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Sehnsucht nach erfülltem Leben

Frau, die sehnsüchtig gen Himmel schaut

Nach einer schwierigen Kindheit war Isabella Wild immer auf der Suche. Nach der richtigen Arbeit, nach Ruhe, nach Liebe. Dabei musste sie einige Umwege gehen, bis sie Gott gefunden hat.

Isabella, Sie hatten eine schwierige Kindheit …

Bei uns zu Hause war es ständig laut. Der Fernseher war laut, mein Vater war laut. Er war sehr launisch, hat viel geschrien. Ich glaube, er war depressiv. Ich habe immer diese Schwere gespürt. Wenn ich heimgekommen bin, hat es mir fast die Luft genommen.

Mein Vater hatte eine traumatische Kindheit und hatte selbst keine Möglichkeit, eine höhere Bildung zu erlangen. Aber mir war Bildung wichtig. Und ich hatte eine große Sehnsucht nach Annahme und danach, einen Sinn zu finden.

Ich habe Nonprofit-, Sozial- und Gesundheitsmanagement studiert. Ich wollte etwas für Menschen tun, etwas, das Sinn stiftet.

Wie erging es Ihnen an der Arbeitsstelle?

Ich habe lange die Bestätigung in meinem Beruf gesucht. Ich wollte die Arbeit als Stütze haben, als Sicherheit. Meine zweite Mission war, zu schauen, dass es allen gut geht. Ich habe immer gewusst, was jeder in meinem Umfeld braucht. Ich bin in einen Raum gekommen und habe gewusst, was jeder von mir will und was er braucht, aber ich habe mich selbst nicht gespürt und mich gefragt: Was brauchst du?

Ich war eine Feel-good-Managerin. Das war so bei jedem Job, den ich hatte. An einem Punkt bin ich dann auf ein sehr dubioses Coaching-Angebot hereingefallen.

Was war das für ein Angebot?

Wir hatten in unserer WG Besuch von einer Frau. Sie war ein außergewöhnlicher Gast, sie kaufte für uns ein, kochte abends und putzte die Wohnung. Wir fanden sie toll! Irgendwann hat sie gesagt: „Isabella, du musst mal meinen Coach kennenlernen.“

Ich dachte: Das klingt cool! Für mich hatte der Begriff „Coaching“ etwas Positives. Weil mein Arbeitsvertrag geendet hatte, dachte ich, ich versuche es mal. Sie haben mir ein einmonatiges Coaching in Südafrika vorgestellt, das zwölftausendfünfhundert Euro kosten sollte. Das kam für mich nicht infrage. Kurze Zeit später hat eine Mitarbeiterin mich angerufen und gefragt, ob ich bei dem Coaching dabei sein würde. Ich habe ihr gesagt, dass ich das Geld nicht habe, aber sie meinte, das sei kein Problem, sie könnte mich bei der Finanzierung coachen … Ich habe mich dann mit der Frau getroffen und tatsächlich den Vertrag unterschrieben.

Was haben Sie sich von dem Coaching erhofft?

Meine Arbeit gab mir Identität und Wert. Sie war für mich eine Art Zuhause, aber auch Ablenkung für meine Zerbrochenheit, die ich lange Zeit nicht sehen konnte. Was auf meiner Visitenkarte stand, gab mir meinen Wert. Ich hatte viele Tätigkeiten ausprobiert, aber konnte nie richtig landen. Ich wollte dieses Coaching machen mit dem Ziel, meinen Platz zu finden. Ich wollte endlich herausfinden, worin ich gut bin und wie ich damit meine Rechnungen bezahlen kann.

Kurz darauf hatte ich ein Treffen mit meinen ehemaligen Kollegen. Die Frau, die meine Stelle bekommen hatte, fragte mich, was ich jetzt machen würde. Ich habe ihr von dem Coaching erzählt. Sie hat nachgefragt, was das für eine Organisation sei und wer mir das vermittelt hätte … Es stellte sich heraus, dass sie selbst schlechte Erfahrungen mit dieser weltweit agierenden Organisation gemacht hatte und vor Gericht gegen sie klagte.

Ich war total geschockt. Ich hatte neun Stunden davor das Geld überwiesen, das ich mir geliehen hatte.

Ich habe mithilfe des Konsumentenschutzes gegen die Organisation geklagt und tatsächlich einen Teil des Geldes zurückbekommen, aber psychisch war ich fix und fertig. Als ich gemerkt habe, dass ich wieder auf Leute hereingefallen war, die mich ausnutzen wollten, habe ich gedacht: Es passiert immer das Gleiche, nur mit anderen Personen. Immer diese Enttäuschung danach.

Was haben Sie danach gemacht?

Ich habe nach Orientierung gesucht. Ich hatte große Sehnsucht nach einer Person, die es gut mit mir meint, bei der ich sicher bin und die mich liebevoll in meinen Lebensfragen berät. Ich wollte wertgeschätzt und gewürdigt werden und habe verzweifelt danach gesucht. Im Internet bin ich auf Filme gestoßen, in denen die Botschaft vermittelt wurde: „Das Göttliche ist in dir und du musst dir das nur bewusst machen.“ Die Leute dort hatten die verschiedensten religiösen Symbole, nicht nur ein Kreuz, mit dem ich nichts anfangen konnte, sondern auch eine Buddha-Statue, Symbole aus dem Hinduismus und dem Islam. Das wurde alles zusammengeworfen. Ich habe diese Filme angeschaut und gedacht: Genau so einen besten Freund hätte ich gern! Bei dem ich einfach sein darf, bei dem ich zur Ruhe kommen kann. Aber da war auch dieser Gedanke in mir: Ich will alles, aber den Mann am Kreuz sicher nicht!

Wie ging es weiter?

Ich hatte den Eindruck, dass ich ein bisschen reisen sollte, und flog nach Südamerika. Dort hatte ich in einem botanischen Garten ein besonderes Erlebnis. Ich spürte Glückseligkeit, Friede, Freude, Liebe, Gelassenheit, Ruhe. In dem Moment habe ich mir versprochen: „Ich werde so lange suchen, bis ich dieses Gefühl, das ich jetzt für kurze Zeit erlebt habe, wirklich leben kann.“

Ich überlegte dann, nach Indien in einen Aschram zu gehen und dort neu anzufangen. Aber dann bekam ich diverse körperliche Symptome, zum Beispiel hatte ich plötzlich eine Kiefersperre. Ich konnte von heute auf morgen nichts mehr essen und nicht mehr reden. Ich hatte starke Schmerzen am ganzen Körper. In der Nacht bin ich aufgewacht, und dann war der Gedanke in mir: Ich will nicht mehr leben! Ich will sterben! Ich kann nicht mehr. Und auf einmal habe ich innerlich geschrien: „Gott, wenn es dich gibt, dann komm bitte jetzt. Ich bin fertig mit meinen Ideen, ich bin fertig mit meinen Lösungen. Ich kann es nicht. Du musst es machen – wenn es dich gibt.“

In dieser Nacht habe ich mich an ein Gebet erinnert, das mir eine Bekannte einmal geschickt hatte. Ich habe es rausgesucht und gebetet. Dann habe ich online unter dem Stichwort „Beziehung zu Gott“ gesucht und bin auf die ERF-Sendung „Mensch Gott“ gestoßen. Ich schaute mir eine Folge an. Wie die Menschen dort von Gott erzählt haben, wie sie ihn kennengelernt haben, als sie in Not waren – ich konnte mich so mit diesen Menschen identifizieren, dass ich die ganze Nacht diese Sendungen angeschaut habe. Am Schluss hat die Moderatorin gesagt, dass man sich melden kann, wenn man für sich beten lassen möchte oder eine Frage hat. Ich habe hingeschrieben und gefragt: „Wie funktioniert eine Beziehung zu Gott?“ Sie hat mir sehr nett zurückgeschrieben und mir unter anderem empfohlen, mir eine Gemeinde zu suchen.

Ich habe eine tiefe Beziehung zu Jesus bekommen. Er ist mein bester Freund geworden. Egal, was um mich herum passiert, er bleibt immer derselbe. Gleichzeitig habe ich eine Therapie angefangen. Gott hat mir eine gute Therapeutin geschenkt, mit der ich vieles bearbeiten konnte.

Was machen Sie heute?

Ich hatte den Eindruck, dass Gott zu mir sagt: „Isabella, du wirst meine Botschafterin. Du wirst Missionarin vor deiner Haustür.“ Ab diesem Zeitpunkt hatte ich jeden Tag mehrere Begegnungen, bei denen ich von Jesus erzählen konnte: im Kaffeehaus, bei der Arbeit … Ich bin immer bereit! Ich gebe Jesus alles, auch meinen Terminkalender. Ich habe einen Halbtagsjob an der Uni, aber mein Vollzeitjob ist Botschafterin für Gott.

Das Interview führte Ellen Nieswiodek-Martin.

Dies ist ein gekürzter Auszug aus dem Beitrag in Lydia 1/2024.

Ein Video mit Isabella Wild finden Sie hier.

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