Ich sehe mir eine Doku zum Thema „Influencer“ an. Junge Menschen, perfektes Aussehen, tolle Bilder, makellos, begehrt, erfolgreich. Sie präsentieren sich online auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und erhalten dafür Tausende von Likes. Einer der Influencer gibt offen zu, dass das natürlich nicht alles echt sei. Mittels Photoshop korrigiere er seine Bilder. Die Unreinheiten auf der Gesichtshaut werden mit einem Klick entfernt. Ebenso rücke er seine breiten Schultern zurecht, da er sich etwas zu dick fühle. Die vollen Lippen seien dagegen „echt“. Die habe er sich aufspritzen lassen. Ein junger, gutaussehender Mann, der sich auf Instagram präsentiert und voller Minderwertigkeitsgefühle seinen Körper perfektioniert, damit seine Follower ihn bewundern. Die Moderatorin hakt nach. Das sei doch Betrug, sich so zu verkaufen. Die Antwort: Auf Instagram sei sowieso das meiste Betrug. Fast alle Bilder seien bearbeitet. Fazit: Sich so zu zeigen, wie man wirklich ist, bringt keine Likes. Da muss man schon etwas nachhelfen.
Gedankenverloren schaue ich auf die vielen Likes unter den Selfies dieses Mannes. Sie zeugen von einem hohen Grad an Beliebtheit. Die Maske stimmt. Doch wer steckt wirklich dahinter? Der Schrei nach Liebe und Anerkennung ist förmlich mit Händen zu greifen. Er gibt die Leere in seinem Herzen auch offen zu. Seine Hoffnung, geliebt und bekannt zu sein, gesehen zu werden. Likes für eine Scheinwelt.
Ich denke über mein eigenes Leben nach. Wo poliere ich an meinem Image, um Unreinheiten und Makel vor meinen Mitmenschen zu verstecken? Wo verstelle ich mich, gebe mich als eine Person aus, die ich gar nicht bin, weil ich mich davor fürchte, mein wahres Gesicht zu zeigen? Welche guten Taten tue ich nicht für Gott, sondern um meiner selbst willen, um möglichst viele Likes von meinen Mitmenschen zu erhalten? Denn auch ich bin auf der Suche nach Anerkennung und Wertschätzung. Danach, dass die Menschen mich wahrnehmen, bewundern, sehen …
Gott weiß um diese Sehnsucht. Er selbst will sie stillen. Ich liebe diesen Vers in der Bibel: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13). Das erkennt Hagar, eine ägyptische Magd, als Gott ihr in der Wüste begegnet und sie mit Namen anspricht. Und das gilt auch für mich. Auch mir spricht Gott zu: „Ich bin ein Gott, der dich sieht!“ Er sieht meine Not, meine Fragen, er schaut mitten in mein Herz. Vor ihm darf ich ungeschminkt und echt mein wahres Ich zeigen. Er liebt mich bedingungslos. Er schenkt mir Würde. Er ist mein Versorger. Mein Friede. Meine Gerechtigkeit. Mein Heiler. Sein „Like“ steht in Form eines Kreuzes nicht unter meinem Instagram-Bild, sondern über meinem Leben. Denn er hat mit dem Wertvollsten bezahlt – seinem Sohn –, damit ich von aller Schuld und allem Makel befreit leben darf. Er ist ein Gott, der mich sieht.
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Danke