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Endlich frei!

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Déborah Rosenkranz litt jahrelang unter Magersucht und Bulimie. Heute ist sie als Sängerin mit einer Botschaft unterwegs, die schon viele Leben verändert hat: „Auch wenn du große Probleme mit dem Essen hast – du kannst freiwerden! Du bist wertvoll und wunderbar – so, wie du bist!“ Im LYDIA-Interview erzählt sie, wie sie selbst den Weg in die Freiheit aus Essstörungen geschafft hat.

Déborah, du hast jahrelang mit Essstörungen gekämpft und auch ein Buch darüber geschrieben. Was hat dich motiviert, so offen zu sein?

Ich habe gesehen, wie viele Mädchen das betrifft! Einmal war ich als Sängerin auf einem Jugend-Event in Frankreich mit rund tausend Teens. Am Schluss baten wir diejenigen, die unter einer Essstörung litten, zurückzubleiben. Als ich 80 Mädchen vor mir sah, war mir klar: Das ist nur die Spitze des Eisbergs! Die Dunkelziffer ist noch viel höher, insbesondere, was die Bulimie betrifft. Bei mir wusste das damals auch keiner. Ich hätte mir gewünscht, ein hilfreiches Buch darüber lesen zu können. Deshalb beschloss ich, selbst ein solches Buch zu schreiben. Ich zeige darin auf eine drastische, aber sehr ehrliche Weise, wie das Leben einer Essgestörten abläuft. Aber was noch wichtiger ist: Ich beschreibe auch, wie ich davon freigeworden bin. Und wie andere Mädchen freiwerden können!

Wie hast du das geschafft?

Es war ein langer Prozess, der nicht immer leicht war. Der Schlüssel zur Heilung war für mich das Gebet – und meine innere Entscheidung: „Ja, ich will gesund werden!“
Ich habe Menschen um mich herum gebraucht, denen ich vertraut habe. Für mich war das die Familie. Eines Nachts bin ich um ein Uhr morgens von einem Konzert nach Hause gekommen und habe gehört, wie meine Eltern im Schlafzimmer geweint und für mich gebetet haben. Da habe ich gewusst, dass sich etwas ändern muss. Durch ihre Gebete darf ich heute die sein, die ich bin. Aber es war ein langer Prozess. Als ich angefangen habe, normal zu essen, habe ich ruckzuck wieder zugenommen und kam mir hässlich vor. Da habe ich wieder angefangen zu hungern.

Langfristig gesehen war die Frage entscheidend: Woran mache ich meinen Wert fest? Heute weiß ich, dass ich meinen wahren Wert in Gottes Wort finde. Es ist mir wichtig, Tag für Tag darin zu lesen und im Gebet mit Gott zu sprechen. Denn er allein kann meine negativen Gedanken über mich selbst in positive verwandeln!

Heute kann ich frei leben und essen. Sicherlich achte ich auf meinen Körper, treibe Sport, versuche gesund zu essen und esse auch mal weniger, wenn die Hose spannt. Aber jetzt genieße ich das Essen, anstatt jede Kalorie zu zählen!

Was steckt deiner Erfahrung nach häufig hinter einer Essstörung?

Wir Mädels verbringen viel zu viel Zeit mit Komplexen, Selbstzweifeln und Eifersucht. Dabei übersehen wir komplett, was für wertvolle Gaben und Talente in jeder Einzelnen von uns stecken! Viele junge Menschen haben ihre Identität noch nicht gefunden. Sie wissen nicht, wer sie sind, und gehen sehr unsicher durch die Welt. Diese Unsicherheit führt nicht selten zu einer schlimmen Essstörung. Ich bekomme beinahe täglich E-Mails von jungen Mädchen, die viel durchgemacht haben und sich nicht geliebt fühlen.
Ich verstehe das, denn mir ging es ja genauso – bis ich erkannt habe, was mein Platz auf dieser Welt ist und dass ich schön und wertvoll bin. Deshalb möchte ich diesen Mädchen zurufen: „Du bist schön, wunderbar und voller Kraft!“ So habe ich auch eins meiner Alben genannt: „Beautiful, Wonderful, Powerful“. Musik ist ein wunderbarer Weg, eine Botschaft so zu vermitteln, dass sie in den Herzen ankommt.

Diese Botschaft gibst du auf vielen Konzerten weiter. Wo hast du schon überall gesungen?

Zum einen bin ich mit meiner Band aus England unterwegs, die man auch von „Hillsong London“ kennt. Angefangen von Autohäusern über Gemeinden bis hin zu Stadthallen war wirklich alles dabei! Zum anderen bin ich solo mit meiner „Music&Message“ auf Tour. Im deutschsprachigen Raum, aber auch darüber hinaus, zum Beispiel in Frankreich oder Amerika. Bei diesen Konzerten erzähle ich ausführlich meine persönliche Geschichte mit der Essstörung. Außerdem berichte ich von manchen Entscheidungen, die ich als Christ im Musikbusiness treffen musste. All das begleite ich natürlich mit meinen Songs. Ich singe in Theaterhäusern, Gemeinden und auch oft in Schulen.

Nach so einem Abend bekomme ich immer sehr viel Feedback, insbesondere von Betroffenen. Oft sitze ich vor meinem Computer und weine vor Freude, weil ich sehe: Die Botschaft ist angekommen und ich konnte einem Menschen helfen.

Könntest du ein Beispiel erzählen?

Einmal kam ein Mädchen nach einem Auftritt zu mir und sagte mir unter Tränen: „Deine Songs haben mich sehr berührt. Ich würde das mit dem Beten gerne ausprobieren.“ Seit Jahren litt sie an immer wiederkehrenden Essstörungen. Ich freute mich sehr, für sie beten zu dürfen. Einige Zeit später schrieb sie mir eine E-Mail: „Ich bin geheilt!“ Von dem Abend an, als wir zusammen gebetet hatten, konnte sie wieder normal essen! Jeder, der Essstörungen kennt, weiß, was für ein großes Wunder das ist. In solchen Momenten könnte ich vor Freude platzen!

Das Interview führte Delia Holtus. Dieser Artikel erschien in LYDIA 4/2012.
Foto: Marc Gilgen

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Eine Antwort

  1. „Ich habe Deborah letztes Jahr auf einer Pfingstkonferenz singen gehört, ihre Lieder sind wunderbar und sehr authentisch, man spürt das sie von Herzen kommen. Und obwohl ich zur älteren Generation gehöre, habe ich manchmal Minderwertigkeitsgefühle,dann erinnere auch ich mich immer wieder, daß ich meinen wahren Wert in Gottes Wort finde. Dazu hat mich auch ihr Lied: Beautiful,Wonderful,Powerful ermutigt; mich selber schön, wertvoll und wunderbar zu sehen. Ein sehr empfehlenswerter Artikel, den noch viele Mädchen und Frauen lesen sollten.”

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