Möglicherweise kennen Sie die Situation: Am Ende des Geldes ist noch Monat übrig und Sie fragen sich, wofür Sie das ganze Geld ausgegeben haben. Viele Menschen nehmen sich im Laufe des Jahres vor, ab sofort mehr auf ihre Konsumausgaben zu achten. Nach kurzer Zeit verlieren sie jedoch den Überblick und sind frustriert. Doch woran genau liegt es, dass viele Menschen immer wieder den Fokus beim Thema Finanzen verlieren? Entscheidende Gründe sind unter anderem eine fehlende Struktur und Impulskäufe. In beiden Bereichen können Sie dazulernen und dadurch zum treuen Verwalter von Gottes Ressourcen werden.
Was hat Geld mit Gottes Ressourcen zu tun? Geld dient in dieser Welt als Zahlungsmittel und damit als eine Art Tauschmittel. Wir können Geld in andere Güter „umtauschen“ und dadurch Bedürfnisse stillen. Geld ist an sich weder gut noch böse, sondern wie alle anderen Ressourcen neutral. Entscheidend ist, was wir damit machen.
Bevor wir zu den praktischen Tipps übergehen, möchte ich meine Geschichte erzählen. 2013 absolvierte ich mein Abitur und zog aus einer Kleinstadt in Bayern in die Hauptstadt Berlin, um meinen Kindheitstraum „Filmregisseurin“ wahr werden zu lassen. Nach dem Abschluss an der Filmschule hatte ich jedoch genug vom lauten Treiben der Großstadt und dem rauen Ton der Filmbranche. Die Arbeit am Set mit Nachtschichten hatte mich überfordert. Mit gepackten Koffern und geplatzten Träumen zog ich zurück in meine Heimatstadt. Ich hoffte, irgendwann wieder Teil der Filmbranche zu sein, aber zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich zu jung und unerfahren dafür.
Da saß ich also wieder in meinem Elternhaus und fühlte mich, als hätte ich versagt. Doch heute weiß ich: Gott hatte etwas anderes für mich vorbereitet. Ich suchte mir eine neue Herausforderung und beschäftigte mich mit dem Thema Finanzen. Ich schrieb mich an einer Fachhochschule für Wirtschaft ein, um mich beruflich neu zu orientieren. Kurz vor dem Studium kamen jedoch Zweifel in mir auf. Ich war nie eine von denen gewesen, die ihr Geld gut organisiert und im Griff hatten. Ich war diejenige, die auf den letzten Drücker bezahlte und den letzten Cent zweimal umdrehte. Wenn ich einmal mehr Geld hatte, gab ich es aus, und gespart hatte ich gar nichts. Na, das sind ja gute Voraussetzungen für ein Studium in Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzen, dachte ich.
Trotz der Zweifel trat ich das Studium an und lernte in der Zeit viel dazu. Ich entwickelte ein wirtschaftliches Verständnis und mir wurde es immer wichtiger, besser mit meinem Geld zu haushalten. So richtig rund lief es aber immer noch nicht. Es fiel mir weiterhin schwer, Geld zu behalten und nicht ständig dem Konsum zu verfallen.
Im Herzen verändert
Nach dem Abschluss veränderte Gott das Wichtigste in meinem Leben, nämlich mein Herz. Neu begeistert von meinem Glauben, wollte ich etwas Sinnvolles tun, mein Finanzwissen nutzen und Gott damit dienen. Doch ich wusste nicht, wie. Da erinnerte ich mich an einen gläubigen Finanzberater, den ich einmal bei einem Seminar kennengelernt hatte. Ich wollte wissen, was ihn als Christ dazu antrieb, dieser Arbeit nachzugehen. Er erzählte mir von einem Bibelfinanzkurs, den er absolviert hatte. Er schickte mir die Kontaktdaten, und noch am selben Tag stand ich auf der Teilnehmerliste. In diesem Kurs lernte ich sehr viel über das, was die Bibel über Geld lehrt, und fand meine Berufung. Ich hatte verstanden, dass wir Gott mit unserem Umgang mit Geld ehren können, und das wollte ich an andere weitergeben.
Hinweise darauf, dass unser Umgang mit Geld für Gott wichtig ist, sehen wir in den über 2000 Bibelstellen zum Thema Finanzen. Warum legt Gott so einen Wert darauf? Unser Verhalten in Bezug auf Geld offenbart ihm Teile unseres Charakters. Wir können ihm zeigen, dass wir treue Verwalter sind. Auch wenn Geld etwas Vergängliches ist, sollen wir im Kleinen treu sein: „Nur wer im Kleinen treu ist, wird es auch im Großen sein. Wenn ihr bei kleinen Dingen unzuverlässig seid, werdet ihr es auch bei großen sein. Geht ihr also schon mit dem Geld, an dem so viel Unrecht haftet, nicht gut und treu um, wer wird euch dann die Reichtümer des Himmels anvertrauen wollen?“ (Lukas 16,10–11).
Wenn wir ehrlich und treu mit Geld umgehen, wird Gott uns die Reichtümer des Himmels anvertrauen! Früher hatte ich nicht so gelebt. Ich verschwendete das Geld, das mir Gott anvertraut hatte. Der ständige Vergleich mit anderen, daraus resultierende Impulskäufe, eine lückenhafte Struktur und fehlende Disziplin beherrschten meine Finanzen. Erst als Gott die innere Leere in meinem Herzen füllte und mir zeigte, dass er mich mit allem versorgen würde, was ich brauchte, veränderte sich alles. Ich wurde von einem Fass ohne Boden zu einer treuen Verwalterin – aus Liebe. Denn endlich glaubte ich, was in der Bibel steht: „Hört auf, euch Sorgen zu machen um euer Essen und Trinken oder um eure Kleidung. Warum wollt ihr leben wie die Menschen, die Gott nicht kennen und diese Dinge so wichtig nehmen? Euer himmlischer Vater kennt eure Bedürfnisse. Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit, und er wird euch all das geben, was ihr braucht“ (Matthäus 6,31–33).
Meine Geschichte zeigt: Gott beruft nicht die Begabten, sondern begabt die Berufenen. Danke, Jesus!
Der erste Schritt: Den Überblick gewinnen
Wie schaffen wir es also, mehr Ordnung in unsere Finanzen zu bringen und treue Verwalterinnen zu werden? Ein effektives Tool ist die „Formel zum finanziellen Frieden“, die ich selbst entwickelt und getestet habe. Bei dieser Formel geht es darum, wie die monatlichen Einnahmen aufgeteilt werden, um eine gute Balance zwischen den einzelnen Lebensbereichen zu finden. Es handelt sich dabei um eine Orientierungshilfe, da jede Lebenssituation individuell ist.
- Rechnen Sie zuerst Ihre monatlichen Einnahmen zusammen. Ich verstehe die Bibel so, dass „der Zehnte“, also zehn Prozent unserer Einkünfte, Gott gehören: „Bringt den kompletten zehnten Teil eurer Ernte ins Vorratshaus, damit es in meinem Tempel genügend Nahrung gibt. Stellt mich doch damit auf die Probe, spricht der allmächtige Herr, ob ich nicht die Fenster des Himmels für euch öffnen und euch mit unzähligen Segnungen überschütten werde“ (Maleachi 3,10). Ich gebe den Zehnten von meinem Brutto-Einkommen und spende ihn an meine Kirchengemeinde. Diesen Betrag ziehen Sie dann von Ihrem Netto-Einkommen ab. Vereinfachtes Beispiel:
Bruttoeinkommen 2.000 € - der Zehnte = 200 € (Falls Sie Kindergeld, Mieteinnahmen oder zusätzliche Einkünfte erhalten, werden diese zum Einkommen hinzugerechnet, wodurch sich der Zehnte erhöht.)
Nettoeinkommen 1.400 € - der Zehnte = 1.200 €
1.200 € entspricht Ihrem zur Verfügung stehenden Betrag, mit dem später weitergerechnet wird. - Nun schreiben Sie Ihre monatlichen Ausgaben in eine von vier verschiedenen Sparten: Wohnen, Konsum, Sparen und Versicherungen. Die Sparte Konsum fasst dabei alles zusammen, was Sie zum Leben brauchen: Lebensmittel, Benzin, Geschenke, Handyvertrag usw. Wenn Sie bestimmte Beiträge vierteljährlich oder jährlich bezahlen, können Sie diese auf den Monat umrechnen.
- Der Betrag, den Sie eben ermittelt haben (Beispiel: 1.200 €), entspricht 100 Prozent des Ihnen zur Verfügung stehenden Geldes. Nun berechnen Sie den Prozentsatz für jede einzelne Sparte. Eine gute Verteilung wäre etwa 40 Prozent für Wohnen, 30 Prozent für Konsum, 20 Prozent für Sparen und 10 Prozent für Versicherungen.
Wie bereits erwähnt, dient diese Formel zur Orientierung, da jede Lebenssituation anders ist. Ein Single-Haushalt hat vermutlich geringere Konsumausgaben als eine Großfamilie, und auf dem Land sind die Wohnpreise geringer als in der Großstadt. Es ist ein hilfreiches Werkzeug, um herauszufinden, in welchem Bereich man zu viel ausgibt, wo möglicherweise zu wenig und wie wichtig es ist, den Zehnten in die persönliche Finanzplanung zu integrieren.
Der zweite Schritt: Spontankäufe vermeiden
Nachdem Sie nun Ordnung in Ihre monatlichen Einnahmen und Ausgaben gebracht haben, widmen wir uns dem Thema Impulskäufe und wie Sie diese in Zukunft vermeiden können.
Vier praktische Tipps, um Geld zu sparen:
- Behalten Sie Konsumausgaben im Auge. Stellen Sie zum Beispiel einen Bargeld-Topf für den monatlichen Konsum in Ihre Wohnung. So haben Sie Ihr Konsum-Budget im Blick und können damit haushalten. Wenn Sie lieber mit Apps arbeiten, nutzen Sie eine Budget-App, um den Überblick über Ihre Ausgaben zu behalten.
- Führen Sie eine Fehlkaufliste. Es ist hilfreich zu sehen, wie viele Dinge man gekauft, aber nie oder nur sehr selten benutzt, und wie viel Geld man in Summe dafür ausgegeben hat.
- Setzen Sie eine Impulskauf-Grenze. Legen Sie beispielsweise fest, dass Sie bei einem Kaufpreis, der höher ist als 30 €, eine Nacht darüber schlafen, darüber beten und vielleicht sogar eine nahestehende Person um Rat fragen.
- Einen Monat ohne unnötigen Konsum. Dazu zählen weder Lebensmittel noch Benzin oder Medikamente. Doch alles, was Sie eigentlich nicht zum täglichen Leben brauchen, wird einen Monat lang nicht gekauft. Sie werden verblüfft sein, wie viel Geld Sie sparen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude und Entdeckergeist bei Ihrem Umfang mit Geld zu Gottes Ehre!
Dieser Artikel erschien in Lydia 1/2022.