Da ich für eine Familienfeier ein besonderes Outfit brauche, nutze ich in größerem Umfang die Möglichkeit des Online-Shoppings. Ich investiere viel Zeit, um mich bei mehreren Labels anzumelden. Vom Angebot, deren Newsletter per E-Mail zu erhalten, mache ich ebenfalls Gebrauch, denn damit gehen Vergünstigungen einher.
Es gehört zu meinen täglichen Angewohnheiten, Andachten, die ich per E-Mail auf mein Smartphone bekomme, zu lesen. Doch jedes Mal, wenn ich nun die täglichen Andachten im E-Mail-Verzeichnis aufrufe, erscheinen dort auch die Newsletter. Ich bin überrascht, dass ich jeden Tag auf aktuelle Mode und Angebote aufmerksam gemacht werde. Sehr oft kann ich nicht widerstehen und klicke sie an. Nicht selten kommt es nun vor, dass ich stundenlang online nach Kleidern suche. Sie gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.
Die Lage spitzt sich zu im großen Sommer-Sale. Täglich warten Newsletter mit Angeboten auf mich – da muss ich auf jeden Fall nachsehen! Schließlich bestelle ich verschiedene Modelle in mehreren Größen, um sicherzugehen, dass etwas passt. Es wird eine Bestellung in größeren Umfang – doch Ratenzahlung ist ja möglich! Und ich habe kostenlosen Versand!
Jetzt ist alles geschafft. Doch Ruhe kehrt nicht ein in meinem Herzen. Ich möchte einen Artikel im Internet lesen, da erscheinen die Kleider, die ich mir eben angesehen habe, über oder im Bericht. Wenn ich bald darauf in mein E-Mail-Verzeichnis gehe, ist schon wieder ein neuer Newsletter mit neuen Angeboten da. Ich spüre, dass mir das alles zu viel wird.
Ein paar Tage später kommen die Pakete bei mir an. In den nächsten Stunden bin ich damit beschäftigt, Kleider anzuprobieren, zu vergleichen, abzuwägen. Über dem allen ist es spät geworden. Als ich im Bett liege, bin ich zittrig, ich kann gar nicht einschlafen. Die Kleiderwelle, die mich überrollt hat, war zu viel für mich. Ich kann nicht mehr klar denken, habe nur das Gefühl, dass etwas nicht stimmt.
Obwohl ich erst sehr spät einschlafen kann, werde ich am nächsten Morgen um 4:30 Uhr wach. Ich sitze auf meinem Bett und spüre, dass Gott mit mir reden möchte. Mein Herz ist bereit. Es ist eine besondere Stille um mich und meine Gedanken sind absolut klar. Ich sage ihm, dass ich so einen Kleiderwahn nicht mehr möchte, und frage ihn, wie ich da herauskommen kann. Dann verbringe ich längere Zeit mit Bibellesen.
Dann weiß ich, was ich tun werde. Der einzige Weg, mich aus der Kleiderfalle herauszumanövrieren, ist, die täglichen Newsletter der Modelabel wieder abzumelden. Ich spüre sofort eine riesengroße Erleichterung und Frieden über dieser Entscheidung. Ich möchte nicht mehr, dass Kleider meine Gedanken so vereinnahmen, meine Zeit und mein Geld.
In den nächsten Tagen setze ich die Entscheidung um. Ich musste lernen, diese Grenze zu ziehen, um nicht von etwas gefangen zu werden, das ich liebe. Ich bin dankbar, dass ich das geschafft habe. Und ich vertraue darauf, dass Gott mir auch in Zukunft hilft, schöne Kleider zu finden, ohne dabei meinen Frieden zu verlieren.
Veröffentlicht am 18. August 2021