Montag, 19.10.2020

Im Lob vereint

Ich erinnere mich noch sehr gut an die geschichtsträchtige Zeit der Wiedervereinigung. Meine Familie wohnte damals in Hof, mein Mann war Polizist und ich hatte einen Minijob in einem Kaufhaus. Wir hatten beide unsere besonderen Erlebnisse der Grenzöffnung, die unsere Herzen berührten.
Das Winken zu den Insassen der vielen Trabis, als ich mit meinem Sohn spazieren ging. Die fassungslosen Kunden im Kaufhaus, als sie das Überangebot der Waren sahen. Unsere Tochter verschenkte eine ihrer Barbiepuppen, da diese restlos ausverkauft waren. Oder die oft herzzerreißenden Begegnungen, die mein Mann in seinem Dienst hatte. Doch das tiefste Erlebnis hatten wir als Familie, als wir in Karl-Marx-Stadt eine Ausstellung der Stiftshütte besuchten.
Sie war originalgetreu aufgebaut und es war sehr bewegend, in diesem großen Zelt zu stehen. Wir nahmen uns Zeit, alles genau zu betrachten und zu erfühlen, als draußen dunkle Wolken aufzogen. Die Stiftshütte war voller Menschen, aus Ost und West. Es dauerte nicht mehr lange, bis das erste Grollen eines Gewitters wahrgenommen wurde. Um die Stiftshütte herum standen große alte Bäume, die sich im Wind hin- und herbewegten. Das Gewitter wurde stärker und niemand mehr wollte den Schutz der Stiftshütte verlassen.
Die Atmosphäre war inzwischen sehr angespannt, man spürte förmlich, wie Angst sich in uns Menschen breitmachte. Man stand dichtgedrängt, Kinder fingen das Weinen an. Plötzlich ertönte eine Stimme, die das Lied „Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang, sei gelobt der Name des Herrn“ anstimmte. Es war atemberaubend. Zuerst Stille, dann klinkten sich, nach und nach, alle mit ein und es bildete sich ein großer gemeinsamer Chor!
Wir sangen dieses Lied immer weiter. Die Angst wich und es entstand eine Gemeinschaft zum Lobe Gottes! Nachdem das Gewitter vorbei war, löste sich die Menschenmenge auf –  aber im Herzen waren wir durch das gemeinsam Erlebte weiter verbunden.

Sigrid Lang

"Danke" an die Autorin

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4 Antworten

  1. Bei der Vorstellung dieser Situation bekam ich Gänsehaut . Ich denke der HERR war in dieser Situation anwesend. Der HERR ist mein Hirte, wovor sollte ich mich fürchten. Wunderbar, gelobt sei der Herr.

  2. Was für ein berührendes Erlebnis! Bei dem Gedanken, dass Menschen aus Ost und West dieses Lied miteinander gesungen haben, wird mir ganz warm ums Herz. Ich kann mir vorstellen, dass man dieses Geschehen nie wieder im Leben vergisst. „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir,“ Psalm 139, 5

  3. Eine wunderbare Geschichte. Soetwas zu erleben, muss einfach ergreifend sein. Möge es ähnliche Geschichten immer wieder und immer öfter geben.

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