Es ist ein lauer Sommerabend. Wir sind übers Wochenende auf einem Verwandtschaftstreffen. Als mich eines meiner Kinder ruft, stelle ich meine Limonadenflasche ab und beschäftige mich eine Zeit lang mit den Kleinen. Nach einer halben Stunde schnappe ich mir meine Flasche und setze mich in die große Runde der Erwachsenen, die im angeregten Gespräch beisammensitzen. Ich nehme einen kräftigen Schluck und setze angewidert die Flasche ab, als ich in meinem Rachen eine Fliege spüre, die ich zusammen mit dem Getränk hinuntergeschluckt habe. Pfui! Iiiihh! Wie ekelhaft!, denke ich.
Beim Absetzen der Flasche fällt mir im Dämmerlicht etwas auf. Da zappelt doch noch mehr in meiner Flasche! Als ich genauer hinsehe, wird deutlich, dass dieses Insekt wesentlich größer ist als eine Fliege. Ich entferne mich ein Stück von der Gruppe und schütte meine Flasche langsam aus. Da kommt eine prächtige Hornisse – verklebt und gereizt – mit dem Limonadenrest aus der Flasche gespült. Ich zucke innerlich zusammen und mein Herz klopft in spürbar schnellerem Takt. Was, wenn ich diese Hornisse hinuntergeschluckt oder auch nur in den Mund bekommen hätte? Plötzlich bin ich sehr dankbar für die kleine Fliege, die mich vor weit Schlimmerem bewahrt und mich aus meiner Unachtsamkeit herausgeholt hat.
Ich denke daran, wie oft ich schon durch einen kleinen Missstand in meinem Leben auf etwas aufmerksam geworden bin, was weit verheerendere Folgen hätte haben können. Wie eine kleine Wunde, die gut versorgt keine große Entzündung nach sich zieht. Oder wie ein Hinweis einer guten Freundin, der mir im ersten Moment nicht passt, mich aber auf etwas Wichtiges, Unbewusstes aufmerksam macht. So kann ich meinen Kurs überdenken, umlenken und eine bessere Spur einschlagen.
Ich denke auch daran, wie sich in meinen Gedanken manchmal Bitterkeit großmachen will und ich immer wieder entscheiden muss, ob ich hier anhalte, innerlich aussteige und größeres destruktives Gedankenspiel verhindere.
Ja, ich bin Gott dankbar für die kleinen, manchmal nervenaufreibenden Stolpersteinchen, wie die kleine Fliege in meiner Flasche. Ich möchte in meinem Alltag auf sie achtgeben und mich von ihnen in meinem Lauf unterbrechen lassen. Am besten an dem Punkt, an dem es noch nicht wirklich wehtut, um größeren Schaden an mir und anderen zu vermeiden.
Katrin Schmidt
2 Antworten
Es ist genauso, wie gut GOTT acht gibt uns vor soviel größerem Schaden schon bewahrt hat!
Mir erging es vor kurzem so, als ich einen Glassplitter im Mittag auf der Zunge spürte und noch vor dem herunterschlucken aussondern und ausspucken konnte. Wie erschrocken aber froh war ich, dass ER mich vor soviel Bedrohlichem bewahrt hatte.
Da steigt eine große Ehrfurcht vor JESUS auf! Eine Bitte wird laut in mir... pass weiter auf mich auf großer GOTT und bewahre mich auch vor mir selbst.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.(#Psalm 139,3; LUT)
Marina Laps
Vielen Dank! Das passt genau in meine Situation. Gott segne Sie!