Meine Reisebegleiterin und ich betrachten die Landschaft und Häuser „unserer“ Urlaubsinsel. Sie ist das erste Mal in einem südeuropäischen Land auf Reisen und titelt spontan und in unverblümter Ruhrgebietsmanier über die hiesigen Häuser: „Die ham hier abba ’ne komische Art zu bauen. Die Häuser sind ja noch gar nich ferttich! Und kuck ma: Unten wohnen se schon drinne, aber oben …?!“
Ja, tatsächlich. Ich besehe mir eines der Häuser genauer: Das Grundstück ist eingefriedet, Zuwege und Begrünung sind angelegt. Das unfertige Haus hat einen schönen Anstrich, gute Türen, Fenster, Bewegungsmelder, Carport. Das Untergeschoss wird, komplett, wie es ist, quasi wie ein Flachdach-Bungalow bewohnt. Wobei als „Dach“ die Decke der ersten Etage dient. Also die Grundplatte bzw. der Fußboden der zweiten Etage, einschließlich der bereits gegossenen Grundflächen für die späteren Balkone.
Warten auf die nächste Generation
Aus diesem Boden für die zweite Etage hat man die Metallstäbe vom Stahlbeton – an allen wichtigen Stellen – herausragen lassen, sodass man jederzeit dort neu verschalen, Beton gießen und das Bauwerk weiterführen könnte. Die Metallstäbe ragen bis zu einem Meter senkrecht in den blauen Himmel empor.
Es sieht so aus, als warte man auf neue finanzielle Mittel (das Land hat eine heftige Wirtschaftskrise) oder auf die nächste Generation, um dem Gebäude eine zweite Etage und vielleicht auch einen Dachstuhl aufzusetzen.
Tja, alles hat seine Zeit, denke ich bei mir.
So wie es Bauabschnitte gibt, gibt es auch Lebensabschnitte.
Zeiten, aktiv zu sein. Zeiten des Wartens, des sich Behelfens und des Einrichtens.
Und Zeiten, in denen wir einer anderen Generation das Bauen überlassen.
Der Gedanke, dass diese Häuser ein Sinnbild für mein eigenes Lebenshaus und das meiner Familie sind, gefällt mir.
Meinen Eltern, meiner Oma und lieben Menschen, die mich ins Leben begleiteten, verdanke ich – im Bilde gesprochen – die solide Bodenplatte meines Lebens. Sie gaben mir Maße und Eckpunkte, mit denen ich mein Leben bauen konnte. Werte mit Tragkraft. Da ist der Vergleich mit solide gearbeitetem Stahlbeton passend, finde ich.
Später habe ich die Bodenplatte für die Etage meiner Kinder legen dürfen, mit kraftvollen Metallstäben, die als Werte und Eckpunkte in ihrem Lebensbau hilfreich und richtungsweisend sind.
Welche Werte gebe ich weiter?
Sie bauen ihr Leben weiter. In dem Stil und mit dem, was sie als Baumaterial vorfinden oder für sinnvoll erachten. Und sie werden die Grundplatte und kraftvolle Metallstäbe-Werte-Pfeiler für ihre Kinder gießen. Die Enkelgeneration wird diese hoffentlich als die ihren annehmen. Aber auch sie wird dann wahrscheinlich einen anderen Baustil haben als ihre Vorfahren.
Beim Anblick der vielen zum Himmel ragenden Metallstäbe denke ich: Wenn meine Enkel einst gefragt würden: Was war deiner Oma wichtig? Was gab ihr Halt? Wofür stand sie? Was hast du von ihr für dein Leben übernommen? Was würden sie antworten?
Was möchte ich, dass sie antworten?
„Herr, allen kommenden Generationen will ich erzählen, wie treu du bist.“ aus Psalm 89,2
(Hoffnung für alle)
5 Antworten
Liebe Frauen und Männer
Wir haben 7 Enkel, also 5 Enkelinnen und zwei Enkel. Leider fragen unsere vier Söhne dem Glauben nicht viel nach. Unser ältester Sohn ist sogar reformierter Pfarrer in Brugg. Aber auch er lebt - nach meiner Ansicht - nicht so, wie es uns Jesus vorgelebt hat. Was kann ich tun, als beten, dass alle - inkl. Ich - den richtigen Weg zum Glauben finden? Danke für euren Bescheid!
Freundliche Grüsse
Verena Zaugg aus der Schweiz
Meine Lieben
Vielen Dank für eure eventuellen Mitteilungen. Ich wäre so froh, wenn ich eine Glaubens- oder - Bruder finden könnte mit dem ich mich austauschen könnte.
Alles LIebe und Gute und Gottessegen wünscht euch
Verena Zaugg
Vielen Dank für das Teilen dieser wertvollen Gedanken. Ich habe solche Häuser auch schon gesehen. Leider ist das Fundament, daß ich von meinen Eltern mitbekommen habe eher brüchig und es besteht an einigen Stellen akute Absturzgefahr aufgrund von Lücken im Boden... Gott hat Gnade geschenkt und mein Leben durch wertvolle Menschen außerhalb der Familie in richtige Bahnen gelenkt, Erkenntnisse geschenkt und Beziehungen geheilt. Mittlerweile kenne ich Gefahrenstellen, aber auch und die tragfähigen Elemente in der Beziehung zu meiner Familie.
Ein schöner Text, dankeschön!
Ich frage mich auch oft, kann ich noch mehr tun als für meine große Enkelschar zu beten und Ihnen Gottes Liebe vorzuleben?
Alles ist Gnade.....