Eine OP stand mir bevor. Da war etwas größer geworden, größer, als es durfte. „Es könnte etwas Bösartiges sein“, sagte der Arzt „Aber eigentlich kommen Sie ja regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen. Im Regelfall ist so etwas okay. Das sollte mich schon sehr wundern.“ In unserer Familie haben wir uns schon über einiges gewundert. Mich beruhigte diese Aussage wenig.
Der Termin im Krankenhaus war zügig ausgemacht, alle Verabredungen für den nächsten Monat abgesagt. In der Woche vor der OP brachte ich die Wohnung auf Vordermann und kämpfte mit der Angst. Oft betete ich und weinte leise in mich hinein. Irgendwann beim Staubsaugen im Flur wurde die Angst so übermächtig bedrängend, dass ich laut zu Gott sagte: „Herr, erbarme dich! Hilf mir! Sei mir gnädig!“ Da stand ich, den Staubsaugergriff in der Hand, das Geräusch des Gerätes nicht mehr beachtend, und hörte plötzlich in mir: „Du bist doch mein Schätzeken!“ Niemand außer mir war im Haus und auch draußen war es still. Aber die Worte waren ganz real und trösteten mich zutiefst. War mir Gott ganz unvermittelt so nahe gekommen?!
Jetzt heulte ich vor Freude und Dankbarkeit und brauchte erst mal einige Zeit, um mein Erstaunen zu verarbeiten. Denn: „Schätzeken“ hatte vor über 45 Jahren das letzte Mal meine Oma zu mir gesagt. Weder meine Eltern, mein Mann, noch sonst ein Mensch haben diese westfälische Verniedlichung je für mich benutzt. Und es dürfte auch nicht jeder tun, ohne von mir einen Anraunzer zu bekommen, denn ich bin nicht jedermanns Schätzeken! Dieses Wort sagte ausschließlich Oma zu mir: „Schätzeken, komm mal her, wir machen´s uns gemütlich!“
Und heute dieser Zuspruch für meine Seele! Ist Gott nicht genial und charmant? Er weiß mich zu überraschen und zu trösten. Denn vom Begriff „Schätzeken“ und seiner Bedeutung der Innigkeit für mich wusste außer mir nur er. Ich hatte bis dahin nie davon gesprochen. Und war verblüfft: Gott hat es wirklich drauf, mir seine Sanftheit, Liebe und Nähe zu zeigen! Ja, und er darf es auch immer und immer wieder zu mir sagen: „Schätzeken!“
Einige Jahre sind seither vergangen. Man sollte es nicht glauben, aber dieses wichtige Erlebnis war tatsächlich unter dem Alltagskram meines Lebens verschüttet. Doch als ich neulich folgenden Bibelvers las, leuchtet es warm und innig in mir auf und machte mein Herz zutiefst dankbar:
„Von fern her ist der Herr mir erschienen: ‚Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt`“ (Jeremia 31,3). Das heißt für mich auf Westfälisch: „Der Herr is von weit wech gekommen und sacht zu mir: ,Du bist doch mein Schätzeken!`“
Christine Schlagner
3 Antworten
Ja, wenn wir uns auch manchmal alleine fühlen und traurig über Dinge sind, die wir geduldig ertragen hilft uns doch Gott wenn wir in stillen Momenten alles zu ihm bringen was uns belastet und auswegslos erscheint. Auch wenn wir scheinbar keine Antwort oder Lösung bekommen dann scheint die Sonne mitten ins Gesicht. DAS ist dann meine Antwort Gottes. Wir sind geliebt.
Danke Christine für die Wiedergabe Deines Erlebnisses, es beruhigt und stärkt mich sehr. Auch ich habe ähnliches erlebt und eine Stimme gehört die zu mir gesprochen hat…..
Meine Frau sagte nur: "Dagegen gibt es Pillen."
Liebe Christine, Danke!
Gott ist die Liebe und er hat Humor(Wenn wir uns anschauen),