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Montag, 11.03.2019

Kleiderfasten

Vor einiger Zeit verfolgte ich eine Fernsehsendung, in der übers „Kleiderfasten“ berichtet wurde. Das war keine neue Diät, nein, es ging es um die Gewohnheit, sich ständig neue Kleidung zu kaufen, obwohl man manchmal gar nicht mehr weiß, was da alles im Schrank hängt oder übereinandergestapelt ist. In der Sendung wurde dazu aufgerufen, für eine bestimmte Zeit darauf zu verzichten, Kleidung zu kaufen, egal ob neu oder gebraucht. So wie man ja auch zeitweise auf Alkohol oder Fernsehen verzichten kann.
Ich fand das eine starke Idee. Sie sprach mich derart an, dass ich das auch ausprobieren wollte. Zwar nicht gleich ein ganzes Jahr lang, wie die Frau aus der Sendung, aber doch zumindest für ein paar Wochen.
Am Anfang fand ich es gar nicht so schwierig, doch dann flatterten die ersten Frühlingskataloge mit der neuesten Mode ins Haus. Da war schon das eine oder andere hübsche Teil dabei und ich dachte: Wäre doch schön, mal eine neue Farbe auszuprobieren oder vielleicht etwas mit Glitzer zu kaufen, das zur Zeit so aktuell und modern ist. Doch beim Anstreichen der Kleidungsstücke fiel mir noch rechtzeitig mein Vorsatz ein. Ich legte die Kataloge außer Sichtweite und begab ich mich daran, meine Sachen nach Brauchbarem und Schickem durchzuschauen. Und siehe da, ich fand noch genügend schöne Kleidung!
Aber einmal wurde ich doch schwach und kaufte ein T-Shirt für fünf Euro. Immerhin war es für einen guten Zweck. Auch fragte ich mich: „Wie ist das jetzt mit Schuhen? Sind das auch Kleider?“ Wie bei jedem Verzicht stellte ich fest, dass es nicht so leicht fällt durchzuhalten. Trotzdem war es für mich eine gute, hilfreiche Erfahrung. Ich machte mir meinen Konsum noch einmal neu bewusst und auch meine Verantwortung in diesem Bereich.
Immer wenn ich aus Indonesien von meinem Besuchsdienst an einer Schule zurückkomme, fällt mir auf, auf was ich alles verzichten könnte. Mit wie wenig und den einfachsten Dingen die Menschen dort zufrieden sind. Ja, es ist schön, sich mit farbenfrohen Sachen zu umgeben. Ich gestehe, ich liebe schöne Dinge und ziehe mich auch gerne hübsch an. Aber für mich war es wichtig zu erfahren, wie man auch mit weniger glücklich und zufrieden sein kann. Und das wünsche ich mir: zufrieden und dankbar zu sein und aus diesem Einüben des Verzichts etwas Gutes gelernt und mitgenommen zu haben. Und wenn ich mir jetzt etwas kaufe, ist es besonders „wertvoll“, weil ich es nicht nur so im Vorbeigehen sehe und mitnehme.
Dazu aus der Bibel noch einige schöne Verse: „Weshalb macht ihr euch so viele Sorgen um eure Kleidung? Seht euch an, wie die Lilien auf den Wiesen blühen! Sie mühen sich nicht ab und können weder spinnen noch weben. Ich sage euch, selbst König Salomo war in seiner ganzen Herrlichkeit nicht so prächtig gekleidet wie eine von ihnen. Wenn Gott sogar die Blumen so schön wachsen lässt, die heute auf der Wiese stehen, morgen aber schon verbrannt werden, wird er sich nicht erst recht um euch kümmern?“ (Matthäus 6,28–30).

Heidi Schulte

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4 Antworten

  1. Ja, die Verführung mit all den schönen Kleidungsstücken in den Geschäften einer Großstadt ist auch für mich schwierig. Ich habe mir deshalb auch Auszeiten vom Kauf verordnet und festgestellt, dass ich durchaus genug anzuziehen habe.
    Sie haben es gut beschrieben- Selbstbeherrschung ist an vielen Stellen nötig und dafür vielleicht den gesparten Betrag an eine gute Sache spenden, das macht auch glücklich.
    Danke für die Anregung!
    D. Trautvetter

  2. Ich habe mich erinnert, dass ich das Kleiderfasten auch einmal 1 Jahr lang durchgezogen und gute Erfahrungen damit gemacht habe.
    In dieser Zeit war ich einmal mit meinem Mann und einer meiner Töchter in einem Bekleidungsgeschäft und fand ein Schlafshirt ganz toll. Da fiel es mir wirklich schwer, nicht zuzugreifen.
    Und siehe da, ich bekam es von den beiden zu Weihnachten geschenkt. Das hat mich sehr berührt!

  3. Danke an Frau Schulte für diese Betrachtung. Sie regt zum Nachdenken über das eigene Konsumverhalten an und ermutigt zum Tun. Ich meine das Durchsehen der Kleidung und anderer Dinge, die man/frau bereits hat und Überlegen, ob man/frau wirklich noch mehr braucht. Für mich ist das eine weitere gute Idee für die Fastenzeit und auch sonst überhaupt. D A N K E !

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