Als ich Anfang des Jahres stolz Selfies von mir mit meiner Freundin im Fitnessstudio postete, kommentierte eine Bekannte: „Schick so ein Foto noch mal in drei Monaten. Die meisten haben bis dahin die Lust verloren. Alle haben im Januar gute Vorsätze, aber wenige halten es durch.“ Ich war etwas frustriert. Warum sollte ich so schnell mit meinen guten Vorsätzen scheitern? Tatsächlich habe ich bis jetzt neun Monate durchgehalten, wenngleich ich seltener trainiere. Was mir hilft weiterzumachen, ist meine Freundin, die mit mir trainiert. Zusammen macht es mehr Spaß, es gibt einen Grund mehr hinzugehen.
Bei anderen Vorsätzen bin ich schon viel häufiger gescheitert und leider betrifft das ganz viel in meinem geistlichen Leben. Ich wollte mehr beten, besonders für meine Freunde mit dem kranken Kind. Ich wollte die Bibel mehr studieren, regelmäßiger danken oder Stille Zeit halten. Aber ich habe ein Prinzip meines geistlichen Lebens inzwischen gut verstanden: Ich schaffe es nicht allein.
Als ich das meiner Freundin erzählte, rief sie: „Ja, mir geht es genauso!“ Also beschlossen wir, uns jede Woche einmal zum Beten zu treffen. Denn jemanden zu enttäuschen, abzusagen oder zu versetzen, der sich auf mich gefreut hat, fällt mir (entschuldige, Gott) bei meinen Freunden irgendwie schwerer.
Das Gleiche habe ich in Bezug auf mein Bibelstudium gemerkt: Allein die Bibel zu studieren, ist wie allein ein schwieriges Problem zu lösen. Man hat zwar gute Ideen, aber eben nur die eigenen. Letztens studierten wir als Gemeinde den Epheserbrief und darin wird eine Waffenrüstung Gottes beschrieben. Wie spannend fand ich es, als bei der Bibelgesprächsgruppe in unserem Gottesdienst ein Kampfsportlehrer verschiedene Waffen und Kampfstrategien erklärte. Ich lernte so viel Neues, worauf ich allein nie gekommen wäre!
Ich glaube, dass die Stille Zeit mit Gott wichtig, gut und sinnvoll ist. Aber ich finde, ein bisschen wird sie im Individualismus überbetont. So wie ich Gott verstehe, ist der Mittelpunkt des Christseins die Gemeinde, eine Familie, eine Gruppe, eine enge Gemeinschaft. Gemeinsam etwas zu tun, gibt Kraft, schafft Verbindlichkeit und tiefe Freundschaft. Freude verdoppelt sich, Leid halbiert sich (im besten Fall). Auf jeden Fall ergibt es für mich viel Sinn, mein geistliches Leben mit anderen Christen zu verbinden: Es wird reicher, bunter, wächst. Und weil wir zusammen Wunder erleben und uns nicht für unsere Tränen schämen, entstehen dadurch Freundschaften; nein, sogar Familie – Leute, die immer da sind und die uns immer wieder ermutigen, mit Gott zu gehen und nicht aufzugeben. Das hilft, wirklich dranzubleiben.
4 Antworten
Vielen lieben Dank, liebe Frau Wolf, für die Weitergabe dieser Erfahrungen und für diese Ermutigungen.
Danke für die Offenheit!
Ja, es ist sehr wichtig Rückenstärkung zu bekommen durch Menschen, die einem gut tun. Ich selber habe mir mit ca. 50 Jahren auch durch Musikunterricht so etwas wie Selbstdisziplin angewöhnt und gehe tatsächlich 2x wöchentlich ins Fitnesstudio. Der Erfolg tut gut und spornt an. Bei Volllzeitjob oder mit Kindern wäre das für mich wohl weniger gut möglich...
Fürs tägliche Bibellesen helfen mir seit Jahren sehr die Hefte vom "Bibellesebund". Dort finde ich neben Erklärungen zu den oft zähen Texten alltagstaugliche Impulse. Seit einigen Jahren lFese ich eine Bibelübersetzung, mit der ich besser zurecht komme. Die tägliche Stille alleine ist unglaublich wertvoll, auch wenn es nur 10 min. ist. Fürbitte kann auch kurz im Alltag beim Autofahren etc. passieren... muß keine lästige Pflicht sein.
Vielen Dank! Ich stimme ganz mit Ihnen überein, liebe Ronja; sehe es auch so, dass Gott uns einander gegeben hat, damit wir uns unterstützen. Es heißt sicher auch nicht umsonst: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte." Matth.18,19-20.
Wenn ich allein bin mit meinen Gedanken, ist es oft als würde ich mich im Kreise drehen.
Das Wachsen ist meines Erachtens wichtig: Man kommt besser vorwärts, wenn man den Austausch mit anderen hat. Auch das Bild von dem Leib mit den Gliedern, wo jeder sich mit seinen Gaben einbringt, ergibt erst in einer Gemeinschaft/Gemeinde wirklich einen Sinn! (1.Korinther 12)
... und dennoch geht es um die einzelne Beziehung, die jeder mit seinem Gott hat und die genauso gepflegt werden möchte, wie z.B. die zum Ehepartner. Unsere Ehe pflegen wir auch nicht im Kollektiv...
Alles andere ist richtig und wichtig, aber eben nur Zusatz und nicht Basis einer Beziehung.