Über Himmelfahrt war ich ehrenamtlich als Seelsorgerin bei einer Kurzfreizeit tätig. Die Geschichten, Nöte und Belange der Ratsuchenden haben mich tief bewegt. Gleichzeitig war es ein wahrer Segen, sie auf ihrem Weg hin zu einer heilsamen Beziehung zu sich selbst, zu anderen und zu Gott begleiten zu dürfen. Himmelfahrt erinnert daran, dass Jesus seine Jüngerinnen und Jünger verlassen hat, aber auch, dass wir ihm folgen werden. Der Weg hin zur Ewigkeit ist frei und schon heute dürfen wir den Himmel auf Erden sichtbar werden lassen. Auch wenn im Hier und Jetzt noch nicht alles gut ist, dürfen wir darauf vertrauen, eines Tages beim himmlischen Vater sein zu dürfen. Jesus hat uns genau das zugesagt: "Denn im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Sonst hätte ich euch nicht gesagt: Ich gehe hin, um dort alles für euch vorzubereiten" (Johannes 14,2).
Doch wie oft fühlen wir uns von Gott im Stich gelassen. Vielleicht können wir das Heilsversprechen für uns nicht annehmen oder fühlen uns „vertröstet“, weil die Gegenwart so schwer zu ertragen ist. Mir hilft in solchen Momenten eine weitere Zusage von Jesus aus derselben Abschiedsrede (Johannes 15,26). Dort heißt es: „Doch ich werde euch den Ratgeber schicken – den Geist der Wahrheit. Er wird vom Vater zu euch kommen und wird mein Zeuge sein.“ Er lässt uns also nicht schutzlos und allein zurück, sondern schenkt uns bereits hier auf Erden täglichen Beistand.
Heute ist Pfingstmontag – der Geburtstag der Kirche. Es ist der Tag, an dem diese Zusage in Erfüllung gegangen ist. Der Heilige Geist ist unser Ratgeber und gleichzeitig unser Tröster. Er erfüllt alle Gläubigen mit der Liebe Gottes und möchte uns „heil“ werden lassen. Ist das nicht wunderbar?
Das hebräische Wort für „Geist“ ist Ruach. Es ist eigentlich weiblich, also „Geistin“. Ich finde das sehr passend, wird dadurch doch auch die weibliche Seite Gottes versinnbildlicht. Ein Gott, der liebevoll, zugewandt, gesprächsbereit ist und jede Sünde vergibt. Ein wenig wie eine Mutter, die ihre Kinder liebevoll versorgt, ermahnt und immer wieder in die Arme nimmt.
Und so bleibt es weder beim geschlossenen Grab an Karfreitag noch bei einer erneuten Trennung zwischen Gott und uns Menschen an Himmelfahrt. Nein, er ist auferstanden und hat den Weg zum Vater frei gemacht. Und mit Pfingsten kommt der Heilige Geist über die Gläubigen. Er möchte nicht nur Kirche bauen, sondern Wahrheit bringen, Wunden heilen, Rat schenken und Vergebung ermöglichen.
Was für ein Vorrecht es ist, an einen Gott zu glauben, der unsere Herzen kennt, ja dort sogar beheimatet ist, und der Ratsuchende heilmachen möchte!
3 Antworten
Der Hinweis, dass Ruach ein eigentlich im Ursprung weibliches Wort ist, hat mein Herz tatsächlich irgendwie berührt. Der heilige Geist, wie eine Mutter, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmert, sie versorgt und ermahnt.
Danke für den Hinweis ❣️
Es hat mich sehr gefreut, dass mal benannt wurde, dass Ruach die weibliche Form ist. Zum ersten Mal hörte ich es während meines Studiums Anfang der Neunziger. Es hatte mich zutiefst bewegt.
M.E. wird es generell zu wenig erwähnt. Möglicherweise ein Tabubruch in manchen Denominationen.
Aber danke, dass Ihr es gedruckt habt.
Herzliche Grüße
Von
Angela Wolter
Hallo Sina, Du schreibst, die Geschichten, Nöte und Belange der Ratsuchenden haben mich tief bewegt. Gleichzeitig war es ein wahrer Segen, sie auf ihrem Weg hin zu einer heilsamen Beziehung zu sich selbst, zu anderen und zu Gott begleiten zu dürfen.
Wie hast du das gemacht, die Menschen zu einer heilsamen Beziehung zu sich selbst zu führen. Das wäre schön zu wissen. Es ist so notwendig erstmal mit sich im reinen zu sein.
Danke!
Dein Artikel war sehr schön und hilfreich.