Montag, 23.05.2022

Auf und davon?

Spätestens wenn man das Erwachsenenalter erreicht, sind einem Abschiede nicht mehr fremd. Im Laufe der Zeit stellt man dann fest: Abschied ist nicht gleich Abschied. Als ich gerade mit der Schule fertig war, fielen mir Abschiede noch leichter als heute mit Mitte vierzig. Vielleicht auch deshalb, weil im Laufe der Jahre immer mehr ungewollte Abschiede dazukommen …
Nach dem Abitur zog ich zum Studium von Nord- nach Mitteldeutschland. Ich freute mich darauf! Da viele Freunde ebenfalls fortzogen, überwog die Abenteuerlust den Abschiedsschmerz. Als vor gut zehn Jahren ein Umzug als Familie anstand, war es schon anders: Wir hatten uns bewusst dafür entschieden, gingen die Sache aber nicht mehr ganz so blauäugig an. Mittlerweile war uns klar, dass räumliche Distanz sich oft negativ auf Beziehungen auswirkt. Der Umzug war gewollt – und doch war es schwerer für uns.
Wenn schon selbstgewählte Abschiede oftmals schmerzhaft und herausfordernd sind, so gilt dies umso mehr für solche, bei denen wir kein Veto-Recht haben: die, bei denen von außen entschieden wird, sei es durch Menschen oder Umstände. Wenn beispielsweise ein geliebter Mensch plötzlich erkrankt und stirbt, Freunde weit wegziehen oder Menschen kriegsbedingt aus ihrer Heimat fliehen müssen. Mit einem Mal ist die Situation so, wie man sie sich nicht gewünscht hat. Man wird vor vollendete Tatsachen gestellt und muss sich in der neuen Lebensrealität zurechtfinden.
Mit diesen Gedanken und eigenen Erfahrungen im Hinterkopf lese ich den Bericht über die Himmelfahrt: Jesus nimmt seine Freunde, die Jünger, mit sich auf einen Berg, segnet sie – und verschwindet in den Himmel. Nach der emotionalen Achterbahnfahrt der letzten Wochen, in der die Jünger miterleben mussten, wie Jesus erst grundlos verhaftet, dann verurteilt und schließlich sogar getötet wird, dann aber wieder aufersteht, muss ihnen dieses Erlebnis nicht den sprichwörtlichen Boden unter den Füßen wegziehen? Gerade war er endlich wieder bei ihnen – und jetzt ist er fort! Menschlich gesehen eine unfassbar schwierige Situation. „Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude“, lesen wir in der Bibel (Lukas 24,52).
Ich bin davon überzeugt: Die Jünger müssen gespürt haben, dass Jesus sie nicht einfach zurück- und schon gar nicht im Stich lässt. Dass es wichtig und zu ihrem (und unser aller) Besten ist, dass er zurückkehrt zu Gott, seinem Vater im Himmel. Dass er ihnen trotz der räumlichen Distanz auch weiterhin nahe ist.
Daran will ich mich gerade in diesen Tagen, die vom Kriegsgeschehen in der Ukraine überschattet sind, besonders erinnern: dass ich jederzeit mit Gott reden kann. Und dass er dem, was uns Menschen bewegt, nicht einfach den Rücken zugekehrt hat, sondern dass er da ist.

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