Kontakt & Service

Montag, 30.03.2020

Beste Vorsorge

Am Morgen klage ich Gott und später einer Freundin per Sprachnachricht mein Leid. Eigentlich will ich mich nicht sorgen. Aber als Selbstständige bin ich darauf angewiesen, dass sich möglichst ein Auftrag an den nächsten reiht und ich keine Leerlauf-Zeiten habe. Doch Fakt ist: Nach einem arbeitsintensiven Start ins neue Jahr herrscht seit Wochen Flaute. Neue Aufträge kommen nicht mehr herein und Ende des Monats werde ich alle Projekte, die im Moment noch laufen, zum Abschluss gebracht haben.
Ende Februar hatte ich den Eindruck, Gott würde zu mir sagen: „Genieße diese Zeit. Lass es ruhig angehen in den nächsten zwei Wochen. Für danach werde ich sorgen.“ Doch es fällt mir schwer, daran festzuhalten.
Dann überschlagen sich innerhalb weniger Tage die Ereignisse. Ich verfolge aufmerksam die Nachrichten und höre vom Vormarsch des Coronavirus, schüttle ungläubig lächelnd den Kopf über die Hamsterkäufe. Am Donnerstag wird mein Mann von der Arbeit nach Hause geschickt. Ein Kollege hat sich mit Corona infiziert. Die Firma bleibt zwei Tage geschlossen.
Am Freitagabend bestätigt sich, was wir schon geahnt hatten: Auch unser Kindergarten schließt. Keiner weiß, wann die Krise vorbei ist. Und auf einmal bin ich froh, dass Gott Vorsorge für uns getroffen hat. In Wirklichkeit ist meine Auftragsflaute ein Segen. So habe ich Zeit, meinem Mann, der verstärkt von zu Hause arbeiten wird, den Rücken freizuhalten und mich um unseren Sohn Matheo zu kümmern. Gott wusste, was das Beste für uns in dieser besonderen Situation sein würde.
Einige Tage später sitzen Matheo und ich beim Frühstück und unterhalten uns über die nächsten Tage. Schnell kommt die Idee auf, eine Liste zu machen mit lauter schönen Aktivitäten, die wir in der nächsten Zeit machen können: mit Kreide malen, kneten, eine Fahrradtour machen, Rätsel lösen, Kekse backen, unsere Fahrräder auf Vordermann bringen, im Garten spielen, Briefe an die Omas und Opas und Freunde schreiben, Lego bauen …
Tatsächlich haben wir am Ende der ersten Woche vieles davon mindestens einmal gemacht. Außerdem beziehe ich Matheo in die Hausarbeit mit ein. Wir putzen, falten Wäsche, fegen die Einfahrt. Ich genieße das entschleunigte Lebenstempo. Wenn ich Zeit für mich brauche, um zu beten oder mich an den Schreibtisch zu setzen, klappt es meistens ganz gut, dass mein Sohn nebenan im Kinderzimmer ein Hörspiel hört. Ja, es gab auch Momente, in denen ich genervt war und wir uns nicht so gut verstanden haben. Das will ich nicht verschweigen. Doch jeden Abend danke ich Jesus für diese geschenkte Familienzeit.
Nicht jeder hat eine Familie und kann solche gemeinsamen Aktivitäten planen. Doch wir alle können uns überlegen, wie wir die unfreiwilligen Begrenzungen nutzen können, um vor Gott zur Ruhe zu kommen, Gemeinschaft mit ihm zu haben und Beziehungen zu Angehörigen und Freunden auf andere Weise zu pflegen.

Esther Middeler

"Danke" an die Autorin

Der Beitrag hat Ihnen gefallen? Sagen Sie „Danke!“ mit einem Kommentar.

Artikel teilen?

Was denken Sie?

Teilen Sie Ihre Gedanke mit uns und anderen Lesern! Wir freuen uns über Ihren Beitrag.

> Kommentieren

4 Antworten

  1. Ja, das ist so. Durch Corona kommt auch Segen. Den Alltagsstress loslassen ,neues beginnen und entdecken.

    Geniesst die Zeit. Gott sorgt für alles.

    Herzlichst Silvia

  2. Das ist wirklich schön, wenn Familien gemeinsam diese Zeit meistern, die für keinen leicht ist. Zumal sie wahrscheinlich noch viel länger anhalten wird, als wir jetzt denken. Für manche ist das Hamsterrad des Alltags abrupt zum Stehen gekommen (durch Kurzarbeit, Quarantäne oder sogar Arbeitslosigkeit) und für nicht wenige Familien (in Pflegeberufen und anderen „systemrelevanten Berufen), dreht sich das Rad umso schneller. Ich bin in der Zimmer- Reinigung eines Altenzentrums (zählt nicht zu den Pflegeberufen=kein Notplatz in der Schule) und bekomme es selber zu spüren (da ich mit meinen 3Söhnen getrennt vom Papa lebe) und sehe es Tag für Tag bei Kolleginnen... die Kinder haben, wie heftig der Alltag für einige Familien geworden ist.
    Neben dem aufreibenden und momentan mehr als angespannten /anstrengenden Arbeitstag, kommt der Haushalt mit schulpflichtigen Kindern oder Kita-Kids obendrauf... quasi Home Schooling. Meinen Glauben an Gott habe ich dadurch noch nicht verloren, aber mein Verständnis von Familie und Sorge füreinander/ Verantwortung ist sehr erschüttert, denn gerade in solchen schweren Zeiten, fühlt man sich verlassener denn je.... mit diesen außergewöhnlichen Herausforderungen, einschließlich der finanziellen Belastung. In jeder Hinsicht, ist diese Krise eine riesengroße Belastungsprobe für Familien mit geringem Einkommen und Alleinerziehende und ältere Menschen fühlen sich noch einsamer als bisher... auch die Bewohner in Alten-und Pflegeheimen, die kein Besuch bekommen dürfen und darüber so traurig sind... denen schenken wir noch Trost, wenn die Kraft ausreicht....
    Meine Kraft bekomme ich von Menschen, die für uns beten, denn oft fehlen mir dazu momentan die Kraft, die innere Ruhe und die Worte... Danke für das Gebet...

  3. Auch für meine Familie ist diese Zeit sehr wertvoll. Anstrengend - keine Frage. Die Hausaufgaben haben die Kinder (9+7 J) und uns arbeitenden Eltern sehr gefordert. Doch können wir sehen, dass Gott uns ein Stück vorbereitet hat und wir nach 'Starschwierigkeiten' ins immer ruhigeren Fahrwasser gleiten konnten. Wir sind dankbar für die unverhoffte Zeit zu Hause. Wir wachsen ein Stück zusammen. Das habe ich mit persönlich so sehr ersehnt und gebetet dafür. Alles zu seiner Zeit.

  4. Es fällt mir schwer an Corona etwas Positives zu sehen, angesichts des Leides das durch das Virus weltweit verursacht wird. Es ist gut, dass sich immer wieder Menschen zum Gebet vereinen und viele praktische Hilfe leisten!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Keinen Montag verpassen?
Unser Impuls zum Wochenstart jeden Montag im Postfach 

> NEWSLETTER ANMELDEN

Mehr Montage

Auf einer Bahnfahrt macht Esther Middeler die Erfahrung, dass ihr kleiner Sohn ganz ohne Uhr lebt – und damit gut zurechtkommt.

Von Esther Middeler

Als sie von einer Bewahrung hört, ist Nicole Sturm betroffen – und fragt sich, ob da ein Wunder im Spiel ist.

Von Nicole Sturm

Was wäre, wenn? Sina Hottenbacher wagt das Gedankenexperiment, was geschehen würde, wenn sie sich und andere mit Gottes Augen sehen könnte.

Von Sina Hottenbacher

Von klein auf ist Brot für Dorothea Kerner ein wichtiger Teil ihres Lebens. Doch hat es damit noch mehr auf sich, als nur den Hunger zu stillen?

Von Dorothea Kerner

Ein Jahr volle Montage?

52 Impulse zum Wochenbeginn. Damit Montage zu Lieblingstagen werden.

> JETZT ALS E-BOOK BESTELLEN