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Montag, 14.12.2020

Seelenmedizin

Ich stand gerade in meiner soeben geöffneten Stamm-Apotheke, um meine Medikamente abzuholen, da trat ein vielleicht zehn- oder elfjähriger Junge mit Schultasche durch die Tür und grüßte. Die Apothekerin grüßte freundlich zurück, und der Junge fragte nach einer bestimmten Person. „Frau X kommt erst nachher. Aber du kommst ja heute Mittag wahrscheinlich noch mal rein. Dann triffst du sie bestimmt!“ Und zu mir gewandt, als der Junge wieder draußen war: „Das ist einer unserer nettesten Schüler.“ Ich schaute sie fragend an. „Ja, hier kommen öfter Schüler auf ihrem Schulweg rein, um mal ein Glas Wasser zu trinken, auf die Toilette zu gehen oder kurz zu reden.“
Ich war sprachlos. Aus mehreren Gründen. Zum einen: Da sind Kinder, die offenbar so verzweifelt Anschluss, eine Anlaufstelle, ein bisschen menschlichen Kontakt suchen, dass sie einfach den nächstbesten Laden betreten – in diesem Fall eine Apotheke! – um genau das zu bekommen. Zum anderen: Diese Apotheke, oder deren nette Angestellte, lassen das nicht nur zu, sondern ermutigen die Kinder auch noch und haben anscheinend für jedes ein freundliches Wort. Das ist wirklich erstaunlich in einem Geschäftsbetrieb, wo es eigentlich um Umsatz geht. Zum dritten: Mich macht es nachdenklich, ob Christen nicht viel mehr Kreativität und Engagement aufbringen könnten, um solche Chancen zu nutzen: Da sind Menschen wirklich auf der Suche! Kinder, die noch offen sind und die empfänglich sind für Zuwendung, Ansprache und Aufmerksamkeit. Denen ein freundliches Wort, eine kleine hilfreiche Geste das Leben besser machen könnte.
Jesus kam als Kind auf die Welt. Und er liebte Kinder – zeigte sie uns als Vorbilder in Sachen Vertrauen. Und mehr noch – er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: „Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat“ (Markus 9,37). Es wäre gut, wenn Kinder wieder stärker in unser Blickfeld rückten. Sie verdienen es!

Susanne Tobies

Dieser Text ist ein Auszug aus „24 Augenblicke im Advent“, das im Neufeld-Verlag erschienen ist.

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