Lieben und Loslassen - Alltag einer Pflegefamilie

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Familie Varga nimmt Babys auf, die in der Babyklappe abgegeben werden. Normalerweise bleiben die Kleinen zwischen neun und vierzehn Wochen bei der Pflegefamilie, bis klar ist, wie es für sie weitergeht. Und dann heißt es, Abschied nehmen von einem Kind, das die Pflegeeltern lieb gewonnen haben.

Hier sitze ich mit einem Kuscheltier im Arm und lasse meinen Tränen freien Lauf. Ich weine um mein Baby – wieder einmal. Und frage mich: Warum lasse ich mich immer wieder auf ein neues Pflegekind ein? Vor neun Jahren haben wir uns als Familie dafür entschieden, als Not-Familie bereit zu stehen für Babys, die bei der Babyklappe vor Ort abgegeben werden. Inzwischen kommen auch Babys zu uns, die uns das Jugendamt vermittelt. Wann immer Not am Mann ist, klingelt unser Telefon. Dann heißt es: Termine verlegen; die Nähmaschine zur Seite schieben, um Platz zu schaffen für den Wickeltisch; Stubenwagen aus der Garage holen und aufbauen; Babykleider in Größe 46 oder 50 bereitlegen; Milchpulver kaufen; Flaschen sterilisieren. Und dann fahren wir los ins Krankenhaus, oft schon am nächsten Tag.

Babys aufnehmen und wieder loslassen

Schon als kleines Mädchen habe ich davon geträumt, Hausfrau und Mutter von 15 Kindern zu sein. Dass sich meine Wünsche jedoch auf diese Weise erfüllen könnten, verblüfft und begeistert mich immer wieder aufs Neue. Es ist jedes Mal ein Gefühl der Ehrfurcht da, wenn wir ein fremdes Baby mit nach Hause nehmen. Normalerweise bleiben die Kleinen zwischen neun und vierzehn Wochen bei uns, bis klar ist, wie es für sie weitergeht. Aber es braucht nur wenige Tage, bis wir sie wie ein eigenes Kind lieb gewonnen haben.
Vergangene Woche haben wir wieder einen kleinen Jungen weiterziehen lassen. Der Abschied bricht mir jedes Mal fast das Herz. Warum lassen wir uns trotzdem immer wieder darauf ein?

Ein großes Herz für Kinder

In den letzten sechs Jahren hat Jesus mich dazu aufgefordert, meine Gefühle ernst zu nehmen, denn sie sind ein Geschenk von ihm. Zu viele Jahre dachte ich, nur den positiven Emotionen Raum geben zu dürfen, bis ich erlebt habe, dass es die schmerzhaften sind, die unser Herz weiten und dehnen und fähig machen zu lieben.
Ich glaube, besonders wir Frauen haben von unserem Schöpfer die Fähigkeit bekommen, selbstvergessen und aufopferungsvoll zu lieben und damit einen seiner Charakterzüge widerzuspiegeln. Wir brauchen den Schmerz nicht zu fürchten, wir können ihn aushalten. Mehr noch: Wenn wir unserem Herzen erlauben, auch das zu empfinden, was schwer zu ertragen ist, und der Bitterkeit keinen Raum geben, bleibt es lebendig und kann auch die schönen Dinge viel intensiver wahrnehmen.
In einer sehr schmerzhaften Stunde sagte Gott einmal zu mir: „Andrea, ein weiches Herz kann nicht zerbrechen!“

Liebe weitergeben

Acht kleine Menschen haben wir bisher in unser Zuhause und in unsere Herzen aufgenommen. Jedes Mal wurden wir über die Maßen beschenkt. Dass ich hier sitze und trauere, zeigt nur, wie tief meine Liebe auch dieses Mal geworden ist.
Welche Auswirkungen das, was wir tun, im Leben anderer hat, weiß ich nicht. Aber eines weiß ich: dass es sich immer lohnt zu lieben. Und dazu möchte ich jede Frau ermutigen. Wenn wir versuchen, uns vor dem Schmerz zu schützen, wird jede Mauer, jeder Zaun, auch das von uns fernhalten, wonach wir uns zutiefst sehnen.
Folgendes Lied ist mir in diesem Liebe-lern-Prozess zu einem wertvollen Begleiter geworden:

Nimm mich bei der Hand.
Leite du mich an.
Geh du mir voran.
Mein Gott.

Selbst in meiner Not
bist du bei mir, mein Gott.
Ich halt mich an dir fest,
weil du bleibst.

Jesus, ich vertraue dir.
Jesus, ich gehör zu dir.
Jesus, ich vertraue dir.
Mein Gott.

Vater, du bist Licht.
Du veränderst mich.
Bei dir bin ich frei
zu sein.

(„Ich vertraue dir“ von DMMK)
Dieser Artikel erschien in LYDIA 4/2016.

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