Wenn Jugendliche in der Pubertät ihre eigenen Wege gehen, ist das eine Herausforderung für Eltern. Als sie klein waren, haben wir mit ihnen die Kinderbibel gelesen, gebetet, ihnen erklärt, dass Gott die Welt geschaffen hat. Wir haben sie in den Kindergottesdienst gebracht. Wir haben uns gewünscht, dass sie ihren Weg im Glauben gehen und nach Gottes Willen fragen. Und nun kommt es anders. Das schmerzt.
Schnell meldet sich das schlechte Gewissen: Hätten wir öfter gemeinsam Bibel lesen oder beten sollen? Wir hätten doch regelmäßige Familienandachten halten müssen …
Ich habe meine erwachsenen Töchter gefragt, auf welche Art wir ihnen etwas Wichtiges über Gott und den Glauben vermittelt haben. Ich dachte, sie erinnern sich an Maria und Josef, die als Playmobilfiguren durch das Wohnzimmer gereist sind. Oder an manche Zeremonie an Karfreitag. Die für mich überraschende Antwort lautete jedoch: „Eigentlich erinnern wir uns an gar nichts Konkretes.“ Woraufhin ich entgegnete: „Das finde ich aber frustrierend.“ Meine Tochter meinte nur: „Aber, Mama, das kann man doch nicht an einzelnen Sachen festmachen. Das zieht sich doch durch das ganze Leben.“
Durch unseren Lebensstil, die Prioritäten, die wir gesetzt haben, die Art und Weise, wie wir von Gott reden – durch all das haben wir unseren Kindern mehr mitgegeben, als wir dachten. Wenn sie wissen, dass es einen Gott gibt, der sie bedingungslos annimmt und liebt, haben wir eine wichtige Grundlage gelegt. Am meisten aber haben wir sie geprägt durch unser Leben – mehr als durch unsere Worte.
Das zeigt mir, wie wichtig es ist, dass meine eigene Beziehung zu Gott intakt ist. Dass ich mir Zeit nehme, mein Leben vor ihm auszubreiten. Mich von ihm korrigieren zu lassen. Diese Haltung spiegelt sich nach außen wider.
Und dann kann ich darauf vertrauen, dass Gott in das Herz von Jugendlichen spricht, die ihm den Rücken gekehrt haben. Dass er ihnen einen tiefen Glauben schenkt, der durch alle Höhen und Tiefen trägt.
Ellen Nieswiodek-Martin
Aus: „Frauen begegnen Gott – Die Weisheitsbücher des Alten Testaments mit Andachten für ein ganzes Jahr“, herausgegeben von Elisabeth Mittelstädt.
2 Antworten
Danke für Ihren Artikel,
Ich komme aus einem Pastoren-Haushalt und da geht bzw ging es extrem viel im Alltag um Gott und seine Gemeinde. Ich bin von klein auf mit dem Glauben aufgewachsen und hab im Verhältnis zu anderen durch den Beruf meines Vaters täglich weit mehr über den Glauben zu Ohren bekommen. So wie Sie es schreiben ist es wirklich- der Einfluss zieht sich durchs ganze Leben und kann nicht unbesingt an einzelnen Sachen festgemacht werden. Manchmal kommt dennoch einzelnes besonders oft aus der Erinnerung positiv hoch, wie z.b. Die guten alten „Sonntags-Schul-Lieder“ wie „lies die Bibel, bet jeden Tag wenn du wachsen willst,...“ oder das unsere Mutter viel mit uns gesungen hat. Weil ich einen besonderen Zugang zu Musik habe war das in meiner Kindheit (und auch jetzt noch) der gute Kanal um Gottes Wesen etc besser zu verstehen. Ich entdecke das jetzt wieder bei meinen eigenen Kindern. Vorallem meine kleine Tochter erfindet frei immer wieder neue Jesus-Lieder und beim Beten- wenn sie keine Vorvormuierten gebete sprechen- merke ich das sie jetzt schon verstanden haben das sie Gott alles sagen können, wie eben einem Freund. Ausserdem ist es wichtig spätestens am Abend dem Kind täglich neu zu vermitteln das es bedingungslos angenommen und geliebt ist (auch wenn wir Erwachsenen eher nachtragend und länger grollend sind) und das wir Ihnen den Unsinn des Tages gerne verzeihen- und da kann man auch wieder auf das Wesen Gottes zu sprechen kommen. Das legt Grundlagen für eine gute Streit- und Schlichtkultur des werdenen Erwachsenen und eine gute Basis für eine Ehe. Regelmäßigkeit und Wiederholungen- das ist unser Alltag. Ansprengend, aber wichtig und wertvoll. Viel Kraft dazu wünsche ich.
Es tut sehr gut zu lesen, dass es auch anderen Familien so ist. Ich bin zuversichtlich, dass Gott aus dem, was wir unseren Kindern mitgegeben haben, etwas Gutes macht.