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Montag, 12.11.2018

Zuhören und trösten

Vor Kurzem wollte ich einige Besorgungen erledigen, aber ich war spät dran. Mein Auto stand etliche Meter entfernt auf einem Parkplatz am Ende der Straße. Während ich meine Jacke anzog, schaute ich aus dem Fenster und erschrak: Ein großes schwarzes Auto stand hinter meinem Wagen. Es sah nicht so aus, als würde ich aus der Parklücke kommen. Oh nein, jetzt würde ich auf keinen Fall alle Erledigungen noch vor Ladenschluss schaffen. In mir stieg Ärger auf: Was für eine Frechheit, meinen Wagen einfach zuzuparken. Wie ignorant und rücksichtslos! Hoffentlich würde ich den Fahrer schnell finden.

Hektisch und wütend schnappte ich Tasche und Schlüssel und lief zu meinem Auto. Als ich näher kam, sah ich, dass mein Ärger unbegründet war: Der andere Wagen stand vor der Garage, neben der ich parkte. Es hatte nur von Weitem so ausgesehen, als ob er mich blockierte. Es war einfach eine Frage der Perspektive. Ich war erleichtert und konnte noch alles schaffen, was ich mir vorgenommen hatte.
Aber die Sache ging mir nach: Warum hatte ich angenommen, jemand anders sei rücksichtslos und ignorant? Warum urteilte ich so schnell über andere, anstatt genau hinzusehen?

In Hiob 20, Vers 29 heißt es: "Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe, das Gott ihm zugesprochen hat."
Hiobs Freunde sind davon überzeugt, dass er schlimme Dinge getan haben muss. Nur so können sie sich sein Leid erklären. Sie suchen immer neue Begründungen dafür, dass Hiob das Leid selbst verschuldet hat. Sie sind sich ihrer Meinung so sicher, dass sie nicht zuhören, wenn Hiob redet. Möglicherweise hören sie auch nur das, was sie hören wollen.
Hiob fühlt sich allein und verlassen. Er fleht die Freunde an: „Hört mir doch einmal zu. Damit würdet ihr mich trösten!“ Hiob fleht um Trost und Beistand. Wer schwere Zeiten erlebt, wünscht sich Menschen, die da sind, die zuhören und mitfühlen. Freunde, die die Perspektive des Leidenden einnehmen und ihm Kraft spenden – auch dadurch, dass sie manche eigenen Deutungen für sich behalten.

Ellen Nieswiodek-Martin

Aus: Frauen begegnen Gott – Die Weisheitsbücher des Alten Testaments mit Andachten für ein ganzes Jahr. Herausgegeben von Elisabeth Mittelstädt.

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