Es war in den Fünfzigerjahren. Wir Kinder spielten auf der Straße, als der kleine Christian aus der Haustür trat. Freudig strahlend hielt er uns seine Hand entgegen, die er fest zu einer Faust geballt hatte. Wir gingen aufeinander zu. Vor uns stehend machte er nun seine Hand auf und zeigte uns stolz seinen Schatz: zwei Pfennige, die er eben von seiner Mutter bekommen hatte. Fröhlich und voller Vorfreude erklärte er uns, dass er sich dafür nun ein Eis kaufen würde.
Wir Achtjährigen ließen den Vierjährigen unsere Überlegenheit deutlich spüren, denn schließlich konnten wir ja schon rechnen und erklärten dem Kleinen, dass er für zwei Pfennige kein Eis bekommen würde. Aber Christian ließ sich nicht beeindrucken oder gar überzeugen. Siegessicher lief er an uns vorbei, das Geldstück fest in der Hand. Fröhlich lachte er uns an, als wollte er sagen: „Und ich bekomme mein Eis!“
Nun brach bei uns Großen die Siegesgewissheit aus. Hämisch lachend folgten wir ihm. Beim Bäcker angekommen, stand er schon im Laden und äußerte seinen Wunsch. Überzeugt, dass er kein Eis für diesen Betrag erhalten würde, standen wir vor der offenen Tür und warteten auf die Enttäuschung, die er nun erleben würde. Wir sahen, wie die Bäckersfrau eine Eiswaffel nahm, das Eis hineinfüllte und ihm über die Ladentheke reichen wollte.
Die Spannung in uns stieg. Christian streckte ihr seine kleine geöffnete Hand entgegen. Zwei Pfennige blinkten der Verkäuferin entgegen. Sie stockte und sagte dann zu ihm: „Das ist aber zu wenig Geld.“ Hurra, wir hatten gewonnen und unsere Rechenkünste gaben uns Recht! Wir sahen den Kleinen schon traurig davonschleichen.
Doch Christian blieb wie angewurzelt vor der Theke stehen und schaute die Frau erwartungsvoll an. Hatte er denn nicht gehört? Oder war sein Vertrauen größer? Nach einer kleinen Pause hielt ihm die Frau das Eis mit den Worten entgegen: „Ach weißt du, ich schenke dir das Eis.“
Verdutzt beobachteten wir die Szene. Christian aber ging genüsslich an seinem Eis leckend durch unsere Gruppe hindurch. Wir, die wir so siegessicher gewesen waren, wurden ganz still und trotteten langsam zurück.
Dieses Erlebnis hat mich durch mein fast 70-jähriges Leben begleitet. Ich habe gelernt, dass ich Gott mehr vertrauen kann, als mein Verstand hergibt.
Regina Veyhl
6 Antworten
Das ist eine tolle, wahre Geschichte und so sollen wir mit Vertrauen zu unseren Gottes Vater im Himmel auch machen. Seit gestern Nachmittig hatte es mit diesem Orkansturm "Sabine" und ich lege es im Gebet zu Gottes Vater, Gottes Sohn und Gottes Heileigen Geist mit meinem Glauben und Verttrauen, dass ER uns vor große Gefahren beschützt, bewahrt etc. Ehrlich gesagt von mir, ich kann niemals ohne Jesus Christus in und mit meinem Leben gar nichts mehr vorstellen. Denn ich bin ein chaotischer Mensch ohne Jesus Christus...
Was für eine schöne Geschichte, dieses kindliche Vertrauen das Erwünschte zu bekommen und nicht soviel Grübeln und Bedenken ob man das auch verdient hat, wie schön! Diesen Impuls nehme ich gerne mit in die neue Woche. Vielen Dank dafür!
Eine wunderschöne Geschichte!
Ich habe viele Jahre versucht alles selbst zu regeln und zu schaffen, aber als ich sehr krank geworden bin und nur noch wenig selbst machen konnte, hat mein Himmlischer Vater ( aus Gnade) viel Größeres geschenkt, als ich je selbst machen könnte!!! Gott sei Dank!!!
Und ich finde großartig, dass, weil ein Mensch ( die Bäckereiverkäuferin ) eine gute Tat getan hat, ein anderer Mensch, die Autorin, das ihr Leben lang nicht vergißt. Dass eine gute großzügige Tat so weite Kreise zieht.
Margabella Steglich
Danke für diesen Beitrag. Ja, dieses kindliche Vertrauen täte uns Erwachsene auch viel öfter gut. Davon können wir lernen!!!
Eine ähnliche Geschichte haben wir mit einem unserer Söhne erlebt, als er ungefähr 4 Jahre alt war. In einem großen Park war er weit vor uns und kam uns plötzlich mit einem Eis in der Hand entgegen. Als wir ihn fragten, wo er denn das Eis herbekommen hat, antwortete er: "Na aus dem Cafe dort vorne. Ich hab' gesagt: Ich möchte gerne ein Eis. Meine Eltern sind da hinten, die kommen dann bezahlen".
Diese Geschichte ist eine wunderschöne Verdeutlichung des Bibelwortes :
Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Hebräer10,35
Das darf uns das allen in unserem eigenen Glauben und Vertrauen zu Gott eine Ermutigung und ein Ansporn sein !
Margit Süntzenich