Montag, 06.01.2025

Reisen mit

leichtem Gepäck

Außer Atem und etwas verschwitzt stehe ich am Bahnsteig und mühe mich mit meinem Koffer ab. Wie immer habe ich viel zu viel eingepackt. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden und so schleppe ich für den kurzen Trip mehrere Paar Schuhe und Bücher, Pullis und Hosen mit mir herum. Ein bisschen ärgere ich mich über mich selbst. Wieso kann ich mich nie entscheiden? Warum muss ich immer so viel mitnehmen?

Als ich dann den Koffer in den Zug hieve, kommt mir ein interessanter Gedanke: Wo schleppe ich vielleicht auch im übertragenden Sinne zu viel mit mir herum? Wo kann ich mich von Altem nicht lösen, wo trage ich vielleicht auch Lasten, die gar nicht für mich bestimmt sind? Wo mache ich mir das Leben unnötig kompliziert, weil mir eine Entscheidung oder das Loslassen schwerfällt?

Jesus wusste, wie man mit wenig auskommt. Als er mit seinen Jüngern durch Israel reiste, hatte er kaum mehr bei sich als die Kleidung, die er am Leib trug. Er vertraute darauf, dass sein himmlischer Vater ihn versorgen würde. In Matthäus 6 wird berichtet, dass er seine Begleiter zurechtweist und sie auffordert, keine Schätze auf Erden zu sammeln. Stattdessen fordert er sie auf, sich nicht um das Morgen zu sorgen, „denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat" (Vers 34).

Aber er vertrat nicht nur eine minimalistische Ansicht in Bezug auf irdischen Besitz und ein tiefes Gottvertrauen, dass für ihn auch in Zukunft gesorgt würde. Auch geistig gesehen reiste er mit leichtem Gepäck. Wenn er sich um etwas sorgte, wenn er ausgelaugt oder müde war, wenn er eine Pause von den Nöten der Menschen brauchte, dann zog er sich zurück, um zu beten und neue Kraft zu schöpfen. Er lud seine Sorgen bei Gott ab. So konnte er immer wieder neu gestärkt und mit leichtem, vertrauensvollem Herz auf die Menschen zugehen, Zeit mit ihnen verbringen, sie lehren und heilen.

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“ heißt es in Matthäus 11,28 und „Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch“ in 1. Petrus 5,6. Jesus fordert uns also auf, unsere Lasten bei ihm abzuladen, uns nicht mehr aufzuhalsen, als wir tragen können. Bei ihm aufzutanken. Das gibt mir enormen Trost und ist mein Wunsch für das neue Jahr, mein Vorsatz: Ich möchte nur die Lasten auf mich nehmen, die ich tragen kann, und Gott meine Sorgen abgeben. Ich möchte loslassen und mit leichtem Gepäck, aber mit vollem Vertrauen auf den Beistand von Jesus „reisen“ und mein Leben bestreiten.

Mit einem Lächeln auf den Lippen schweift mein Blick aus dem Zugfestem auf die dahinziehende Landschaft. Denn so beladen ich auch gerade physisch sein mag (und ja, auch da gelobe ich mir für die nächste Reise Besserung): Innerlich fühle ich mich befreit.

Sina Hottenbacher

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7 Antworten

  1. Danke für die wertvollen Gedanken zum Jahresanfang. Es regt mich dazu an, selber über meine Lasten die ich mit mir schleppe nachzudenken.

  2. Schöner Text mit klugen Gedanken- ich packe auch meistens viel zu viel ein! Man weiß ja nie...
    Für das sich Sorgen habe ich noch keine wirklich gute Lösung gefunden. natürlich sage ich sie dem Herrn Jesus, aber sie kommen so schnell zurück.
    Freundliche Grüße
    Dorothea

  3. Vielen Dank, liebe Frau Hottenbacher, das kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, denn ich bin mitten in einer Umzugsphase, obwohl ich nicht vorhatte, noch einmal umzuziehen. Doch Gott hat andere Pläne.

    Ein Ortswechsel findet statt in eine kleinere Wohnung. Das ist eine große
    Herausforderung. Vieles loslassen, abgeben, und so mit leichteren Gepäck in ein neues Abenteuer mit Gott starten.
    Dabei muss ich an Abraham denken, der sich im hohen Alter aufmachte in ein
    unbekanntes Land und dabei fest auf seinem Gott vertraute. Das werde ich mit
    fast 73 Jahren jetzt auch tun. Und ich bin
    gespannt, was Gott vorbereitet hat.

  4. Ich hatte vor Weihnachten ein Kärtchen gezogen, als Geschenk, auf dem Stand “ Ich lasse das Alte los, damit ich Platz für Neues habe”.
    Ich bewundere Jesus dafür, dass er so durchs Leben ging. Wenn ich dann für die Tage der Stille ins Kloster fahre, stelle ich fest, dass ich wie immer viel zu viel dabei habe und dennoch leichter nach Hause fahre.

  5. Ich bin recht entspannt ins neue Jahr gestartet mit dem Gefühl einiges vom alten Jahr abgeben zu können! Dafür bin ich zutiefst dankbar.
    Mit 64 Jahren habe ich im Dezember nochmals eine neue Arbeitsstelle angenommen, bewusst in einer christlichen Einrichtung und habe tatsächlich christliche Kollegen auf meiner Station.
    herzliche Segenswünsche, Sybille

  6. Mir kommt beim Lesen der Montagsgedanken ein Lied von Manfred Siebald in den Sinn: "Wir schleppen …"

    After Edit: Liebe Frau Zimmermann, leider unterliegen auch Liedtexte dem Urheberrecht und dürfen nicht ohne die Erlaubnis des Verfassers bzw. Rechtsinhabers veröffentlicht werden. Daher mussten wir die Verse leider löschen.

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