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Befreit von der

Pornosucht

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Viele Jahre lang hat Rebekka Buchholz gegen diese Sucht angekämpft. Dabei hat sie mit Gottes Hilfe einige Lektionen gelernt – und schließlich Freiheit gefunden.

Als Kind war ich laut meiner Mutter ein „Sonnenschein“. Ich verlangte nicht viel Aufmerksamkeit, also bekam ich sie auch nicht. Die meisten Dinge machte ich mit mir selbst aus. Meine Eltern waren liebevoll und sind mir bis heute auch im Glauben die größten Vorbilder. Doch manchmal fanden sie nicht den Weg in mein Schneckenhaus, und ich fand den Weg nicht hinaus. Ich spürte ein Loch in mir, weil ich die emotionale Nähe, die ich brauchte, nicht immer bekam. Dieses Loch wollte gefüllt werden. Später erklärte mir meine Seelsorgerin, dass Kinder, die sich nach mehr Nähe sehnen, oft schon früh Probleme mit Pornografie und Selbstbefriedigung entwickeln.

Das Gewissen stummschalten

Ich bin sehr behütet aufgewachsen. Meine Eltern schirmten mich von vielen schlechten Einflüssen ab. Aber schon damals war ich von freizügigen Musikvideos im Fernsehen fasziniert. Auf unserer Fernsehzeitung waren auf der letzten Seite zensierte pornografische Bilder abgebildet, die ich mir heimlich anschaute.

Sünde ist in Isolation einfacher. Das Gewissen lässt sich besser stummschalten, wenn keiner zuschaut. Als ich mit achtzehn Jahren auszog, hatte ich plötzlich unbeschränkten Zugang zum Internet – und lernte: Womit du dich beschäftigst, wird dich prägen. Ich stieß auf eine Serie, die zur „Einstiegsdroge“ für mich wurde. „Game of Thrones“ ist fesselnd erzählt und traf mit dem Fantasy-Thema genau meinen Geschmack. Leider enthält sie so viele explizite Sexszenen, dass man sie auch in die Kategorie Porno stecken könnte. Ich ließ mich davon immer mehr gefangen nehmen. Pornografie gehörte von nun an zum Inventar in meinem Schneckenhaus. Zugleich spürte ich, dass es nicht gut war, was ich da tat. Ich betete lange allein, dass Gott mich befreien würde, ohne dass ich mir Hilfe suchen musste. Ich schämte mich unglaublich.

Scham ist das erste Gefühl, das Adam und Eva nach dem Sündenfall spürten. Die Scham führt dazu, dass wir uns verstecken: vor Gott und vor unseren Mitmenschen. Erst als ich durch eine Erschöpfungsdepression – die zum Teil wohl Ursache und zum Teil Symptom der Pornografiesucht war – nicht mehr mein Studium und meine Arbeit als studentische Hilfskraft meistern konnte, kam ich aus meinem Versteck heraus. Ich erzählte meiner Mutter davon, die mich an eine befreundete Seelsorgerin vermittelte. Wir brachten all die Dinge, die zu der Depression und der Sucht geführt hatten, gemeinsam im Gebet zu Gott. Es war eine sehr intensive und schwierige Zeit, in der ich eine nächste Lektion lernte: Gott hat eine andere Perspektive auf mein Leben als ich. Er hat einen anderen Zeitplan und andere Prioritäten. Ich wollte, dass es mir so schnell wie möglich wieder gut ging. Dass ich niemandem zur Last fiel und wieder funktionierte. Und deswegen wollte ich, dass Gott mich von der Sucht befreite. Aber Gottes Plan war anders.

Ins Wasser geworfen

Eines Tages war ich allein im Haus meiner Eltern und betete. Ich spürte, dass Gott mir begegnen wollte, und hörte genau hin, was er mir zu sagen hatte. Vor meinem inneren Auge flog ich mit Jesus über das Meer. Plötzlich stieß er mich ins Wasser. Ich fühlte mich, als würde ich ertrinken. Noch nie hatte ich einen Eindruck so intensiv und real gespürt. Ich versuchte krampfhaft, an die Oberfläche zu kommen. Meine Hände stießen auf Grund, und ich krallte meine Finger in den Schlamm. Schließlich zog eine Hand mich aus dem Wasser und in ein Boot. Da saß ich Jesus gegenüber. Ich war so wütend, so empört. „Was in aller Welt war das!?“, schimpfte ich. Wie konnte er mich ins Wasser werfen? Das passte absolut nicht zu meinem Bild von Gott. Sollte ich jetzt etwa dankbar sein, dass er mich gerettet hatte?

Jesus hörte mir schweigend zu. Dann bat er mich, meine Hand nach vorn zu strecken und zu öffnen. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich sie zu einer Faust geballt hatte. Als ich sie öffnete, war da inmitten von Schlamm vom Grund eine weiße Perle. Ich wusste sofort, was Gott mir sagen wollte: dass ich in dieser schwierigen Zeit, in der ich das Gefühl hatte zu ertrinken, einen Schatz finden würde. Jesus nahm die Perle, wusch sie und setzte sie in eine goldene Krone, die er mir aufsetzte. Gottes Priorität war nicht, dass ich schnell frei von der Sucht wurde und wieder funktionierte. Er wollte, dass ich an dieser Situation wuchs.

Kampf mit Rückschlägen

Tatsächlich brauchte es fünf Jahre, bis ich frei wurde. In dieser Zeit begriff ich oft nicht, warum es so lange dauerte. Immer wieder lag ich weinend am Boden und betete für Befreiung von der Sucht. Ich verstand es einfach nicht. Im Rückblick sehe ich, wie wichtig viele dieser Lektionen waren und wie viel Zeit ich brauchte, um Glauben und Vertrauen zu lernen.

Die Zeit der Depression war eine Wende in meinem Leben. Ich brach mein Studium ab und fand durch Gottes Führung zu einem neuen Beruf. Ich ging regelmäßiger in eine Kirchengemeinde und wurde Teil einer tollen Frauengruppe. Schließlich führte Gott mich in eine neue Stadt und in eine Gemeinde, die mir eine zweite Familie geworden ist. Ich merkte, wie das Loch, dass ich durch die Sucht füllen wollte, mit anderen Dingen gefüllt wurde: Gemeinschaft, Offenheit, Selbstannahme.

Trotzdem hatte ich noch mit der Sucht zu kämpfen. Ich nahm die Frau meines Pastors ins Vertrauen, damit sie für mich beten konnte. Sie bot an, meine Rechenschaftspartnerin zu sein: Jede Woche fragte sie, wie es mir erging und ich gab ihr einen ehrlichen Bericht. Sofort merkte ich einen riesigen Unterschied. Plötzlich kämpfte ich nicht mehr allein, und dadurch wurde es viel leichter. Wo ich vorher fast jeden Kampf verloren hatte, konnte ich nun einen ganzen Monat oder sogar zwei standhaft bleiben.

Plötzlich kämpfte ich nicht mehr allein, und dadurch wurde es viel leichter. Wo ich vorher fast jeden Kampf verloren hatte, konnte ich nun einen ganzen Monat oder sogar zwei standhaft bleiben.

Aber es war trotzdem ein Kampf, und es war kräftezehrend. Dabei lernte ich meine wichtigste Lektion: Nicht durch eigene Leistung werden wir gerecht, sondern allein durch Glauben. Da die erhoffte Wunderheilung ausblieb, hatte ich alle möglichen Strategien ausprobiert, um frei zu werden. Ich las Selbsthilfebücher zu dem Thema und analysierte mich selbst, um meine Trigger herauszufinden und zu vermeiden. Das half nur bedingt; nichts davon führte in die Freiheit.

Ich war zunehmend frustriert. Eines Tages kniete ich vor Gott und heulte mich bei ihm aus. Plötzlich wurde mir klar, dass ich versucht hatte, mich selbst zu erlösen. Da sprach ich vor Gott eine Entscheidung aus, die ich in dem Moment in ihrer Tiefe gar nicht begreifen konnte: „Ich erkenne, dass ich versucht habe, mir alles selbst zu erkämpfen, und gescheitert bin. Ich will das nicht mehr. Ich bekenne, dass du Gott bist – und ich nicht. Ich will vertrauen, dass du allmächtig bist und mich liebst und das Beste aus meinem Leben machen wirst.“

Endlich frei

Ich merkte sofort, dass es eine sehr wichtige Entscheidung war, und sich der ganze Himmel darüber freute, wie es in Lukas 15,7 steht: „Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.“ Doch an der Sucht änderte sich zunächst nichts. Ich hatte sogar mehr zu kämpfen.

Also erzählte ich meiner Rechenschaftspartnerin davon, und wir beteten gemeinsam. Während des Gebetes sah ich vor meinem inneren Auge ein strahlend weißes Licht. Es nahm mich ganz ein und ging nicht mehr weg. Es erinnerte mich an ein unbeschriebenes Blatt Papier, und ich wusste sofort, dass Gott mir damit zeigte, wie rein er mich gewaschen hatte. Ich hatte keinen Zweifel, dass er mich in diesem Moment von der Sucht befreit hatte.

Hin und wieder erlebe ich, wie die Versuchung lockt. Hin und wieder scheitere ich auch. Aber ich bin nicht mehr darin gefangen. Ich kann zu Gott kommen und mir wieder die Freiheit holen, die er mir erkämpft hat.

Mehr Erfahrungsberichte und Hilfe zum Umgang mit Süchten finden Sie in Lydia 2/2023.

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