Mit flüchtigen Bewegungen blättere ich die heutige Post durch, die der Postbote soeben in den Briefkasten geworfen hat. Nebst einem persönlich adressierten Brief und einem Geschäftsbrief liegt ein Briefkuvert in spezieller Form und Verpackung vor mir. Hellblaues, mit glitzernden Sternen übersätes Geschenkpapier. Anstelle einer Adresse ist ein Schriftzug in Druckbuchstaben durch ein kleines Fenster ersichtlich: „Machen Sie das Beste damit.“
Etwas irritiert und befremdet blicke ich dieses Stück Papier an. Vermutlich wieder mal so eine Werbung, die an alle Haushalte verteilt wird. Ein besonders schön geschmücktes Kuvert mit der Bitte, doch etwas an die betreffende Organisation zu spenden. Zugegeben: Werbematerial wird bei mir umgehend im Altpapier entsorgt. Oder wenn vertretbar, auch mal im Holzofen verbrannt.
Ich marschiere in die Küche und lege die Post auf den Küchentisch. Nochmals blicke ich das seltsame Kuvert an. Da entdecke ich etwas: Drei funkelnde Sterne zieren das Papier. Als ob sich jemand besonders Mühe gegeben hätte, etwas Schönes zu basteln. Einem inneren Impuls folgend reiße ich es mit einigen schnellen Bewegungen auf und stehe fassungslos da. Hat sich tatsächlich eine Werbeagentur oder eine Firma den Spaß erlaubt, uns gedrucktes (Spielzeug-)Geld zu schicken?! Ich suche nach einem beiliegenden Brief oder einem Einzahlungsschein. Nichts. Ich wende und drehe das Kuvert nach allen Seiten. Da entdecke ich, dass es sich um einen Umschlag handelt, in den die Bankangestellten am Schalter die Geldbeträge reinstecken, wenn man eine große Menge an Bargeld abhebt.
Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Dies ist kein Bettelbrief, sondern ein Geschenk an uns mit echtem Geld. Echt jetzt?! Völlig überrumpelt blicke ich auf die vielen Hundertfranken-Noten. Ich traue meinen Augen kaum. Jemand hat sich heimlich zu unserem Briefkasten geschlichen und uns unglaublich viel Geld geschenkt. Und ich, ich hätte dieses Geschenk beinahe ungeöffnet im Altpapier entsorgt! Da muss ich mich jetzt echt mal hinsetzen. Und dies in mein Herz sickern lassen. Aufgewühlt wandern meine Gedanken zu den Ereignissen der letzten Tage.
Hat Gott uns einen Engel in Menschengestalt vorbeigeschickt? Ich atme zitternd ein und wieder aus. Sorgfältig falte ich das Kuvert und klebe mit durchsichtigem Klebeband das zerrissene Papier wieder fest. Die Risse sind zwar immer noch zu sehen, doch es ist wieder ganz. Es scheint mir, als liege da etwas Heiliges vor mir, das ich mit größter Sorgfalt behandeln muss.
„Machen Sie das Beste damit.“ Der Werbespruch einer Schweizer Bank. Er könnte jedoch auch von jemandem ganz anderen stammen. Meine Gedanken schweifen unmittelbar zu einem Gleichnis, das Jesus seinen Jüngern in Lukas 19,11–26 erzählt hat. Dieser eine Satz auf diesem wundersamen Briefkuvert ist die Botschaft des Tages.
Jesus beschenkt jeden von uns so reich mit wunderbaren Gaben, Fähigkeiten, Möglichkeiten, Talenten. Nicht, damit wir uns damit selbst rühmen oder uns selbst verwirklichen, sondern damit wir unseren Mitmenschen dienen und ihnen Zeugen der Freude, der Hoffnung, der Liebe und des Friedens sein dürfen. Er hat uns befähigt und berufen. Ja, machen wir das Beste damit!
3 Antworten
Sehr berührend und wunderschön!
Danke dafür! ( Habe selber auch schon mal 100 Euro jemandem unauffällig schenken wollen und er hat es unbemerkt weggehauen.)
Bei einem anderen ist eine anonyme Spende allerdings auch zur Freude geworden.
Freundliche Grüße- D.Trautvetter
... wie wahr, und immer wieder erstaunlich, wenn wir uns trauen, etwas aus unseren von Gott geschenkten Gaben und Talenten zu machen. Vielen Dank fürs Teilen dieser Geschichte!
Wunderbar, Gott unser Versorger.
Wir hatten das schon mehrmals erlebt, das anonym ein Umschlag mit Geld im Briefkasten lag, genau soviel wie wir in dieser Situation benötigten. Da können wir immer nur Staunen und dankbar sein über soviel Gnade. "Du bist ein GOTT der mich (uns) sieht".
Es lohnt sich auf Gott zu vertrauen, wenn es "eng" wird!
Danke für all die Ermutigungen.
Paula