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Diagnose Brustkrebs: Jeden Tag kämpfen

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Das Jahr der Krebs-Behandlung war herausfordernd. Oft war es ein Kampf von einem Tag zum nächsten.

Ich hatte schon vor Wochen etwas Ungewohntes in meiner Brust gespürt, dachte aber, dass das sicher durch die Wechseljahre kam. Meine Frauenärztin konnte per Ultraschall zunächst nichts feststellen, schickte mich aber zur Mammografie, um die Sache abzuklären. Dort fand man einen Knoten in der linken Brust, der sich als bösartig herausstellte. Ich war schockiert, fassungslos und niedergeschlagen. Fast fünfzig Jahre lang hatte ich ein gutes Leben gehabt, ohne schwerwiegende Krankheiten und Probleme. Jemand sagte mir, dass man sich nicht fragen solle „warum“, sondern vielleicht eher „wozu“. Dieser Gedanke half mir. Aber leicht war das ganze letzte Jahr trotzdem nicht. Oft war es ein Kampf, von Tag zu Tag.

Durch Höhen und Tiefen gehen

Die Tortur begann nach der Diagnose: Mein ganzer Körper wurde durchgecheckt, um zu sehen, ob da noch mehr Krebs war. Doch ich merkte, dass Gott die Sache in der Hand hatte. Schnell bekam ich alle notwendigen Termine. Aufgrund der spezifischen Krebsart musste erst eine Chemotherapie gemacht werden, danach die Brustoperation und abschließend eine Strahlentherapie. Das ganze Jahr war geprägt von der Krebsbehandlung.

Viele anteilnehmende Menschen gingen mit mir durch diese schwierige Zeit. Sie beteten für mich, brachten mir aufmunternde Grüße vorbei, gingen einkaufen und waren für mich da. Ein befreundeter Pastor kam mit Blumen vorbei und dem dazu passenden, ermutigenden Bibelspruch: „Wenn sich Gott so wunderbar um die Blumen kümmert, die heute aufblühen und schon morgen wieder verwelkt sind, wie viel mehr kümmert er sich dann um euch?“ (Matthäus 6,30). Später bekam ich dann noch eine Postkarte von einem anderen Pastorenehepaar mit dem gleichen Vers. Der Heilige Geist lenkte die Gedanken der Menschen, um mich zu ermutigen!

Innerer Frieden

Doch obwohl ich viel Unterstützung hatte, war es die bisher schwierigste Zeit meines Lebens. Meinem Körper ging es richtig schlecht, und Gott fühlte sich meist weit weg an. Die Krankheit ging sehr nahe an meine Grenzen. Manchmal dachte ich, ich schaffe es nicht. Mein Körper, der überempfindlich auf alles reagierte, vertrug die Behandlungen gar nicht gut. Während der Chemotherapie konnte ich in besseren Tagen gerade mal einige Schritte in unseren Garten gehen. Und die Behandlung ging über mehrere Monate!

Obwohl es mir während der gesamten Zeit nicht gut ging, gebrauchte mich Gott und ich konnte während der Behandlungen und Arztbesuche einigen Frauen von Jesus erzählen oder ihnen eine Bibel geben. In diesen Situationen spürte ich intensiv, dass ich das tun sollte. Auch wenn nicht alles glatt und reibungslos verlief – ganz im Gegenteil –, war Gott an meiner Seite.

Ich hatte große Angst vor der Brustoperation. Nicht direkt vor dem Eingriff, sondern vor der Narkose. Ich hatte Panik, nicht wieder aufzuwachen. Auch wenn ich wusste, dass ich dann bei Jesus sein würde, wollte ich noch nicht sterben, sondern hier bei meiner Familie bleiben. Doch dann war es so, dass ich direkt vor dem Eingriff, als ich in den OP-Raum geschoben wurde, ganz ruhig war und Frieden hatte. Jesus war so spürbar nah, das war einfach wunderbar!

Als mir bei einem Eingriff der Port wieder entfernt wurde, konnte ich Jesus mit mir im Raum sehen. Das sind Momente, die man nicht so schnell wieder vergisst. Ich hatte den Impuls gehabt, den Port schon früher herausnehmen zu lassen als geplant – was sich als sehr gut herausstellte, weil alles schon miteinander verwachsen war.

Dranbleiben statt aufzugeben

Am Ende der Chemo war der Krebs vollständig weg. Es war und ist immer noch ein Leben von Tag zu Tag, weil mein Körper mit den Nebenwirkungen der Therapie und dazu noch mit anderen Problemen zu kämpfen hat, aber es wird besser, und ich habe schon wieder mehr Kraft! Trotzdem ist mein Körper noch nicht wieder so fit, wie er es vorher gewesen ist. Auch mein Aussehen ist für mich noch ungewohnt, da ich nun keine blonden langen Haare, sondern überwiegend graue kurze Haare habe. Aber immerhin wachsen sie wieder!

Das Leben ist nicht immer so, wie man es sich wünscht. Hilfreich und wichtig ist, dass wir unser Leben so annehmen, wie es kommt, auch wenn das nicht immer einfach ist. Wenn wir unser Leben akzeptieren, mit allem Schönen und Schweren, das es mit sich bringt, sind wir einen großen Schritt weiter! Ich möchte dankbar sein für all das Gute in meinem Leben, auch für die kleinen Dinge. Und dranbleiben an Gott, auch wenn ich schwierige Situationen durchleben muss. Die Frage „Warum?“ führt zu nichts. Stattdessen möchte ich nach vorne sehen und von Tag zu Tag leben.

Es gibt Zeiten, in denen man an seine Grenzen kommt und diese sogar überschreiten muss. Was mir geholfen hat, war, mit Gott durch jeden einzelnen Tag zu gehen und nicht von ihm abzulassen, auch wenn er weit weg zu sein schien. Ich habe in der Bibel gelesen, wenn ich konnte, oder mir einen auswendig gelernten Bibelvers immer wieder in Erinnerung gerufen. Außerdem habe ich mir Menschen gesucht, die für mich da waren, für mich beteten und mit mir gemeinsam da durch gingen. Mit diesem Bericht und meinen Erfahrungen möchte ich andere ermutigen, in schwierigen Zeiten an Jesus festzuhalten, auch wenn wir in unserem irdischen Leben manches nicht verstehen. 
Dieser Artikel erschien in Lydia 4/2021

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