Jeden Mittwoch unterrichte ich die Religionskinder der Klassen eins bis drei für eine Stunde. Siebzehn muntere Kinder freuen sich jede Woche darauf.
Das Thema heute sind Glocken in unserem Leben. Unsere Schule mit zwei Gebäuden, die durch eine Brücke über den Flutgraben verbunden sind, besitzt im Haus 1 ein Schulmuseum mit einer alten Schulglocke. Ich habe vor, diese Besonderheit zu nutzen. Zunächst erläutere ich den Kindern mein Vorhaben. Endlich geht es los, denn 45 Minuten vergehen wie im Flug, ich drängele ein bisschen. Wir haben es geschafft und sind im Haus 1 angekommen. Ich habe die Kinder entgegen meiner sonstigen Gewohnheit nicht noch einmal an der Tür gezählt. Es sind ja höchstens 80 Meter Entfernung.
Die Glocke wird schnell entdeckt und die Kinder staunen, wie laut sie ist. Aber wo sind eigentlich die zwei Jungen aus der Amselgruppe? Die Kinder sind sich ganz sicher, dass sie noch das Haus 1 betreten haben. Na, weit können sie nicht sein. Ich gehe auf den Flur und rufe sie beide. Keine Antwort. Wie gut, dass meine Helferin mit dabei ist. Sie macht sich auf die Suche. Als sie die Kinder nach einigen Minuten noch nicht gefunden hat, frage ich die Sekretärin, ob sie die anderen einen Moment im Blick behalten kann. Ich eile vom Dachgeschoss bis zum Keller, rufe die Namen. Nichts. Ich renne über die Brücke. Meine Helferin kommt ganz blass zu mir und versichert mir, die beiden auch im Haus 2 nicht gefunden zu haben.
Vielleicht sind die Jungen durch die Hintertür verschwunden? Inzwischen bin ich schweißgebadet und in Panik. Der Hausmeister hat sie auch nicht gesehen. Im Haus 1 gab es inzwischen eine Durchsage, die beiden mögen sich im Sekretariat melden. Ich laufe zurück. Die beiden werden doch nicht in das kalte Wasser des Flutgrabens gefallen sein? Kinder sind ja manchmal unberechenbar! Endlich, die zweite Sekretärin hat die weinenden Jungen entdeckt. Mir fällt ein Stein vom Herzen.
Im Gespräch finde ich heraus, dass die beiden etwas missverstanden hatten und sich ängstigten, als wir nicht zu finden waren. Sie hatten an eine andere Tür gedacht als ich. So ganz konnten wir die Sache nicht aufklären, aber sie waren nicht mit Absicht verloren gegangen.
Gott sucht uns noch viel intensiver, als wir Erwachsenen es mit den Jungen getan haben. Ist mir das bewusst? Für mich hat die Geschichte vom verlorenen Schaf, die ich den Kindern einige Wochen vorher erzählt hatte, eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Meine Freude war in diesem Moment riesig – wie die Freude des guten Hirten, der sein Schäfchen wiedergefunden hatte.
Haben Sie sich von Gott entfernt? Sind Sie zu weit weggelaufen? Haben Sie sich verirrt? Lassen Sie sich von Jesus wiederfinden! Der gute Hirte wird sich riesig über sein wiedergefundenes Schäfchen freuen.
Dorothea Trautvetter
3 Antworten
Vielen Dank für die sehr anschauliche Andacht und die Übertragung auf Gott am Ende der Schilderung!!
Das hat mir wieder neu bewußt gemacht wie Gott ist, wie Er jeden Menschen sucht, vor allem die Verlorenen und auch im Leben Gestrandeten.
Wir hatten gestern einen großen Kinderkirchen-Familienausflug in den Schwarzwald und wir hatten eine gute Zeit. Bis zu dem Zeitpunkt wo uns eine aufgelöste Mama, die mit 2 kleinen Kindern da war, aus dem Gespräch riss mit der Frage ob wir ihren Sohn gesehen hätten. Alle schwärmten aus und nach kürzester Zeit war der Wusel wieder gefunden. Wie schön ist das und wie schön ist es zusammen zu stehen und zu helfen wenn Not ist. So verstehe ich aber auch meinen Glauben an Jesus. Wenn mir doch von ihm so viel Gutes getan ist- schon vor langer Zeit am Kreuz und durch die Wiederauferstehung zum Leben- so auch jetzt immer noch jeden Tag aufs neue, dann KANN ich nicht anders als gut mit meinem Nächsten zu sein, mit zu fühlen, mit zu beten, mit zu helfen. Ich wünsche mir für Sie persönlich in dieser immer noch schwierigen Zeit und für den Herbst und Winter der vor uns steht mit seiner „Dunkelheit“ und all dem Ungewissen, dass Sie sich von Jesus und dem Heiligen Geist neu füllen und stärken lassen, denn wir brauchen starke Leute die andere mit tragen können.
Ich bin dankbar, liegt es nicht (nur) an meinem Gebet, ob entfernte Familienangehörige ,,gefunden" werden. Gott selber sucht sie!