Ich spürte, dass meine aktuelle Arbeitsstelle nicht das Richtige für mich war. Aber einfach zu kündigen, ohne etwas anderes zu haben …?
Meine Ausbildung habe ich als Medizinische Fachangestellte in einer Augenklinik gemacht. Als ich nach der Hochzeit zu meinem Mann nach Leipzig zog, fing ich in einer psychotherapeutischen Praxis für Kinder und Jugendliche an. Leider fühlte ich schon nach einigen Monaten, dass dies nicht der richtige Beruf für mich war. Die Zusammenarbeit mit meiner Chefin war nicht gut und ich spürte, wie ich immer mehr meine Freude an der Arbeit verlor. Zuversichtlich fing ich an, mich in unterschiedlichen Arztpraxen zu bewerben. Aber es wurden sehr harte Monate für mich. Bald war ich ein halbes Jahr lang auf Arbeitssuche. Mein Mann ermutigte mich, zu kündigen, bevor ich eine neue Arbeitsstelle gefunden hätte, doch das konnte ich mir gar nicht vorstellen. Wir beteten viel zusammen und ich vergoss so manche Träne. Wie sehr wünschte ich mir eine Arbeit, zu der ich morgens mit einem frohen Herzen gehen könnte.
Ein Risiko eingehen
In dieser Zeit las ich in mehreren LYDIA-Ausgaben. An einem Tag passierte etwas Außergewöhnliches. In zwei verschiedenen Ausgaben wurde ich durch die Erlebnisse von Frauen berührt, die ihre Arbeitsstelle gekündigt hatten, obwohl sie noch keine neue Stelle in Aussicht hatten. Wollte Gott dadurch zu mir sprechen? In mir sträubte sich alles. Wieso dieses Risiko eingehen, wo ich ohnehin schon so große Schwierigkeiten hatte, etwas zu finden? Was, wenn ich nie eine neue Arbeitsstelle finden würde? Dies widersprach zwar meinem Optimismus, doch durch die vielen Vorstellungsgespräche war ich sehr entmutigt. Trotzdem entschied ich mich auf Gott zu hören. Ich reichte meine Kündigung ein. Meine Arbeitskollegin war verwundert, dass ich noch keine andere Stelle in Aussicht hatte.
Der nächste Monat war nicht einfach für mich. An Corona erkrankt verbrachte ich viel Zeit zu Hause. Doch Gott schickte mir einen kuscheligen, warmen Trost in Form von zwei Hunden, Zwergspitzen. Sie gehörten einer Tiermedizinstudentin und mein Mann und ich hatten eingewilligt, für drei Wochen die Urlaubsbetreuung zu übernehmen. Die tapsigen Schritte in unserer Wohnung hatten einen beruhigenden Einfluss auf mich. Ich richtete mir unseren kleinen Bücherraum als Gebetsecke ein und schrieb meine Gebetsanliegen und Gottes Verheißungen auf kleine Zettel, die ich an die Wand klebte. Wenn ich dort saß und Gott im Stillen mein Herz ausschüttete, kamen oft die Hunde herein und ich genoss das warme Fell und spürte Gottes Nähe.
Auf zum Quereinstieg
Gott schenkte mir eine Verheißung aus dem Alten Testament:
„Das Licht der Sonne wirst du nicht mehr brauchen und auch nicht das Leuchten des Mondes. Denn ich, der Herr, werde dein ewiges Licht sein, dein Gott, die Sonne, die dir scheint. Es wird nie wieder dunkel um dich werden. Denn anders als Sonne und Mond werde ich nie aufhören, dein Licht zu sein. Dann ist deine Trauerzeit vorbei“ (Jesaja 60,19–20).
Ich konnte zur Ruhe kommen, reflektieren und Hoffnung schöpfen. Was, wenn ich gar nicht als Medizinische Fachangestellte arbeiten sollte? Vielleicht fand ich keine Stelle, weil Gott einen ganz anderen Plan hatte? So tippte ich in die Stellensuche: „Quereinsteiger“. Da fiel mir eine Stellenanzeige sofort ins Auge: „Tierarztpraxis sucht Tiermedizinische Fachangestellte oder Quereinsteiger“.
Voller Begeisterung saß ich ein paar Wochen später beim Vorstellungsgespräch. Eine der Tierärztinnen war sehr offen, die andere eher skeptisch, da ich keinerlei Erfahrungen vorweisen konnte und auch keine Praktika in der Tiermedizin hatte. Ich wurde zum Probearbeiten eingeladen und an dem Tag waren einige Meerschweinchen als Patienten da. Weil ich mit Meerschweinchen aufgewachsen bin, konnte ich gut bei der Behandlung assistieren und Gott überzeugte die Ärzte, die mir anschließend die Stelle anboten. Ich nahm mir ein paar Tage Zeit, um darüber zu beten.
Alles, was ich brauche
Folgende Fragen haben mir bei der Entscheidung geholfen:
- Wofür schlägt dein Herz?
- Was sagen Menschen, die dich gut kennen, zu diesem Beruf?
- Welche Vorteile würdest du haben?
- Welche Nachteile würdest du haben?
- Kannst du deinen Glauben und deine Überzeugungen an diesem Ort ausleben?
- Ist deinem großen Gott etwas unmöglich?
Mir wurde klar, dass mein Herz für Tiere schlägt und dass diese Arbeit eine großartige Möglichkeit wäre. Außerdem hätte ich nur einen achtminütigen Fußweg zur Praxis. Die vielfältigen Aufgaben in der tiermedizinischen Assistenz sprachen mich auch sehr an. So sagte ich zu und stürzte mich in das Abenteuer.
Nun arbeite ich seit acht Monaten in der Tierarztpraxis mit einem harmonischen Team. Die Begegnungen mit den verschiedenen Tieren berühren mich und ich bin Gott von Herzen dankbar. Er weiß, was ich brauche. Er weiß, wo er mich gebrauchen will. Er hat den perfekten Zeitplan. Und er meint es gut, so gut.
Mehr Beiträge zum Thema Beruf & Berufung lesen Sie in Lydia 1/2023.
4 Antworten
Wow, liebe Awigeja. Das ist eine tolle und ermutigende Geschichte, vielen Dank dafür und von Herzen Gottes Segen für deinen weiteren Lebensweg. Herzlichst, Anne (aus Bonn)
Liebe Awigeja, danke, dass Du Deine Geschichte so schön geschildert hast. Sie ermutigt mich, Gott immer und in allem zu vertrauen. Es ist so wichtig, dass wir uns gegenseitig im Glauben ermutigen!
Katharina
das ist so wunderbar..😇unser Vater im Himmel weiss genau wo unser Platz ist..wenn wir ihn fragen ...so erlebte ich nach längerer seelischen Tiefs bzgl plötzlich schlechteres Gehör und viel Gebet, dass ich für trauernde Menschen da sein soll.Plötzlich spürte ich eine innere Berufung. Ab Juni lass ich mich zu Freien Trauerrednerin ausbilden.😇😍Preis den Herrn 🛐
Das freut mich. Ich bete auch sehr gerne. Er ist wirklich ein Freund und Helfer. Ist auch mein Lebenserfahrung mit Gott. Durch Höhe und Tiefe. Wünschen dir alles Gute und Gottes Segen. Der Herr ist mit dir.