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Eine Liebe, die

Leben verändert

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Elizabeth Tabish studierte Theater- und Filmwissenschaften, machte dann aber als Schauspielerin negative Erfahrungen in der Filmbranche. Die 36-Jährige fühlte sich entmutigt und wurde sogar depressiv. Dann kam das Casting für Maria Magdalena in der Serie „The Chosen“ – und Elizabeth fand die Rolle, die zu ihr passt und die ihr Hilfestellung gibt.

Mein Grundproblem ist Schüchternheit. Das hört sich vielleicht komisch an für eine Schauspielerin. Als Kind war ich nicht beliebt, habe viel Zeit allein verbracht mit künstlerischen Dingen. Wir lebten in einer Kleinstadt in Oklahoma. Meine Eltern haben mich sehr ermutigt, kreativ zu sein. Schon als Kind stand ich auf der Bühne. Da ging ich aus mir heraus, konnte mich ausdrücken und fühlte mich sicher. Für mich war klar, dass ich irgendetwas mit Film und Schauspielerei machen will. Dann habe ich Journalismus und Film studiert.

Ich bin katholisch erzogen worden und glaubte durchaus an Gott. Aber irgendwann haben mich Unstimmigkeiten in der Kirche so abgelenkt, dass ich den Kern des Christentums, den Kern dessen, was Jesus lehrte, fast vergessen habe. Ich habe weiterhin an Gott geglaubt, aber ich hatte keine Gemeinschaft mit Christen und habe auch mit niemandem darüber gesprochen.

Schlimme Erfahrungen beim Casting

Der Versuch, eine Schauspielkarriere aufzubauen, lief nicht gut. Ich bekam ab und zu kleine Rollen, aber davon konnte ich nicht leben. Die Castings waren meist schlimm. Ständig wurde mir gesagt, dass ich nicht gut genug, nicht schön genug, nicht dünn genug sei. Oder noch schlimmer: Man wird ohne Begründung abgelehnt. Bei einem Casting wird man beurteilt –oft sehr hart und herzlos.

Du brauchst ein dickes Fell, um das zu überleben. Aber dann musst du beim Vorsprechen dieses dicke Fell abwerfen und dich so verletzlich und echt zeigen, wie es nur geht. Nur, um dann wieder gesagt zu bekommen, dass du nicht genügst, dass du nicht dazugehören darfst. Das macht einen wirklich krank. Irgendwann wollte ich einfach nicht mehr, ich hatte genug. Und ich war auch finanziell am Ende.

Ich zog wieder bei meiner Mutter ein und versuchte, mich irgendwie durchzuschlagen. Aber ich hatte eine ernsthafte Depression. Vermutlich, weil ich so hohe Erwartungen an das Leben gehabt hatte, die unerreichbar schienen. Aber das wollte ich mir nicht eingestehen. Ich hatte chronische Rückenschmerzen und Mühe, überhaupt aus dem Bett zu kommen. Hin und wieder drehte ich Werbespots, die eigentlich ein Hohn waren. In den Spots hatte ich eine glückliche, gesunde Familie, Kinder und einen Hund, fuhr ein schönes Auto, das ich mir im wahren Leben nie hätte leisten können, und lächelte den ganzen Tag. Nach dem Dreh kam ich nach Hause und legte mich wieder ins Bett. Ich betäubte mich selbst, trank zu viel und sah keinen Sinn mehr im Leben. Es war eine dunkle Zeit. Ich konnte keine Zukunft mehr für mich sehen. Keinen Sinn für mein Leben. Über drei Jahre ging das so.

Diese tiefe Verzweiflung kannte ich nur zu gut. Die Sehnsucht nach Veränderung, danach, dass endlich etwas Gutes passiert.

„Das ist keine Rolle, das bin ich“

Dann hat mein Agent mich für das Vorsprechen für „The Chosen“ angemeldet, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass er mich nicht mehr anbieten soll. Ich las das Dialogbuch und brach zusammen. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen. So eine Reaktion hatte ich noch nie bei mir erlebt, wenn ich ein Drehbuch las. Ich weiß noch, dass ich dachte: Das ist eine Rolle, von der ich geträumt habe!

Ich fühlte mich mit Maria Magdalena verbunden – vor allem mit der von den Autoren ausgedachten Vorgeschichte, die „Lilith“ erlebt haben könnte. Diese tiefe Verzweiflung kannte ich nur zu gut. Die Sehnsucht nach Veränderung, danach, dass endlich etwas Gutes passiert. Ich hatte nicht nur das Gefühl: „Ja, das kann ich spielen“, sondern: „Das bin ich.“

Das Vorsprechen ging wie von selbst. Ich konnte mir den Text ohne Weiteres merken, und der Akzent fiel mir leicht, weil meine Großmutter aus Teheran kam und ähnlich sprach. Mittendrin sagte der Regisseur Dallas Jenkins: „Danke, das reicht. Wir haben gesehen, was wir sehen wollten.“ Schon auf dem Rückweg bekam ich den Anruf, dass ich die Rolle habe. So schnell war mir das noch nie passiert.

Raus aus der Depression

Auch mit „Liliths“ Veränderung zu Maria konnte ich mich identifizieren, denn im Grunde hatte ich ein ähnliches Gefühl der Erleichterung, der gleißenden Freude, empfunden, als ich diese Rolle bekommen habe – raus aus Depression und Verzweiflung und völliger Dunkelheit.

Und damit stehe ich nicht allein da. Viele Menschen kennen dieses Gefühl der Hoffnungslosigkeit: „Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht.“ Oder auch den Rückfall, den Maria in der Serie erlebt: „Mir wurde geholfen, aber ich bin wieder in meine alten Muster zurückgefallen.“ Beide Szenarien sind Menschen vertraut, die mit Traumata oder Süchten kämpfen. Gerade Frauen können sich mit der Situation von Maria identifizieren, auch mit dem Missbrauch, den sie erlebt hat. Das haben mir viele gespiegelt: „Ich kenne diese Gefühle. Ich habe sie immer und immer wieder durchlebt. Die Scham, den Selbsthass, die Verzweiflung.“

„Jesus hat mich einmal gerettet, und ich bin wieder zerbrochen. Und jetzt kann ich nicht mehr zurück.“ Als ich diesen Satz beim Dreh von Staffel 2 gesagt habe, hatten alle Tränen in den Augen, nicht nur ich.

Das Schöne an „The Chosen“ ist, dass hier auf eine nicht-predigende Art gezeigt wird, wie einfach es eigentlich ist. Jesus sagt zu Maria: „Es ist in Ordnung. Es ist nicht schlimm, dass du rückfällig geworden bist. Ich liebe dich noch genauso wie vorher. Du bist weiterhin willkommen und gehörst zu mir. Ich will nur dein Herz. Du musst nicht perfekt sein. Du kannst gar nicht perfekt sein, und das verlangt auch niemand von dir. Dieses Gewicht, das du mit dir herumträgst – du kannst es nicht allein tragen. Gib es mir. Ich kümmere mich darum.“

Diese sehr einfache Reaktion der Liebe ist lebensverändernd. Jedem, der durch solche Zeiten geht, kann ich nur sagen: Es gibt etwas auf der anderen Seite dieser Verzweiflung. Es gibt Hoffnung. Es gibt ein anderes Leben für dich. Und es ist so einfach, wie eine Seite umzublättern und ein neues Kapitel anzufangen.

Die Rolle meines Lebens

Durch die Arbeit für „The Chosen“ kehrte ich zum Kern meines Glaubens zurück, zu dem, was Jesus gelehrt hat und wer er wirklich war. Irgendwie war mir als Kind entgangen, wie weitreichend und wunderbar der christliche Glaube ist. Mein Leben vor und nach „The Chosen“ ist wie ein völlig anderes Leben ... wie vor und nach Jesus.

Ja, Maria Magdalenas Geschichte ist eine schmerzliche Geschichte. Aber es ist auch die ultimative Geschichte von Erlösung und Hoffnung.

Rückblickend ist es wunderschön, dass all mein Kummer und meine Verzweiflung mir letztlich geholfen haben, diese Rolle zu bekommen und auszufüllen. Nichts ist zufällig passiert oder ohne Sinn. All diese Dinge, die ich als meine Schwächen und schlimmsten Zeiten wahrgenommen habe, haben mich zur wichtigsten Rolle meines Lebens geführt.

Aufgeschrieben und übersetzt von Karoline Kuhn.
Dieser Artikel erschien in Lydia 4/2022.

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