Als Daniela Tembo den christlichen Glauben annahm und später nach Afrika reiste, um dort für eine Missionsgesellschaft zu arbeiten, waren ihre Eltern skeptisch. Wie ihre Tochter sich durch den Glauben veränderte, konnten sie nicht nachvollziehen. Als sie dann einen Mann aus Malawi heiratete, wurde die Beziehung noch distanzierter. Im Interview erzählt Daniela (38), wie sie mit der Spannung umgeht und wie sie das Leben in zwei Kulturen erlebt.
Daniela, du hattest eine gute Stelle als Leiterin einer stationären Pflegeeinrichtung. Dann bist du nach Afrika gegangen, obwohl du eigentlich nach Argentinien wolltest … Die Geschichte ist zu lang, um sie in Lydia zu erzählen. Auf einer Missionsstation in Südafrika hast du dann deinen Mann Tiwonge kennengelernt. Wie war das?
Bevor ich nach Südafrika flog, schrieb ich in mein Tagebuch mehrere Punkte, die ich auf dem Herzen hatte. Der letzte Punkt war: „Ich möchte meinen Ehemann kennenlernen.“ Einige Monate zuvor hatte ich von Gott den Eindruck bekommen, dass ich einen Afrikaner heiraten würde. Nach vielen Gebeten und Gedanken war ich bereit und gab Gott mein Ja für eine Beziehung mit jemandem aus einer anderen Kultur.
Tiwonge kam auf unsere Missionsstation und unterrichtete als Anwalt über biblische Gerechtigkeit. Gott hatte mir einige Tage vorher gezeigt, dass ich mich für Frauen in Prostitution einsetzen solle. Beim gemeinsamen Mittagessen wurde mir ganz plötzlich klar, dass ich meinem zukünftigen Ehemann gegenübersaß und wir beide die gleiche Vision hatten. Ich behielt es für mich und betete. Bei meinem Abschied wussten wir beide, dass ein Weg für uns geschaffen war.
Wie haben deine Eltern reagiert?
Meine Eltern waren verängstigt. Sie wussten nichts über die afrikanische Kultur, das Leben, die Menschen und ihre Herausforderungen.
Wie bist du damit umgegangen?
Ich war sehr traurig, dass sie mich nicht verstehen konnten. Dass so ein Graben zwischen uns entstanden ist. Es fing schon während meiner Ausbildung an, dass sie vieles, was ich tat, nicht nachvollziehen konnten. In dieser Zeit habe ich mich für ein Leben mit Jesus entschieden. Ich habe einen neuen Zugang zum Glauben gefunden, bin mutiger geworden, habe mich getraut, ins Ausland zu reisen. Dann kam Tiwonge in mein Leben. Obwohl meine Eltern es nicht befürwortet haben, haben wir uns verlobt und nach kurzer Zeit geheiratet.
Waren deine Eltern bei der Hochzeit dabei?
Zuerst haben sie abgesagt. Aber dann ist meine Mutter zusammen mit meiner Freundin Jenny doch zu meiner Hochzeit nach Südafrika geflogen. Ich habe Jenny am Flughafen abgeholt, ohne zu wissen, dass meine Mutter dabei ist. Das war eine tolle Überraschung! Ich habe mich sehr darüber gefreut. Meine Mutter hat mich dann zum Traualtar geführt.
Deine Eltern haben jetzt zwei Enkelkinder. Wie hat sich das Verhältnis entwickelt?
Es ist distanziert und vorsichtig. Mein Sohn Isaiah hat meine Eltern kennengelernt, Madalisa ist erst ein Jahr alt, sie hat meine Eltern ein paar Mal gesehen. Es war von Anfang an nicht einfach. Mein Mann hat versucht, eine Grundlage aufzubauen und Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Aber das ist nur bedingt angenommen worden. (…)
Text: Ellen Nieswiodek-Martin
Foto: Birgit Döring
Dies ist ein Auszug aus dem Interview in Lydia 4/2022.
5 Antworten
Schöne Geschichte! Wir können nur noch beten dass Gott die Herzen ihrer Eltern aufschließt
Danke für diesen wertvollen Beitrag. Ich bin gespannt, den ganzen Artikel zu lesen.
Auch ich bin interkulturell verheiratet und weiß, dass nicht immer alles einfach ist, besonders mit der weiteren Familie. Schön, dass das so ehrlich kommuniziert wird
Dies ist ein wunderbares Zeugnis über Gottes Führung, wenn man das Leben Jesus Christus anvertraut. DANKE
leider konnte ich im Netz den caffee von tembes nicht finden, wo kann ich den kaufen??
Er ist unter https://de.ateliertembo.com/ erhältlich. Die Seite befindet sich allerdings zurzeit im Umbau.