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Montag, 26.08.2019

Die Kirche im Dorf (lassen)

Ich war für einige Wochen zu einem Praktikum in der Schweiz. Als es losging, wusste ich bereits: Es würde mein letztes Praktikum als ledige Frau sein, denn mein Verlobter und ich planten unsere Hochzeit im darauffolgenden Herbst. Es gab noch vieles zu organisieren — für die Feier und für unser gemeinsames Leben danach. Ich würde umziehen und die Stadt und die Menschen verlassen, die mir während der letzten Jahre so wichtig geworden waren. Da ich mich in der Endphase meines Studiums befand, standen mir noch einige Prüfungen und Hausarbeiten bevor. In welche Richtung es dann beruflich gehen sollte, hatte ich noch nicht entschieden; das Praktikum sollte Klarheit bringen. Wir hatten noch kein Datum für unsere Hochzeit festgelegt und es war ebenfalls noch offen, wann ich meine letzten Prüfungen ablegen konnte.
All diese Gedanken beschäftigten mich an diesem Herbstmorgen. Normalerweise bin ich kein Mensch, der draußen betet. Ich mag vier Wände um mich herum und dazu einen Stapel Bücher: meine Bibel, mein Tagebuch, ein Andachtsbuch, am besten noch ein paar christliche Sachbücher als zusätzlichen Input. Das alles in die Natur mitzuschleppen ist etwas mühsam und zeitaufwendig. Doch mein Arbeitgeber auf Zeit hatte mich an diesem Wochenende zu einer Konferenz mitgenommen und ich schlief in einer Massenunterkunft. Da war Zeit allein nur draußen möglich.
So stand ich früh am Morgen mitten im Grünen auf einer Anhöhe im Emmental. Ich trat näher an den Rand und sah unten im Tal ein schnuckeliges kleines Schweizer Dorf – wie aus dem Bilderbuch. Da es noch so früh war, lag der größte Teil davon unter dichtem Nebel verborgen und ließ sich nur erahnen. Doch in der Mitte war deutlich ein Gebäude mit einem hohen Turm zu sehen: die Kirche.
In diesem Moment sprach Gott durch das Bild vor meinen Augen zu mir: Auch wenn alles andere noch im Nebel lag, die Kirche war zu sehen. Genauso war es bei mir: Ich brauchte mir um die Zukunft, um das kommende Jahr, keine Sorgen zu machen, denn das Wichtigste stand bereits fest. Wir würden heiraten. Es würde etwas ganz Neues beginnen. Der Weg dahin war noch nicht klar zu sehen, ebenso wenig die Stationen bis dahin. Aber das musste mich auch nicht kümmern. Gott würde zu seiner Zeit für alles sorgen. Friede trat in mein Herz. Mein Vater im Himmel hatte es zur Ruhe gebracht.

Esther Middeler

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3 Antworten

  1. Ich musste schmunzeln, als ich las, dass die Autorin am liebsten umgeben von einem Stapel Bücher Zeit mit Gott verbringt! Das ist bei mir genauso! 🙂

  2. Danke, das von Ihnen beschriebene Bild war für mich ein Leuchturm.
    Mir fällt es sehr schwer in Gegenwart von Menschen zu beten, da ist zu vielSpannung, mir fällt es schwer im Kämmerlein zu beten, die Aufgaben springen mich an und mir ist es eng, ein Leuchtturm haben Sie sehr schön beschrieben, es gibt leider nicht viele Leuchtürme aber einer den ich durch Gottes Schöpfung erleben durfte war ein Eichhörnchenpaar, das voller Lebendigkeit dabei war eine Familie zu Gründen, das hat mich sehr berührt, wie leicht Glück sein kann und es sprudelte aus meinem Herzen Gott für diesen Moment danke zu sagen im Gebet, eine Zeitlang war das Leben leicht mit den Aufgaben und den Menschen, ich weiß nur nicht wie ich helfen kann, dass den Leuchttürmen nicht das Licht ausgeht und sie vielleicht noch mehr Licht in diese kranke Welt bringen können.
    Danke für Ihre Ermutigung !
    Michael Kusior

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