auch Fragen. So gut es ging, versuchte ich diese zu beantworten. Ich war gerührt, wie wissbegierig sie waren, wie offen ich mit ihnen über meinen Glauben sprechen konnte. Und ich spürte diese Ursehnsucht auch in ihnen.
Dann erzählten sie mir, dass sie Angst vor dem Teufel hätten, der in ihrer Erziehung manchmal als Drohung benutzt wurde. In diesem Moment war es mir wichtig zu sagen, dass Jesus den Teufel besiegt hat und Christen keine Angst vor ihm zu haben brauchen. Das war für die beiden eine gewichtige Aussage. Sie staunten!
Seit dieser Zeit bete ich, dass die Saat eines Tages in ihren Herzen aufgeht und die beiden ihrer Sehnsucht nachgehen können.

Sigrid Lang

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