Silvia, du hast einen ungewöhnlichen Namen. Woher kommt er?
Er stammt aus Uganda, dem Heimatland meiner Mutter. Mein Vater kommt aus dem Kongo, aber die beiden haben sich in der Schweiz kennengelernt. Dort kamen dann meine Schwester und ich zur Welt.
Du bist auf einem ungewöhnlichen Weg in die Kirche gekommen …
Ich bin Gott so dankbar, dass er mich damals gerufen hat, obwohl ich mich lange gesträubt habe und überhaupt nichts von ihm wissen wollte.
Ich war 28 Jahre alt, als mir Gedanken durch den Kopf gingen, die ganz klar nicht von mir kamen: „Wende dich mir zu und geh in die Kirche!“ Ich war davon überzeugt, dass ich den Verstand verliere! Das ging einige Wochen so. Der Gedanke, ob ich doch mal eine Kirche besuchen sollte, ließ mich nicht los. Doch ich sagte weiterhin: „Nein, ich kann nicht! Das mache ich nicht. Niemals!“
Eines Abends hat eine Frau an meiner Tür geklingelt. Sie suchte ein Restaurant. Ich habe damals im fünften Stock gewohnt und wunderte mich, wieso sie im fünften Stock eines Wohnhauses ein Restaurant sucht.
Sie druckste ein bisschen herum und meinte dann: „Warum bist du denn nicht in die Kirche gegangen?“ Diese Worte haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. In diesem Augenblick war es, als hätte sich etwas in mir geöffnet und Gott würde sagen: „Du weißt doch, dass ich real bin! Schieb’s nicht länger vor dir her.“
Danach war das Ganze für mich keine Frage des Glaubens mehr, sondern einfach des Annehmens. Ich wusste jetzt, dass Gott existiert und konnte nicht länger so tun, als wäre das nicht so. Ich weiß bis heute nicht, wer die Frau war.
Also bin ich am folgenden Sonntag in den Gottesdienst gegangen. Ich habe auch angefangen, in der Bibel zu lesen. Es hat ungefähr ein Jahr gedauert, bis ich mich wirklich für ein Leben mit Gott entschieden habe. Bis ich wirklich verstanden hatte, dass es nicht darum geht, zu akzeptieren, dass er existiert, sondern dass ich ihn persönlich brauche.
Was ist dann passiert?
Ich wollte mehr wissen und Gott besser kennenlernen. Zuerst habe ich versucht, meine Fragen bei einem örtlichen Pfarrer loszuwerden. Irgendwann habe ich eine Gemeinde gefunden, doch ich hatte so viele Fragen und merkte, dass niemand die Zeit hat, sie alle zu beantworten. Also habe ich mich entschieden, Theologie zu studieren.
Gott möchte durch uns etwas bewegen.
Du hast einen Bibelkurs für Frauen herausgegeben, der den Titel „Single und doch erfüllt“ trägt. Wieso „doch“? Das klingt so, als wäre das Singlesein ein Makel oder ein Problem.
Ich spiele damit auf das Bild an, das die Gesellschaft, aber auch Christen im Speziellen vom Singlesein haben: dass wir Singles irgendwie nicht vollwertig oder noch zu etwas Höherem bestimmt sind. Der Kurs ist für Frauen gedacht, die ab und zu ein bisschen Mühe damit haben, Single zu sein.
Du lebst alleine. Hast du in der Gemeinde selbst negative Erfahrungen gemacht?
Ja leider. Und manches hat mich wirklich verletzt. Zum Beispiel, wenn jemand meinte: „Du bist doch so eine Tolle! Warum hast du denn keinen Partner?“ Eine andere hat gefragt: „Warum bist du Single? Hast du keinen abgekriegt?“ Oder: „Ich bete dafür, dass du auch noch heiraten kannst.“ Das alles beinhaltete für mich die Botschaft: Du bist nicht gut genug. Irgendwas stimmt mit dir nicht.
Es hat lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass die Person eigentlich etwas anderes sagen will: Nicht, dass ich nicht gut genug bin, sondern dass sie glaubt, die Ehe ist ein Segen, und darum wünscht sie mir das auch. Man kann alles immer von zwei Seiten sehen.
Ich wünsche mir, dass man als Single nicht ständig um sich selbst kreist, sondern den Blick bewusst auf Gott richtet. Gott möchte durch uns etwas bewegen. Er wartet nicht, bis wir verheiratet sind. Deshalb geht es in meinem Kurs um beides: den Blick auf Gott zu lenken und auf die Dinge, an denen man als Single arbeiten kann. Zum Beispiel an unseren Erwartungen an das andere Geschlecht. Ich lade Singles auch dazu ein, sich mit der Frage zu beschäftigen: Wenn ich diesen perfekten Mann hätte, den ich mir wünsche – welchen Platz hat dann Gott? Und mein Glaubensleben?
Das komplette Interview mit Silvia Wambululu lesen Sie in Lydia, Ausgabe 03/2024
Das Interview führte Ellen Nieswiodek-Martin.
Fotos: Deborah Pulverich
Eine Antwort
Wow, wie wertschätzend, dass Gott jemanden in den fünften Stock schickt, um mir eine Nachricht von Ihm auszurichten. Das zeigt mir wieder einmal Gottes wunderbare Gnade und Liebe für uns.
Danke, Silvia, dass du das teilst!
Gottes Segen für deine so wichtige Arbeit!