Ich hatte gerade meine Tochter zur Schule gefahren, als ich mich entschloss, den nahegelegenen Park zu erkunden. Wir lebten zu der Zeit in den USA. Da ich mich nicht auskannte, fragte ich eine Frau nach dem Weg. Sie verstand mich nicht. Mir war klar, dass dies nicht an meinem Englisch lag, sondern daran, dass sie selbst kein Englisch verstand. Ich formulierte meine Frage auf Spanisch und ein großes Lächeln kam auf ihr Gesicht. Sie lud mich sofort ein, den Weg zum Park gemeinsam zu gehen. Ihr Name war Elia, sie war 32 Jahre alt und aus Mexiko. Sie war sehr mitteilungsfreudig und ich spürte, wie froh sie war, sich mit mir in ihrer Muttersprache unterhalten zu können. Wir verstanden uns von Anfang an sehr gut und beschlossen, in Zukunft gemeinsam im Park walken zu gehen.
Tatsächlich trafen wir uns ein- bis zweimal jede Woche. Ich erfuhr, dass Elia seit zwölf Jahren illegal in den USA lebte und jeden Tag mit ihrer Abschiebung rechnen musste. Die Situation war kompliziert. Sie verließ die Stadt nie und fuhr auch nur bestimmte Strecken wie zum Park oder zur Schule ihrer Kinder. Sie hatte drei Kinder, die alle drei in den USA geboren und somit amerikanische Staatsbürger waren. Ich fragte sie, wie sie mit dieser Situation zurechtkam und ob sie Angst hätte. Sie meinte, sie hätte keine Angst, denn sie würde darauf vertrauen, dass Gott sie beschützte. Ich war berührt von dieser Aussage. Sie erklärte mir Elias freies, unbekümmertes Wesen. Ich sagte ihr, dass ich auch gläubig sei, und fragte sie, ob sie mich in ihren Gottesdienst mitnehmen würde. Sie willigte freudig ein.
Am nächsten Sonntag nahm sie mich und meine Tochter mit in ihre Gemeinde. Es kam mir vor, als wäre ich in Mexiko: eine große Turnhalle voller mexikanisch-stämmiger Christen, die voller Andacht Gott priesen. Ich war überwältigt von der Gegenwart des Heiligen Geistes. Der Pastor machte in seiner Predigt klar, worauf es ankommt: Wir mögen alle arm sein, aber der Glaube macht uns reich. Diese tiefe Frömmigkeit beeindruckte mich. Elia war eine sehr einfache, bescheidene Frau, die sich selbst nicht so wichtig nahm.
Nach dem Gottesdienst lud Elia uns zu sich nach Hause ein. Sie hatte ein hübsches Häuschen. Es gab leckere Tortillas, Mole, Salsa Verde und Huhn, ein richtiges Festmahl. Die Familie war in einem fremden Land, in dem ich selbst auch Gast war, und nahm uns so herzlich auf, wie wir es vorher nicht erlebt hatten.
Jetzt, wo wir wieder in Deutschland leben, haben wir dank der modernen Medien noch regen Kontakt. Ich habe von Elia gelernt, mich auf Gottes Zusagen zu verlassen, mich ihm in Demut zu nähern und seine Liebe weiterzugeben. Das bedeutet keine Selbstaufgabe. Elia hat sich durchaus um sich und ihre Familie gekümmert. Aber es bedeutet, Gott in mein Herz zu lassen und ihm zu vertrauen.
Simone Schönung
10 Antworten
Wunderbare Geschichte - dieses "Gottvertrauen" gelingt mir leider nicht immer.
Danke für die herzerwärmende Geschichte.
Gott lässt uns Glaubens-Schwestern und Brüder treffen.
Diese Geschichte spornt mich richtig an, mich neu auf Gottes Zusagen zu verlassene und ihm voll zu vertrauen! Danke für den Aufsteller!
Eine tolle Erfahrung, die du mit Elia gemacht hast. Gottes Töchter und Söhne sollten sich immer so vorurteilsfrei auch im Glauben begegnen. Das würde uns alle reicher machen. Danke für diese Geschichte!
Danke für die Geschichte, Gottes Liebe ist wunderbar.
Wunderbar, wie Elia Gottes Liebe weitergegeben hat. Das spornt an.
Danke für diesen Beitrag.
Oh wie schön geschrieben. Eine wunderbare Geschichte - love it !
Wunderschöne Geschichte.
Mir fehlen die Worte. So schön beschrieben.
Eine tolle Ermutigung und Einladung Gott mit ganzem Herzen zu vertrauen.
Ich spüre Gottes unendliche und bedingungslose Liebe hier, da ich selbst aus Mexiko bin.
Vielen Dank für die schöne Geschichte.
Sehr berührend
ich bewundere Ihr Gottvertrauen! Danke für die schöne Geschichte.
Verena