Weihnachten ist bekanntlich ein Fest der Geschenke. Aber manchmal bekommt man Geschenke, auf die man auch verzichten könnte. Bei manchen muss man geradezu seinen Stolz hinunterschlucken. Stellen Sie sich vor, Sie öffnen das Weihnachtspäckchen einer guten Freundin – und es ist ein Abnehm-Ratgeber. Dann reißen Sie von dem nächsten Paket das Papier ab und es ist ein anderes Buch, von einer anderen Freundin; der Titel: „Wie man selbstlos wird.“ Wenn Sie den großzügigen Schenkern sagen: „Oh, danke schön, das ist aber echt lieb!“, geben Sie indirekt zu: „Ja, ich bin ein bisschen übergewichtig und manchmal bin ich ein richtiges Ekel.“ Mit anderen Worten: Manche Geschenke nehmen wir nur ungern an, weil wir damit indirekt zugeben, dass wir gewisse Charakterschwächen und Fehler haben und Hilfe brauchen.
Waren Sie schon einmal in finanziellen Schwierigkeiten und auf einmal kam ein Freund, der um Ihre Lage wusste, und bot Ihnen eine größere Summe an, um Ihnen finanziell unter die Arme zu greifen? Wenn ja, dann mussten Sie wahrscheinlich, um dieses rettende Geschenk anzunehmen, zuerst einmal Ihren Stolz hinunterschlucken.
Aber Sie haben mit Sicherheit noch bei keinem Geschenk so viel Stolz hinunterschlucken müssen wie bei dem Geschenk, das Jesus Christus uns anbietet. Weihnachten bedeutet, dass wir so verloren sind, so unfähig, uns selbst an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, dass es nichts weniger brauchte als den Tod des Sohnes Gottes persönlich, um uns zu retten, Das bedeutet, dass wir nicht in der Lage sind, ein gutes, anständiges, moralisches Leben zu leben, wenn wir uns nur ein bisschen anstrengen.
Um das wahre, das ursprüngliche Weihnachtsgeschenk annehmen zu können, muss ich zugeben, dass ich ein Sünder bin – jemand, der dringend Gnade braucht, um erlöst zu werden, jemand, der nicht in der Lage ist, das Ruder seines Lebens selber in der Hand zu halten. So tief erniedrigen will sich eigentlich keiner von uns. Aber die Größe Jesu Christi zeigt sich gerade darin, in welche Tiefen er hinabstieg, um uns zu lieben. Es ist dieser Weg nach unten, den wir gehen müssen, wenn wir geistlich wiedergeboren und erneuert werden und das Ziel erreichen wollen. Christus ging ganz nach unten, um ganz nach oben zu kommen, und die Bibel sagt uns, dass wir nur über die Buße in sein Licht kommen können.
Als Jesus am Kreuz starb, fiel eine Finsternis über das Land (Matthäus 27,45). Das Licht der Welt stieg hinab in die Finsternis, um uns in Gottes wunderbares Licht zu bringen (1. Petrus 2,9). Wir können die Verheißung von Weihnachten erst dann erkennen, wenn wir zugeben, dass wir uns nicht selbst erkennen können ohne das Licht von Gottes unverdienter Gnade in unserem Leben. Dies ist die fundamentale Wahrheit, die wir brauchen, wenn wir darangehen wollen, die verborgene Bedeutung von Weihnachten zu entdecken.
Timothy Keller
Aus: Stille Nacht – heilige Nacht, Brunnen Verlag, Gießen