Es sollte kein Abschied für immer sein und doch war es schlimm. Er war seit Kindheitstagen mein bester Freund. Dann stand bei seinem Vater eine berufliche Veränderung an. Die Familie würde umziehen – ans andere Ende der Welt. Nach ihrem Auszug wohnten im Haus gegenüber fremde Menschen. Mein Freund war weg. Am Tag des Abflugs weinte ich.
EIN ABSCHIED UND EIN NEUBEGINN
Ob sich die Jünger von Jesus wohl ähnlich gefühlt haben? Jesus hatte sie ins Vertrauen gezogen: Er würde nicht immer bei ihnen sein. Nach seinem Tod am Kreuz würde er zu Gott in den Himmel zurückkehren. Doch Jesus ließ seine Freunde nicht allein zurück. Er kündigte an, dass wenn er fortging, ein anderer kommen würde. Ein Helfer. Gemeint war damit der Heilige Geist. Auf ihn sollten sie warten. Und das taten die Jünger, obwohl sie nicht wussten, was sie zu erwarten hatten. Sie warteten. Und er kam – und ist noch heute da. Das feiern wir an Pfingsten.
DER HEILIGE GEIST: DIE INNERE STIMME
Welche Bedeutung aber hat der Heilige Geist für mein Leben? Ich bin seit über zwei Jahrzehnten mit Jesus unterwegs, habe ihm mein Leben anvertraut und glaube seinem Wort, der Bibel, auch wenn ich nicht immer alles verstehe. In einem besonderen Moment erfuhr ich, dass Jesus für mich und meine Schuld an einem Kreuz starb, damit ich auf ewig Verbindung mit Gott haben kann. Diese Liebe Gottes erfordert eine Antwort: Ich kann mich dazu entscheiden, mich dieser Liebe zu öffnen und Gott mein Herz zu schenken. Mit dieser Entscheidung kam auch der Heilige Geist in mein Leben. Als junge Christin spürte ich, dass im Reich Gottes alles freiwillig und aus Liebe geschieht. Ich betete zwar oft: „Dein Wille geschehe“, doch wenn ich ehrlich war, gab es Bereiche, in denen ich das gar nicht wollte. Dann spürte ich das manchmal sanfte, dann auch wieder heftige Drängen des Heiligen Geistes, Dinge in Ordnung zu bringen.
DEN HEILIGEN GEIST KENNENLERNEN
Die Bibel sagt uns, dass der Heilige Geist eine Person ist. Eine Person kann man kennenlernen – und man wird auch nie fertig damit sein, eine Person kennenzulernen. Der Heilige Geist ist ein Teil von Gott selbst. Er kann uns Worte schenken in Situationen, in denen uns die Worte fehlen (Römer 8,26). Er tröstet uns (Johannes 16,7), er hilft uns, die Bibel besser zu verstehen (Johannes 16,13-14) und er möchte dazu beitragen, dass in uns Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung wachsen (Galater 5,22-23). Aus Gesprächen mit anderen weiß ich, dass die Freundschaft mit dem Heiligen Geist für manche Christinnen und Christen ein sorgen- und sogar angstbehaftetes Thema ist. Doch wenn er der ist, den Jesus Christus geschickt hat, dann ist er die Liebe in Person. Sein Herz schlägt für die Menschen. Er will dein und mein bester Freund sein. Dein Helfer, dein Tröster.
EINE BESONDERE GEBETSSPRACHE
Inspiriert durch Freunde und Pastoren, die mit dem Heiligen Geist bereits Erfahrungen gemacht hatten, war ich ganz neugierig darauf, was es heißt, wenn er in uns lebt. Einmal hat mir zum Beispiel eine Freundin von dem sogenannten Sprachengebet erzählt. Das ist ein Geschenk des Heiligen Geistes an uns und eine besondere Art der Gebetssprache. Hierbei beten Menschen mit Worten, die ihnen der Heilige Geist schenkt. Für einen selbst und andere Menschen sind diese Worte nicht unbedingt verständlich. Sie dienen jedoch dazu, dass man selbst ermutigt wird. Es sind göttliche Worte, die wir geschenkt bekommen, wenn einem selbst vielleicht gerade die Worte fehlen.
Ich war fasziniert von dem, was ich über das Sprachengebet hörte. Motiviert setzte ich mich eines Morgens hin, um es auszuprobieren, und fragte Gott ganz direkt: „Ich höre so viele unterschiedliche Dinge über deinen Heiligen Geist. Ich möchte gerne wissen, ob ich diese Gabe des Sprachengebets habe. Ich bat Gott ehrlich und von ganzem Herzen um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Dass er in mir wirken möge. Als ich das Sprachengebet anschließend ausprobierte, konnte ich ab da in einer für mich unbekannten Gebetssprache beten. Im Alltag erlebe ich diese Art von Gebet als sehr hilfreich. Weil der Heilige Geist in mir lebt, kann ich beten, auch wenn mir die Worte eigentlich fehlen.
Eines Tages musste ich beispielsweise meinen schwerstkranken Mann im Krankenhaus besuchen. Der Besuch fiel mir sehr schwer. Im Vorfeld redete ich zu Gott im Sprachengebet. Dadurch bekam ich Kraft für den Besuch. Es ist meine ganz persönliche Liebessprache zwischen ihm und mir – und ein Ausdruck meiner Anbetung.
MIT IHM IST ALLES VIEL, VIEL SCHÖNER
Doch der Heilige Geist ist für mich mehr als die Gaben, die er schenkt. Es geht mir um ihn selbst. Ich kenne ihn als die Kraft und den Frieden in meinem Herzen, wenn es um mich herum stürmt und tobt. Ich vertraue ihm mehr und mehr – und habe mein Herz an ihn verschenkt. Der Heilige Geist ist der einzige Freund, der mich niemals verlassen wird.
FOTO: Neal E. Johnson (unplash)
Der komplette Artikel findet sich in der Lydia 02/2025.