Über mehrere Jahre hinweg hatte ich immer wieder Panikattacken. Bis mir mitten in der Nacht eine Idee kam …
Oft habe ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich einfach nicht genug glaube, um meine Angst „wegzubeten“. Denn wer an Jesus glaubt, sollte eigentlich keine Angst und Panik empfinden, oder? Schließlich hat Gott alles in der Hand – wenn ich mich der Angst hingebe, mache ich sie damit größer als Gott. Wenn also Gott größer als alles andere ist, sollte meine Angst eigentlich unnötig sein! Zwar war mir das in meinem Kopf schon länger klar, aber in meinem Herzen ist es irgendwie nicht angekommen.
Eines Nachts ging es mir richtig schlecht. Ich hatte zu dieser Zeit beinahe täglich Panikattacken und habe kaum mehr geschlafen, weil ich teilweise aus meinen Träumen aufgeschreckt und direkt in einen Angstzustand gefallen bin. Das konnte so nicht weitergehen! Ich brauchte eine Lösung, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte. Gesprochene Worte und Gebete reichten nicht aus. Der nächste logische Schritt war für mich: aufschreiben. Alles, was schlecht war, was mir Angst machte. Was ich mir selbst vorwarf, was ich Gott vorwarf, alles, was ich nicht verstand, und meine Gebete, dass Gott mich aus diesem dunklen Ort befreien möge.
Ich habe Seite um Seite gefüllt, und es hat mir, zu meinem eigenen Erstaunen, tatsächlich geholfen. Ich habe die Angst zu Papier gebracht. Irgendwann war ich leer und die Seiten voll. Endlich kehrte Frieden in mir ein. Frieden, nach dem ich mich so lange gesehnt hatte. Es herrschte wieder Ruhe in meinem Kopf und vor allem in meinem Herzen. Eigentlich banal, trotzdem brauchte ich diesen physischen Schritt, um zuzulassen, dass Gott die Angst von mir nahm. Nicht, dass er das nicht schon vorher getan hätte, aber ich glaube, ich habe es einfach nicht zugelassen.
Diese Nacht war für mich ein Wendepunkt. Mir wurde klar, dass Gott mir seine Hand entgegenstreckt, wenn ich um Vergebung und Hilfe bitte. Nehmen muss ich sie aber selbst. Schließlich hat er mir die Freiheit gelassen, sein Angebot anzunehmen oder abzulehnen.
Ich habe meine Angst zu Papier gebracht. Diese Seiten sind eine Art Beweis dafür, wie es mir vor einiger Zeit ging, was die Panik mir angetan hat und dass Gott mir aus diesem dunklen Tal herausgeholfen hat.
Wenn ich auf diese Zeilen blicke, bin ich zutiefst dankbar. Gott hat die Angst aus meinem Herzen vertrieben und mich wieder mit Freude, Liebe und Frieden erfüllt. Es ist die Erinnerung an ein Wunder. Manche Wunder mögen einfach so geschehen, manche müssen wir aber auch bewusst zulassen, damit sie passieren können.
Dieser Artikel erschien in Lydia 2/2022.
Eine Antwort
Tagebuchschreiben war mein Ventil in der Trauer um meinen Mann, ich konnte gar nicht ins Bett, wenn nicht geschrieben war, das ging 3,5 Jahre in dieser Intensivität. Auch Träume von Gerhard schrieb ich in einer anderen Farbe auf.
Das Leid von der Seele schreiben, war meine Tragkraft und....ER (Jesus)trägt mit, damit es erträglich blieb.