Ich fasse es nicht: Schon wieder diese gelben Flecken am Ärmel! Aus Erfahrung weiß ich inzwischen: Die sind hartnäckig. Sie lassen sich nicht einfach mit einem feuchten Tuch und ein bisschen Spülmittel auswaschen. Hätte ich doch aufgepasst …
Nach einem kurzen Moment des Ärgers muss ich schmunzeln. Eigentlich ist es doch ein schönes Bild. Der „Farb-Übeltäter“ hinterlässt Spuren, sobald man ihm zu nahekommt. Immer – ob man will oder nicht. Er verteilt seine leuchtend gelbe Farbe an alle, die mit ihm in Berührung kommen.
Jetzt aber zum Anfang der Geschichte: Es ist Sonntagabend. Den ganzen Tag liege ich mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen im Bett. Pünktlich zu meinem Geburtstag hat es mich erwischt. In meinen kuscheligen Bademantel eingehüllt, hole ich mir eine Tasse Tee in der Küche. Da klingelt es an der Tür. Eine Geburtstagsgratulantin steckt den Kopf herein und stellt einen herrlichen Margeritentopf auf die Stufen im Treppenhaus. Wow, was für eine Blütenpracht! Ich liebe Margeriten. Sie sind so schlicht und strahlend. Machen es hell, wo auch immer sie leuchten. Nach einem kurzen Gespräch trage ich mit Freude das Blumengeschenk auf die Terrasse, wo es auf dem Tisch seinen Platz findet. Hier kann ich die freundlichen Blumen von meinem Bett aus sehen.
Schnell schlüpfe ich wieder unter die warme Decke. Beim Ablegen des Bademantels entdecke ich die farbige Bescherung: die Spuren meiner Margeriten-Umarmung. Die gesamte Vorderseite des Bademantels ist gelb getüpfelt. Dicke Blütenstaub-Kleckse. Auch auf beiden Ärmeln. Nichts wie in die Waschmaschine mit dem Ding!
Natürlich braucht die leuchtende Blütenpracht Wasser. So kommt es, dass ich zwei Tage später mit frisch gewaschenem Bademantel die Gießkanne schwinge. Und da passiert es wieder: Der Ärmel ist anschließend gelb. Ich hatte doch gar nichts berührt! Oder doch?!? Die Fakten sprechen für sich. Also wandert das gute Stück zum zweiten Mal in die Waschmaschine. Und heute hat es den Ärmel nun zum dritten Mal erwischt.
Da kommt mir ein Gedanke in den Sinn: Wäre es nicht wunderbar, wenn jeder Mensch, mit dem ich im Alltag in Berührung komme, einen „gelben Farbklecks“ abbekommen würde? Einen Tupfen leuchtender Farbe, die seinen Tag heller macht durch ein ermunterndes Wort, einen wohlwollenden Blick oder eine freundliche Zuwendung? Soll ich als Nachfolgerin Jesu nicht ein Wohlgeruch, ein guter Duft sein, den die Menschen um mich herum wahrnehmen und auf diese Weise Anteil an der Liebe Gottes erfahren? So steht es in 2. Korinther 2,15: „Unserem ganzen Leben haftet der Wohlgeruch von Christus an …“
Oh weh, denke ich im nächsten Moment. Was wohl die Menschen in meinem Umfeld bei mir wahrnehmen? Einen feinen Duft der Liebe Jesu? Oder einen unangenehmen Geruch der Selbstzentriertheit und der Suche nach dem eigenen Vorteil?
Wem begegnen die Menschen, wenn sie mir begegnen? Begegnen sie einer selbstgefälligen, stolzen, ungeduldigen oder rechthaberischen Person? Oder begegnen sie „Christus in mir“, der in meinem Herzen wohnt? Einer Liebe, die sich selbst zurücknehmen kann? Ach, wäre das wunderbar, wenn diese goldene Farbe der Liebe Jesus immer öfter in meinem Leben abfärben würde!
4 Antworten
Ein wunderbarer Artikel, eine Ermutigung für den Alltag. Diese Erlebnisse mitzuteilen, um anderen eine Hilfe zu sein, finde ich toll.
Der heutige Montagsgedanke ist wie wachrütteln. Wie ist das bei mir? Wenn ich darüber nachdenke, welche Eindrücke und Spuren ich bei der Begegnung mit anderen hinterlasse, hab ich noch viel an mir zu arbeiten ( und Jesus auch).
Vielen Dank!
Was für ein schönes Bild. Vielen Dank liebe Dorothea. Diesen Gedanken möchte ich mit in die Woche nehmen.
Danke für deine Worte. Regen mich sehr zum Nachdenken an.