Wie oft habe ich mir im Stillen gewünscht, einfach mal aus dem Alltag auszubrechen! Keine Verpflichtungen, keine Veranstaltungen. Meine Wunsch-to-do-Liste war gut gefüllt. Ja, wenn ich einmal Zeit hätte, dann ...
Und dann ist genau dieser Zustand eingetreten. Unerwartet und gefühlt unendlich lang, Ausgang ungewiss. Ein kleines Virus wirft meinen gewohnten Lebensablauf aus der Bahn, bringt pulsierendes Leben zum Stillstand, verändert die Welt schlagartig. Mit dem sinnvollen Appell „Bleib zu Hause“ wird mein Wunsch plötzlich Wirklichkeit. Entschleunigung pur. Ich werde beruflich komplett ausgebremst. Kein Lehr- und Prüfauftrag mehr, für zunächst unbestimmte Zeit. Künftige vage Terminplanungen erfolgen unter Vorbehalt.
Ich muss gestehen: Zunächst empfand ich Erleichterung, denn der Monat war mit Terminen gut gefüllt. Kein Zeitdruck, keine Verpflichtungen, einfach zur Ruhe kommen. Plötzlich war sie da, die freie Zeit. Neben meinen häuslichen Aufgaben nutze ich die Zeit, um meine sozialen Kontakte per Telefon und Handy zu pflegen. Ein WhatsApp-Video-Anruf vermittelt ein bisschen persönliche Nähe und ich freue mich, in vertraute Gesichter zu schauen. Ich sehe Freude, aber auch eine Menge Sorgen und Nöte. Die Nähe fehlt, das Leben hat sich verändert. Der Aufenthalt außerhalb meines häuslichen Schutzraums ist unangenehm. Ich fühle Unbehagen, wage nur ein flüchtiges „Hallo“, ein Zuwinken, das ist alles. Die Zahlen der täglichen Berichterstattung erschrecken mich, der entschleunigte Alltag macht mich ruhelos.
Die Natur ist ein Lichtblick für mich in dieser Zeit. Ich gehe, wenn möglich, täglich in den Garten und den nahen Wald. Die frische Luft und die Stille tun meiner Seele gut. Ich atme tief durch und lausche den Vögeln, die ungeachtet der Krise munter durcheinanderzwitschern. Auch die Blumen beginnen im Garten zu blühen und die zarten Knospen der Bäume treiben der Sonne entgegen.
Gottes Zusage: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33) gibt mir Trost und Zuversicht.
Die Menschheit ist überfordert und ängstlich in dieser Zeit. Doch Gott will uns mit seinem Wort erreichen und Kraft spenden. Wir sind nicht allein, Gott ist größer als alle Not und Angst. Ein Virus vermag den Menschen ihre Grenzen aufzuzeigen, aber es kann uns nicht von der Nähe und Liebe Gottes fernhalten. Jesus hat die Welt längst überwunden. Das ist keine Vertröstung, sondern kann uns Ermutigung und Zuspruch sein.
Die Hoffnung ist größer als alle Sorge und Angst, auch in dieser Zeit. Freuen wir uns an der Natur und lernen wir die Auszeit sinnvoll zu nutzen, Kraft zu schöpfen, den Nächsten nicht aus den Gedanken zu verlieren und Hoffnungsträger zu sein. Mit Gottes Hilfe darf die Sorge nicht den Freiraum erhalten, den sie derzeit sucht und immer wieder findet. Gottes Liebe ist stärker und trägt auch durch diese Zeit.
Birgit Ortmüller
Eine Antwort
Habe die mutmachenden Worte gerade für mich ganz persönlich gelesen. Das hat meiner ängstlichen Seele sehr gut getan.
Vielen Dank an die Autorin!