Montag, 23.12.2024

Beschenkt

Meine Liebessprache sind Geschenke. Ich liebe es, Geschenke zu machen. Ich liebe es, Geschenke zu bekommen. Auf diese Weise sage ich: Ich mag dich, du bist mir wichtig. Und so empfange ich selbst auch diese Botschaft am besten. Mein Kopf arbeitet wie von allein und ist nur schwer zu stoppen, wenn ich nach einer Geschenkidee für einen lieben Menschen suche. Dabei lege ich Wert aufs Detail. In meinem früheren Leben (ohne Kinder) hatte ich dafür deutlich mehr Kapazitäten. Heute muss es oft schneller gehen, aber es macht mir nicht weniger Freude.

Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als mein Mann und ich frisch verheiratet und als Missionare in Namibia tätig waren. Gegen Ende des Jahres hatte sich Besuch angekündigt, der aber vor Weihnachten wieder nach Hause fliegen würde. Das bot mir die Gelegenheit, auf sicherem und preiswertem Wege Weihnachtsgeschenke für meine Lieben nach Deutschland zu schicken. Ich stürzte mich voller Begeisterung in meine Lieblingsbeschäftigung: Geschenke erdenken, planen, in liebevoller Handarbeit herstellen, verpacken, beschriften …

In diesem Jahr floss besonders viel Zeit, Mühe und Liebe zum Detail in alle Gaben. Umso mehr freute ich mich auf die Rückmeldungen meiner Lieben, fieberte ihnen richtiggehend entgegen. Schließlich waren diese Geschenke ein direkter Ausdruck meiner Liebe und Wertschätzung! Doch es kam – wenig. Sehr wenig. Und oft nur auf Nachfrage: „Ist das Geschenk angekommen?“ – „Welches Geschenk? Ach so, ja, danke, hab mich gefreut!“

Meine Enttäuschung war riesengroß.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mich in den wunderschönen Garten zurückzog, der zu dem Haus gehörte, in dem wir mit mehreren Missionaren lebten, und mich schmollend in die Hängematte flüchtete. Ich war traurig, fühlte mich zurückgewiesen und klagte Gott mein Leid. Heute weiß ich, dass ein Großteil meines Kummers „hausgemacht“ war, weil er meinem Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung entsprang. Um jedes Geschenk war sozusagen nicht nur eine Schleife, sondern auch die Erwartung gewickelt, dass es angemessen gewürdigt und wertgeschätzt würde.

Aber an diesem Tag hat Gott in seiner Weitsicht und Gnade über diesen Punkt hinweggesehen und mir stattdessen einen kostbaren Einblick in sein eigenes Herz gegeben. Meine Augen fielen auf eine der vielen Blumen um mich herum. Während ich sie betrachtete, spürte ich ganz deutlich, wie Gott in meinem Herzen zu mir sagte: „Siehst du diese Blume? Wie zart die einzelnen Blütenblätter sind? Wie die Farben changieren? Die einzigartige Maserung der Blätter? Was denkst du – hat jemals ein Mensch in aller Tiefe und bis ins kleinste Detail erfassen können, was für ein Meisterwerk ich hier erschaffen habe? Was glaubst du, wie viele Menschen mir jemals aus ganzem Herzen für diese Blume gedankt haben? Ich verstehe deinen Schmerz besser, als du denkst. Ich erlebe ihn jedes Mal, wenn meine Geschöpfe eines meiner unzähligen Geschenke achtlos beiseitelegen oder als selbstverständlich betrachten. Aber ich beschenke sie weiter. Schenken ist meine Liebessprache.“

Was für ein Trost mir diese Worte waren und bis heute sind! Wenn ich Geschenke mache, möchte ich sie nicht länger mit Erwartungen umwickeln, sondern sie auch in meinem Herzen in dem Moment loslassen, in dem sie meine Hände verlassen.

Während ich darüber nachdenke, wie ich diesen Text beenden soll, zerkrümeln meine Hände unbewusst eine Lavendelblüte aus der Vase vor mir auf dem Tisch. Der wunderbare Duft steigt mir in die Nase. Was für eine Pflanze! Ich glaube nicht, dass ich Gott schon jemals für Lavendel gedankt habe …

"Danke" an die Autorin

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5 Antworten

  1. Vielen Dank für die gute Botschaft...ich schenke auch sehr gerne und freue mich wenn das Geschenk Freude bringt...habe jedoch gelernt dass ich Erwartungen loslassen muss...wie die Beschenkten damit umgehen. Das größte Geschenk ist nicht zu überbieten...das Geschenk von Jesus Geburtstag morgen....allen frohe Weihnachten !

  2. Ja, es ist wunderbar, dass wir unserem himmlischen Vater ganz und in allen Angelegenheiten vertrauen dürfen und ER es immer gut mit uns meint. Während Menschen uns manchmal enttäuschen, leider.
    Ich wünsche allen gesegnete Weihnachten und die Rechte Weihnachtsfreude.
    Heidrun Hemmerling

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