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Montag, 09.01.2023

Nicht

genug?

Hinter mir in der Schlange an der Supermarktkasse steht ein kleiner Junge. Als ich ihn ansehe, tippt er mit seinem Finger auf ein Spielzeug in seiner Hand. „Das habe ich mir schon so lange gewünscht. Aber …“, fügt er kleinlaut hinzu, „ich weiß nicht, ob mein Geld reicht.“ Ich verspreche ihm, zu warten und notfalls den Rest auszugleichen.

Schließlich legt der Kleine die Packung vor die Kassiererin. Dann gräbt er mit seiner kleinen Hand in seiner linken Hosentasche und fördert eine Faust voll mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen hervor. Die Kassiererin verzieht keine Miene, beginnt zu zählen und stellt die Münzen in ordentlichen Türmen auf. Ich staune über ihre Geduld.

Danach gräbt der Knirps in seiner rechten Hosentasche und zieht abermals eine Menge Kleingeld hervor. Na, jetzt geht es wohl an die Nerven der Kassiererin und aller in der Schlange stehenden Kunden, denke ich. Ich habe mich getäuscht. Geduldig wird das Geld gezählt. Es reicht nicht. Nachdem ich das Fehlende ausgeglichen habe, zieht der Kleine fröhlich an mir vorbei. Ein kleines „Danke“ kommt aus seinem Mund.

Wie sehr bewundere ich den Mut dieses Jungen, der vertrauensvoll alles hinlegt, was er mühsam zusammengespart hat, ohne es nachzuzählen. Vielleicht auch in der Hoffnung, es wird genug sein. Und der sich nicht darum kümmert, wie lange er die Kassiererin beschäftigt und die Wartenden hinter sich aufhält.

Wie hätte ich mich wohl gefühlt, wenn mir an der Kasse gesagt würde: „Das reicht nicht“? Als sehr peinlich hätte ich das empfunden, womöglich sogar einen roten Kopf bekommen. Im Supermarkt ist mir das noch nicht passiert, aber ich erlebe es auf andere Weise: Es reicht nicht. Ich habe mich bemüht, aber am Ende ist mein Werk doch nicht so gelungen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das Foto ist nicht so schön geworden, der Kuchen zusammengesackt, die Suppe zu dünn geraten.

Es reicht nicht. Mir fehlt der Mut, an einem Krankenbett für einen Bekannten zu beten, weil ich nicht weiß, wie er es annehmen würde. Stattdessen sage ich erst beim Hinausgehen: „Ich bete für Sie.“ Alles Bemühen bleibt Stückwerk. Selbst das, was ich nicht getan habe, bedrückt mich. Es hat nicht gereicht. Ich hätte doch dieses oder jenes tun oder sagen sollen, hätte mehr Zeit für Besuche, Briefe, Telefonate einplanen sollen.

Aus dem Evangelium fällt mir der Junge mit den fünf Broten und zwei Fischen ein, die er zu Jesus brachte. Er wusste sehr wohl, dass sie nicht für fünftausend Menschen reichen würden. Trotzdem legte er sie Jesus vertrauensvoll in die Hände. Jesus sagte nicht: „Was soll dies kleine bisschen?“, sondern dankte seinem Vater dafür und segnete es. Und machte aus diesem kleinen bisschen die ganze Menge satt.

Wir dürfen das Wenige, das in unseren Augen lange nicht ausreichend ist, auch in die Hände Jesu legen. Wir dürfen das im Vertrauen tun, denn unser „Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus“ (Philipper 4,19).

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10 Antworten

  1. In dieser Weihnachtszeit hatte ich zu spät mit dem Gebäck begonnen. Das schlechte Gewissen hat mich geplagt, ob der geringen Gebäckmenge für die ganze Familie zumFest. Kräftrmässig habe ich nicht mehr angefangen zu backen. Vom Gebäck ist noch heute etwas vorhanden. Es schmeckt uns auch heute noch.

  2. Wie tröstlich und ermutigend zu wissen, dass das was ich zu geben habe genug ist. Den Rest dürfen wir getrost Gott überlassen 🙌

  3. Bewegende Momente im Alltag können wertvoll sein!
    Wertschätzend schenkt die Kassiererin ihre Geduld und Zeit dem jungen Kunden.
    Sowie von dem kleinen Kunden,
    ist es mutig und furchtlos.
    Viel zu oft sind wir damit beschäftigt: was können die anderen über mir denken.
    Es ist schön zu sehen wie „sorglos“ Kinder noch sein können.
    Man kann von den Kleinsten noch manches lernen😉

  4. Mich hat dieses Erlebniss auch sehr berührt...vielen lieben Dank dafür! Kurz vorher habe ich die Bibelstelle aus Philipper 4.19 gebetet,so empfinde ich es als Bestätigung,dass Gott mein Gebet erhört hat!
    Danke für die wertvollen Montagsgedanken♡

  5. Schön! Danke fürs Teilen.
    Mich beeindruckt deine 1. Reaktion, dass du angeboten hast, die restliche Summe auszugleichen, falls es nicht reicht.

  6. SO habe ich Philipper 4,19 noch nie gelesen….. das hat mich jetzt wirklich richtig aufgebaut, sind mir doch täglich die „Es reicht nicht „ meines Tun und Lassens schmerzlich vor Augen.
    Danke 🥰

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