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Montag, 19.04.2021

Einen freundlichen Unterschied machen

In der Tageszeitung finde ich einen Artikel, der mich neugierig macht: „Erstes Institut für Freundlichkeit nimmt seine Arbeit auf“, wird dort getitelt. „Das Institut für Freundlichkeit der Universität Kalifornien in Los Angeles verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, um Freundlichkeit zu verstehen“ heißt es dort. Ein Mitbegründer des Instituts wird zitiert: „Unsere Vision ist, dass wir alle in einer Welt leben, in der die Menschheit die Freundlichkeit, die in uns allen existiert, entdeckt und nutzt.“ Am Schluss heißt es: „Untersuchungen haben gezeigt, dass Gesten der Freundlichkeit gut für die körperliche und geistige Gesundheit sind.“
Meine Gedanken wandern zu einem Erlebnis an meinem Arbeitsplatz in einer Seniorenpflegeeinrichtung. Dort suche ich seit einiger Zeit eine Bewohnerin auf. Sie sitzt in ihrem Rollstuhl, ihr Oberkörper ist vornübergebeugt und in sich zusammengesunken. Wenn ihr Blick überhaupt etwas sieht, dann die nahe Tischplatte vor ihrem Gesicht. Hat sie die Augen überhaupt noch geöffnet? Ich knie mich vor sie hin, spreche sie freundlich an. Sie öffnet ihre Augen, blickt mir schließlich ins Gesicht. Es entsteht tatsächlich eine Art kleines Gespräch und in meine Kommentare verpacke ich – sehr bewusst – aufrichtige Wertschätzung für sie.
„Oh, drei Söhne haben Sie großgezogen! In schlechten Zeiten drei hungrige Jungs sattkriegen: Respekt!“ „Das ist schön, dass Ihre Jungs alle in der Nähe wohnen. Da können Sie sich als Mutter glücklich schätzen! So großes Glück hat leider nicht jede. Das freut mich wirklich für Sie!“ Ich strahle die Bewohnerin freudig an. Und sie strahlt zurück. Ihr Gesicht wirkt für diesen Moment um etliche Jahre jünger, ihre Augen leuchten und es ist gut zu erahnen, wie ausgesprochen hübsch sie als junge Frau gewesen ist. Sie hat ein wunderschönes Lächeln!
Aber es ist nicht nur ihr Gesicht, das in diesen Momenten einen Wandel erlebt. Ihr Kopf ist nun erhoben, der Oberkörper hat sich aufgerichtet, ihre Schultern haben sich gestrafft, ihr Blick ist mir zugewandt. Sie verfolgt aufmerksam meine Mimik und Gestik. Ihre Hand winkt mir schließlich freundlich zum Abschied.
„Gesten der Freundlichkeit sind gut für die körperliche und geistige Gesundheit“, hieß es in dem Zeitungsartikel. Ich denke, dieses Gespräch ist ein kleines, freundliches Praxisbeispiel.
Als ich mich von der Bewohnerin verabschiedet habe, denke ich: Gott macht es mit mir genauso! Mit seiner aufrichtigen Wertschätzung richtet er mich auf. Weil er mir seine bedingungslose Freundlichkeit schenkt, kann auch ich meinen Kopf erheben, geradestehen und dankbar leben. Die Bibel beschreibt Gott als unseren Retter, der voll Freundlichkeit, Liebe und Barmherzigkeit ist (Titus 3,4–5).
Ich bin von Gott beschenkt, und gleichzeitig würdigt er mich, seine Freundlichkeit und Menschenliebe weiterzugeben. Deshalb darf ich einen freundlichen Unterschied machen. Also: Immer wacker hinein mit der Freundlichkeit ins Lebensumfeld! Denn: „Alle Menschen sollen eure Güte und Freundlichkeit erfahren“ (Philipper 4,5).

Christine Schlagner

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17 Antworten

  1. Das ist sooooo wahr! Also
    "Immer wacker hinein mit der Freundlichkeit in ihr Lebensumfeld".
    Das ist ein toller Leitspruch für heut und ALLE Tage. Danke

  2. Das Thema Wertschätzung und Freundlichkeit beschäftigt mich auch immer wieder und ich erlebe, mit wie wenig Aufwand man ein Lächeln und Freude in die Augen und das Gesicht eines anderen zaubern kann. Dabei ist oft nur ein "vielen Dank", ein "Danke für die freundliche Beratung" und ein Lächeln nötig; Dinge, die nichts kosten und wir immer bei uns tragen, wir müssen nur dran denken, den anderen sehen und es tun!

  3. Ältere Menschen sind so dankbar für Freundlichkeit. Ich erlebe solche Geschichten auch mit meinen Demenzgästen und bin so reich beschenkt dadurch.

  4. Liebe Frau Christine. Sie geben mir einen Anreiz zum nachmachen. Vielen Dank dafür.
    Sie haben einen Menschen glücklich gemacht. Gottes Liebe weitergeleitet. Das hat neuen Lebensmut geschenkt und Freude über die Wertschätzung bewirkt.
    Gott segne Sie dafür!

  5. Ja, wunderbar mit wenig Gesten, Worte der Wertschätzung und Freundlichkeit man eine Begegnung verändern kann.
    Lasst es uns immer und immer wieder praktizieren.
    Dank sei Gott!!!

  6. Vielen Dank für diesen schönen Beitrag ! Ein Lächeln und Wertschätzung für einen Menschen kostet nichts und gibt einem auch selbst so viel zurück. Ich wünsche mir mehr Menschen mit
    dieser Empathie, besonders in dieser schwierigen Zeit....

  7. Die Montagsgedanken gefallen mir sehr Ich arbeite in einem Pflegeheim Freundlichkeit tut allen Bewohnern gut das hat viel damit zu tun Die Liebe ,die uns Jesus schenkt weiterzugeben Jesus hat uns zuerst geliebt Liebe Grüße Heike

  8. "Ein lächeln kostet weniger als elektrisches Licht und doch erhellt es mehr." Diesen Spruch hatte ich an meinem Schreibtisch ,jeder der in lass musste schmunzeln.leider sieht man z.Z. nicht so viel von unserer freundlichen Zuwendung hinter der Maske.

  9. Ich arbeite seit über 30 Jahren in einem Pflegeheim und kann diesen Artikel nur bestätigen. Selbst Demenzkranke, die mit der Zeit mehr über Mimik und Gestik kommunizieren, als über Sprache, nehmen freundliche Worte in sich auf. Sie spüren, ob ich "im Augenblick" bin und nur sie gerade wichtig ist, oder nicht. Es gibt täglich viele schöne Begegnungen. Gerade jrtzt durch Corona ist das sehr wichtig.

  10. Ich leite eine Tagespflege und möchte, dass meine Gäste sich bei uns glücklich und gut versorgt fühlen und sehr gern bei uns sind -
    das soll immer selbstverständlich für mich und meine Mitarbeiter sein. Dann sind auch die Angehörigen entlastet und entspannt und können ihre zu Pflegenden mit neuer Kraft versorgen. BEIDE -Gäste und Angehörige sind oft sehr dankbar. Dabei spielen Freundlichkeit, Verständnis und Empathie von meinen Mitarbeitern und mir die größte Rolle neben aller Kompetenz und Fachlichkeit.
    Ebenso sind für mich die Wertschätzung für die Mitarbeiter und ihre Arbeit von größter Bedeutung. Ich will niemals vergessen, den Menschen hinter dem Kollegen zu sehen. Ein Lächeln und freundliche Worte tun so gut - mir übrigens auch

  11. Freundlichkeit und Wertschätzung ist Balsam für jede Seele, ob gesund, jung, krank, alt... wir leben und nehmen alles durch unsere Sinne auf, den Leistungsdruck, die Aufgabenvielfalt, wie das Vergessenwerden, die Einsamkeit... direkte Zuwendung, sei sie noch so kurz, tut einfach gut und kostet meistens nichts! Praktizieren wir es einfach...danke!!!

  12. Liebe Christine, das Erlebnis ist sooo schön. Leider ist die Freundlichkeit und Mitmenschlichkeit oft zur Mangelware geworden.... obwohl man mit Empathie und Freundlichkeit soviel Freude geben und auch zurückbekommen kann. Danke das du mit uns das Erlebnis geteilt hast. LG Conny

  13. Sehr guter Artikel!! Mit einem wertschätzenden, freundlichen Umgangston und -Autreten können wir unsere Umgebung verändern.
    Ein Sprichwort sagt:
    So wie es in den Wald hinein schallt, so schallt es heraus.
    Und das stimmt.

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