Mein Mann und ich waren zu der Hochzeit meiner Freundin eingeladen. Wir reisten schon am Vorabend an und nahmen uns ein Hotelzimmer, damit wir am Hochzeitstag keine lange Anfahrt mehr haben würden und im Hotel in aller Ruhe die letzten Programmbeiträge vorbereiten konnten.
Am Samstag gingen wir dann ganz entspannt zur Location und waren sogar über eine Stunde zu früh vor Ort. Als wir auf dem Hof der Gemeinde ankamen, trauten wir unseren Augen kaum: Das Festzelt, das für die Hochzeit gemietet worden war und in dem das Essen geplant war, war über Nacht eingekracht. Es hatte in dieser Nacht nämlich plötzlich angefangen zu schneien und der schwere Schnee hatte die Stangen des Zeltes an den Schweißnähten einbrechen lassen. Man konnte das Zelt also auch nicht mehr aufbauen.
Meinem Mann und mir war sofort klar: Wir müssen helfen! Die ersten Gäste und Verwandten des Brautpaares fingen an, die Tische und Stühle unter dem Zelt hervorzuholen und ins Gemeindegebäude zu tragen. Wir bauten so schnell es ging mit vereinten Kräften ein Büfett auf und stellen die Essensbehälter und den Nachtisch bereit. Ich war zwar schon auf unzähligen Hochzeiten gewesen, aber noch nie bin ich so viel hin und her gelaufen wie auf dieser! Und das, bevor der offizielle Teil überhaupt begonnen hatte.
Das Besondere an diesem Tag war, dass der Trauspruch, den sich das Hochzeitspaar ausgesucht hatte, perfekt zu den Geschehnissen passte: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade“ (Johannes 1,16).
Wäre das Zelt nicht in der Nacht eingekracht, dann wäre es vielleicht am folgenden Tag eingebrochen, während die Menschen darunter gesessen hätten. Hätten wir Gäste nicht so zusammengehalten und geholfen, hätte ich nicht in so kurzer Zeit mit so vielen Menschen gesprochen, die ich nicht kannte. Wäre Gottes Bewahrung und Souveränität nicht so extrem sichtbar gewesen, hätten viele die Hochzeit vielleicht schnell wieder vergessen. Gerade dadurch, dass Gott es zugelassen hat, dass das Zelt einkracht, lief die Hochzeit mit viel Freude, Spontanität und Zusammenhalt ab.
Es ist Gottes Gnade gewesen, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Dass mein Mann und ich zur rechten Zeit am rechten Ort waren, um beim Aufräumen zu helfen. Dass in dem Trubel keine Streitigkeiten oder Diskussionen entstanden sind. Dass wir mit Gottes Kraft nach vorn schauen konnten und nicht auf die Umstände um uns herum. Es ist Gottes Gnade, dass wir seine Liebe und Hilfe erfahren dürfen.
Ich wünsche mir, in dem Bewusstsein zu leben, dass jeder Tag ein Geschenk Gottes ist. Ich darf seine Gnade erleben und mich darüber freuen. Auch wenn die Umstände vielleicht nicht schön sind, in denen ich gerade stecke, oder es nicht nach Plan läuft: Gottes Gnade ist immer noch größer.
2 Antworten
Vielen Dank für diese Ermutigung. Das habe ich gebraucht - auch noch am Dienstag.
Eine wunderbare Bewahrung die mich grade sehr bewegt hat! Auch die Gegenüberstellungen- dass man alles auch von einer ganz anderen Seite betrachten kann. Das erinnert mich auch an Römer 8, Vers 28! Danke für diesen Bericht! Liebe Grüße!