Es ist abends kurz nach halb neun. Erschöpft steuere ich das Sofa an. Auf dem Weg dorthin stolpere ich über die liegen gebliebenen Duplo-Steine unseres Jüngsten. Vor ein paar Minuten ist auch unsere fünfjährige Tochter nach einem aufregenden Tag endlich eingeschlafen, sodass ich ein paar Minuten für mich habe.
Vom Sofa aus kann ich durch unseren offenen Wohn- und Essbereich direkt in die Küche schauen und sehe, dass die Scheibe des Backofens dringend geputzt werden müsste. Wäschekörbe mit Bügelwäsche stapeln sich, und draußen im Garten müsste ich mich eigentlich ganz dringend um das Unkraut kümmern. Ich müsste …, schießt es mir durch den Kopf. Ich sollte …, höre ich eine innere Stimme. Sofort meldet sich das schlechte Gewissen, weil ich einfach nur hier sitze.
Doch diesmal bleibe ich sitzen und halte die Stille aus, die ich im Alltag so selten erlebe. Ich schalte das Internet an meinem Smartphone aus, damit ich keine WhatsApp-Nachrichten mehr bekomme. Ich verzichte darauf, wie gewohnt meine Serie bei Netflix zu schauen. Es fällt mir schwer, loszulassen, zur Ruhe zu kommen und einen Moment zu schaffen, in dem meine Seele atmet.
Ich versuche, meine Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen:
Viel zu selten nehme ich mir die Zeit für die Ruhe zu zweit – nur Gott und ich.
Viel zu oft bin ich gefangen im Trubel des Alltags, von Terminen und Aufgaben erdrückt.
Viel zu selten mache ich Pause, bin oft nicht zu Hause, bei mir selbst nicht und auch nicht bei Gott.
Doch in stillen Momenten, wenn ich alles mal lasse und einfach nur bin,
dann spüre ich leise, auf ganz besondere Weise – Gott, du bist da.
In jeder Geste, in meinem Alltag, im größten Chaos – reichst du mir die Hand.
Und lass ich es zu, dass ich einfach nur bin, so wie du mich siehst und so wie du mich liebst. Dann find ich die Worte, die es beschreiben, was ich in dir sehe und was du mir bist.
Du bist mein Fallschirm, wenn ich mich im freien Fall befinde. Du bist die Strickleiter, raus aus meinem Rapunzel-Turm.
Du bist die Farbe in meinen Schwarz-Weiß-Gedanken, deine Sicht auf die Welt überwindet Grenzen und Schranken.
Du bist: Heimathafen, Kompass, Anker, Wegweiser und Rettungsboot, Lagerfeuer in Sommernächten, leuchtende Kerze und frisches Brot.
Licht, das mir den Weg erhellt; der, der mich in seinen Armen hält.
Als ich den Stift beiseitelege, schaut meine Tochter zur Wohnzimmertür herein. Sie hat schlecht geträumt. Ich bringe sie zurück ins Bett, drücke sie noch einmal fest und decke sie sorgfältig zu. Diese Geste spiegelt wider, wie ich mich fühle, nach einem Abend der Stille: eingehüllt in Gottes Liebe.
Einfach wunderbar, diese stillen Momente!
Eine Antwort
Liebe Susanne
Deine Geschichte spricht mir aus der Seele. Auch wenn unsere Kinder schon junge Erwachsene sind erinnere ich mich zurück wie ich mich nach der Ruhe Gottes sehnte. Auch heute nach einem reich erfüllten Arbeitstag suche ich die Ruhe und den stillen Moment nur Gott und ich. Herzlichen Dank für deine Geschichte. Sie ermutigt und tut gut. Dir Gottes reichen Segen.
Liebe Grüsse
Elisbeth